GELD-Magazin, Nr. 1/2023

Alternative Investments Award 2023 Alle Gewinner ab Seite 68. Österreichische Post AG | MZ 03Z035262 M | 4profit Verlag GmbH, Rotenturmstraße 19/1/29 B, 1010 Wien | Ausgabe Nr. 1/2023 | 6,90 Euro Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Blockchain + Alternative Investments + Versicherungen DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE Anleihen wieder attraktiv Fixverzinste mussten 2022 kräftig Federn lassen. Jetzt sind sie wieder auf Kaufniveau. Megatrend Neue Energien Energiekrise und Klimawandel treiben die Branche an. Wie Sie am besten daran mitverdienen. Boom oder Crash? WAS UNS 2023 NOCH BRINGEN WIRD: Wie sich Fondsmanager positionieren und was sie Anlegern jetzt empfehlen.

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Ausgabe Nr. 1/2023 – GELD-MAGAZIN . 3 Die Börsen steigen bereits wieder seit Anfang Oktober – die Energiekrise und die hohe Inflation scheinen überwunden zu sein. Die Teuerung ist seit dem vierten Quartal 2022 rückläufig. In Europa fiel sie von 10,6 Prozent im Oktober auf 8,5 Prozent im Jänner – vor allem durch die niedrigeren Energiepreise. Der Spotpreis für Gas in Europa (TTF Natural Gas Future) gab von seinem Hoch bei 340 Euro je MWh im August auf derzeit rund 55 Euro nach und notiert damit bereits unter dem Niveau von vor Beginn des Ukraine-Krieges. Trotz Inflationsrückgangs liegt die Inflation in Europa (in Österreich lag sie übrigens im Jänner bei 11,1 Prozent) aber immer noch weit entfernt vom Zwei-Prozent-Ziel der EZB. Die Märkte feiern zwar bereits den Zinsgipfel, wobei sich dieser aber eher später als früher einstellen wird. In den USA gab die Inflation im Jänner von 6,5 auf 6,4 Prozent zwar weiter nach, aber auch weniger stark als auf die erwarteten 6,2 Prozent. Diesem Themenkreis widmen wir uns ab Seite 8. Trotz wieder möglicher Marktkorrektur sollte man als Anleger die Büchse nicht ins Korn werfen, es gibt noch immer bzw. wieder zahlreiche lukrative Investmentmöglichkeiten, wie sie sich z.B. in Asien – aufgrund der Aufgabe der NullCovid-Politik Chinas – auftun. Um einen Überblick zu erhalten, fragten wir zahlreiche Investmentprofis zu deren Einschätzungen für die kommenden Monate. Die aufschlussreichen Interviews lesen Sie ab Seite 22. Auch Anleihen sind mit den steigenden Zinsen wieder interessant geworden (ab Seite 38) oder auch das Segment der Neuen Energien (Artikel dazu ab Seite 30). Und nicht zuletzt finden Sie in der aktuellen Ausgabe des GELD-Magazins ab Seite 68 alle Gewinner des Alternative Investments Award 2023. Die besten Fonds, die von steigenden und fallenden Kursen profitieren und daher annähernd marktneutrale Verhalten aufweisen, über abgesicherte Aktien- und Anleihenfonds bis hin zu konservativen Multi Strategie-Produkten. Zusätzlich widmen wir uns Alternativen Investments im weiteren Sinn: Immobilien- und Immoaktienfonds sowie Investments in Rohstoffe und Energien. Letztere z.B. boomten im vergangenen Jahr, während die Börsen nach unten rauschten. Das ist aber auch der Sinn von Alternativen Investments. Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Guter Jahresstart editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 19/1/29B, 1010 Wien T: +43/676/570 95 10 · E: [email protected] · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mar io Franz in, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wol fgang Regner, Mor i tz Schuh MSc, Mag. Chr ist ian Sec, LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO CYCLONE/stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · BACKOFFICE & EVENTMARKETING Ivana Jovic · IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir · DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/699/1922 0326 · [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.

BRENNPUNKT 06 Kurzmeldungen Erdbeben: Historische Katastrophe + China-­ Zwist: Ballon des Anstoßes. 08 Stagflation Niedriges Wachstum und hohe Inflation – ob das wohl gutgeht? 12 Energiekrise Erst der Winter 2023/24 könnte für Europa wirklich hart werden. WIRTSCHAFT 16 Kurzmeldungen Knappe Arbeitskräfte: Problem ohne Grenzen+Steuertricks: Milliardenverluste. BANKING 18 Kurzmeldungen Zinsen: Höhepunkt in Sicht + Sparquote: Wieder imSinkflug. MÄRKTE & FONDS 20 Kurzmeldungen Aktien: Europa im Vorteil + Anleihen: Wieder einen Blick wert. 22 InterviewAbdelak Adjriou Der Carmignac-Fondsmanager sieht Investmentchancen trotz geringenWachstums. 24 Investment-Umfrage 2023 Experten erklären, wo die größten Risken und besten Anlagemöglichkeiten liegen. 28 Akademisch anlegen So kommt man zu einem feinenMulti-AssetPortfolio: Die Strategien der Elite-Unis Yale und Harvard auf den Punkt gebracht. 30 Klimawandel Strategien im Kampf gegen die Erderwärmung: Interessante Fonds und Aktien. 34 Immobilien-Aktien Betongold hat wieder Saison: Fonds sorgen für die richtige Titelauswahl. 38 Anleihen Bonds are back! Die Renditeerwartungen steigen wieder. Jetzt kommt es auf die richtige Auswahl an. 42 Rohstoff-Radar Erdöl: Von China profitieren + Gold: Ein Minderleister? + Kupfer: Gute „Diagnose“ +Lithium: Elektro-Boom. Abdelak Adjriou, Anleihenexperte bei Carmignac über schwaches Wachstum und Investments. Seite 22 Ausgabe Nr. 1/2023 inhalt Offenlegung gemäß §25 Med.G. GELD-Magazin erscheint 6x jährlich Medieneigentümer: 4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 19/1/29 B T: 0043/699/1922 0326, E: [email protected]; www.geld-magazin.at Eigentümer der Gesellschaft: Mario Franzin, Snezana Jovic; Geschäftsführer: Mario Franzin, Snezana Jovic Chefredakteur: Mario Franzin Verlagspostamt: A-1010 Wien, Fleischmarkt 19 Unternehmensgegenstand: a) Die Herausgabe von periodischen Druckwerken, insbesondere von Publikumszeitschriften im Themenbereich „Finanzmarkt“, deren Produktion als Medieninhaber und Verleger, der Verlag von Druckwerken und Büchern sowie die vertragliche Erbringung von Verlagsfunktionen gegenüber Dritten einschließlich der Gestaltung von Medien und anderen Druckwerken, deren Anzeigenverwaltung und Anzeigenakquisition, des Drucks und des Vertriebs. b) Der Buch-, Kunst- und Musikalienhandel sowie die Verwertung von Urheberrechten, Ausführungsrechten und verwandten Schutzrechten. c) Die Ausstellungsgestaltung und -verwertung, die Organisation von Veranstaltungen, die Verwertung von Verlagsrechten und jedweden Lizenzrechten, die geeignet sind, dem Geschäftsgegenstand dienlich zu sein. d) Die Beteiligung an Unternehmen jedweder Art, die geeignet sind, dem Geschäftsgegenstand dienlich zu sein, insbesondere an Verlagen und Medienunternehmen. Erklärung über die grundlegende Richtung: Unabhängige Wirtschaftszeitschrift zur Information der Leser speziell im Themenbereich „Geldanlage“. Das Copyright der Artikel liegt beim 4profit Verlag. Namentlich gezeichnete Beiträge müssen sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder kann keine Haftung übernommen werden bzw. es entfallen sämtliche Honoraransprüche. Rücksendungen erfolgen nur gegen beiliegendes Rückporto. Titel und Vorspänne stammen in der Regel von der Redaktion. Credits: beigestellt; CYCLONE/stock.adobe.com 4 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2023

AKTIEN 44 Kurzmeldungen Flughafen Wien: IFM stockt auf + RBI: Ausstieg aus Russland gefordert. 46 Weltbörsen USA: Starker Arbeitsmarkt + Europa: EZB auf „Falkenflug“ + China: Konjunktur zieht an+ Japan: Aus für Nullzins-Politik? 48 Anlagetipps Swatch: Zeit für Wachstum + Microsoft: Kursschub durch Künstliche Intelligenz + Medical Properties: Lukrative Gesundheit. 50 Börse Deutschland Der Rückgang der Energiekosten lässt die Stimmung in Frankfurt steigen. 52 BörseWien Mit Aktien gegen die Inflation ankämpfen: Hohe Dividenden winken! 55 Hauptversammlungen Corona hat den Stein angestoßen: Das Gesetz für virtuelle Aktionärsversammlungen sollte jetzt einenMeilenstein legen. IMMOBILIEN 56 Kurzmeldungen Wohnungspreise: Anstieg verlangsamt + Hotelmarkt: Gute Entwicklung. 58 Kredite Neues Gesetz: Senioren soll die Immobilienfinanzierung leichter gemacht werden. VERSICHERUNG &VORSORGE 60 Kurzmeldungen. Pensionskassen 2022: Performance im Minus +BU: Dialog erneut ausgezeichnet. 61 FLV-Listing Der monatliche Überblick zu fondsgebundenen Lebensversicherungen. 62 Unterversichert Vorsicht: Schützt Ihre Polizze gegen Unterdeckung bei hoher Inflation? BLOCKCHAIN 64 Kurzmeldungen Bitcoin: Institutionelle schlagen zu + Kraken: Kryptobörse feuert Mitarbeiter. 66 Bitcoin-Mining Nach der starken Korrektur 2022 kommt wieder Schwung ins Geschäft. 82 Buchtipps Thomas Piketty: Gleichheit + Christian von Gaertringen: Die Neuordnung der Welt. ALTERNATIVE INVESTMENTS AWARD 2023 68 Parade der Sieger Die politische Lage bleibt nach wie vor sehr angespannt, die Börsenentwicklung ist unsicher. Ein guter Zeitpunkt, um alternative Veranlagungsformen in den Fokus zu rücken. Das GELD-Magazin zeichnet wie jedes Jahr die besten Produkte aus. COVERSTORY Experten-Umfrage Seite 24 Ausgabe Nr. 1/2023 – GELD-MAGAZIN . 5

0 BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Credits: beigestellt/Archiv; Hasan/stock.adobe.com China-Comeback Zwistigkeiten Ballon des Anstoßes. Prinzipiell schätzen Experten die Abkehr Pekings von seiner Null-Covid-Politik positiv ein. Allerdings meint Olivier de Berranger, CIO bei LFDE: „Die chinesische Wirtschaft öffnet sich erneut. Doch wird sie einen ähnlichen Boom erleben, wie die der westlichen Länder nach der Aufhebung der Lockdowns? Das ist alles andere als sicher.“ Denn die Sparquote sei nach wie vor sehr hoch und bremse den Konsum. Weiters waren die Erzeugerpreise im Jänner gegenüber dem Vorjahr weiterhin rückläufig – ein Beleg dafür, dass die Spannungen in den Fertigungsprozessen noch spürbar sind. Auf politischer Ebene sind noch besonders delikate Ereignisse hinzugekommen: Offensichtlich werden reihenweise chinesische Ballons abgeschossen. Ob sie der Spionage dienen, weiß Peking alleine. Schwere Verwüstungen. Die Erdbebenkatastrophe in Syrien und der Türkei kostet zehntausende Menschenleben, eine Tragödie ohne Ende. Es soll in diesem Zusammenhang nicht zynisch klingen, dass auch die materiellen Schäden enorm ausfallen und internationale Solidarität erfordern. (Auch wenn das nicht ins Denkschema mancher Politiker passen sollte.) Jetzt kann der Finanzierungsbedarf für den Wiederaufbau natürlich noch nicht eingeschätzt werden, Zahlen aus der Vergangenheit legen allerdings nahe, dass Milliardenbeträge in die Hand genommen werden müssen. So richtete der Hurrikan Katrina im Jahr 2005 in den USA einen volkswirtschaftlichen Schaden von 163,6 Milliarden Dollar an. Beim Hurrikan Harvey, ebenfalls in den Vereinigten Staaten, waren es 2017 über 96 Milliarden Dollar. Das sind natürlich Spitzen, aber durchaus keine Einzelfälle: Stürme, Waldbrände, Überflutungen und andere Naturkatastrophen haben alleine 2022 weltweit finanzielle Verluste in Höhe von mehr als 250 Milliarden Euro hervorgerufen. Die Tendenz wird weiter zunehmen, wie die Experten des großen Rückversicherers Munich Re befürchten. An die 100 Milliarden Schäden pro Jahr seien für die Versicherungssparte bereits so etwas wie die neue Realität. Natürlich sind nicht alle diese Katastrophen mit der Erderwärmung verbunden – siehe Erdbeben, Extremwetter etc. –, werden aber durch Klimasünden befeuert. Glück im Unglück. Zwar dürfte sich der globale Konjunkturzyklus verschlechtern, die ganz harte Landung der globalen Ökonomie sollte uns aber erspart bleiben. Jim Cielinski, Fixed Income-Chef bei Janus Henderson Investors, meint, dass die nachlassende Teuerung die Situation verbessert habe: „Am Rande sei gesagt, dass der Inflationsrückgang ein sehr willkommenes Ereignis ist, das die Wucht des Abschwungs verringern könnte. Allerdings kommt er zu spät, um eine weitere Verschlechterung des Zyklus zu verhindern.“ Wichtiger Nachsatz: „Wir sind noch nicht über den Berg, auch wenn die rückläufige Inflation der letzten drei Monate eine entscheidende Voraussetzung für die von den Investoren erhoffte weiche Landung ist.“ Jetzt könnte man süffisant anmerken: Nichts Genaues weiß man nicht. Aber das ist an den Finanzmärkten nichts Neues. Positiv ist jedenfalls, dass sich die Prognosen im Vergleich zum Vorjahr verbessert haben. Jim Cielinski, Global Head of Fixed Income, Janus Henderson Wirtschaft: Sanfte Landung Erdbeben: Historische Katastrophe 6 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2023 Not amused. Die jüngsten Zahlen zum britischen BIP zeigen, dass UK im vierten Quartal 2022 mit einem Wachstum von null Prozent nur knapp eine Rezession vermeiden konnte. James Lynch, Investment Manager bei Aegon AM, kommentiert: „Es ist ziemlich schwierig, die Details zu interpretieren oder hochzurechnen, da sich die Auswirkungen der Streiks in Großbritannien bereits bemerkbar machen könnten.“ Im Großen und Ganzen sieht er jedenfalls „ein träges Wachstumsbild und eine geringe Dynamik bis zum Beginn des Jahres 2023“. Die durchwachsene Bilanz hat auch die BrexitEuphorie (soweit sie überhaupt vorhanden war) deutlich eingetrübt: Laut einer Umfrage der Zeitung „The Independent“ wünschen sich 65 Prozent der Briten eine Wiederholung des Referendums von 2016. 56 Prozent der Befragten meinen, dass der Austritt aus der Europäischen Union der britischen Wirtschaft schade. Dass UK den Exit vom Brexit wagt, ist dennoch unwahrscheinlich. James Lynch, Investment Manager bei Aegon AM Großbritannien: Mehrheit gegen Brexit

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Die gute Nachricht vorweg: Eine tiefe Rezession dürfte uns 2023 erspart bleiben. Dafür sprechen die empirischen Daten aber auch logische Argumente. Stefan Ederer, Experte für Makroökonomie und europäische Wirtschaftspolitik am Wifo, analysiert im Gespräch mit dem GELD-Magazin die Situation: „Im Vorjahr sahen wir bis zum Sommer sehr solides Wachstum. Das hängt mit Covid-Nachholeffekten und unserer exportorientierten Industrie zusammen, die von der internationalen Dynamik profitierte. Dann kam es aber zu einer wirtschaftlichen Vollbremsung, ausgelöst durch die hohen Energiepreise. Das dritte Quartal war bereits schwach, im vierten Quartal 2022 sahen wir eine Schrumpfung des BIP.“ Auch im ersten Quartal 2023 rechnet der Ökonom mit einem BIP-Rückgang, dann sollte aber bereits die konjunkturelle Verbesserung einsetzen, nicht zuletzt aufgrund einer Entspannung bei den Energiepreisen, die schneller zurückgehen als zuvor erwartet. Stagflation statt Rezession Ederer: „Für das Gesamtjahr bedeutet das ein schwaches Wachstum bei hoher Inflation. Wenn eine Rezession da ist, dann jetzt (nach der Definition: zurückgehende Wirtschaftsleistung in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen, Anm). Die Erholung sollte aber schon im Frühjahr starten, auch die Inflation wird zurückgehen, was wiederum mit den Energiepreisen zusammenhängt.“ Längerfristig sollte sich die Inflation normalisieren, vorausgesetzt es kommt zu keinen weiteren geopolitischen Eskalationen. Der Experte könnte sich 2024 eine Inflationsrate mit einer Zwei vor dem Kommazeichen vorstellen. Allerdings bedeutet schwaches Wachstum bei hoher Inflation doch Stagflation? Ederer sagt dazu: „Das klingt dramatischer als es ist, die Ängste erscheinen mir brennpunkt . Wirtschaftsausblick Das neue Schreckgespenst Die Rezession dürfte milder ausfallen als befürchtet. Dafür spukt ein neues Gespenst herum: Die Stagflation. Wie schlimm ist niedriges Wachstum bei relativ hoher Inflation? Experten sehen das Szenario ziemlich gelassen. Harald Kolerus Credits: beigestellt; niphon/stock.adobe.com 8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2023 „Das Wort Stagflation klingt dramatischer als es ist, die Ängste erscheinen mir übertrieben. “ Stefan Ederer, Ökonom am WIFO

Kleines Lexikon Rezession Sie liegt vor, wenn das BIP-Wachstum in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen negativ ist. Genau genommen spricht man dann von einer „technischen Rezession“, die gar nicht so selten und wenig dramatisch ist. Denn auf die Phase des Rückgangs folgt in der Regel wieder der Aufschwung. Schlimm ist hingegen eine „tiefe Rezession“. Hier kommt es zu breiten Problemen am Arbeitsmarkt, in Industrie, Handel etc. So eine scharfe Rezession soll 2023 aber laut der überwiegenden Mehrheit der Ökonomen nicht auf uns zukommen. Depression Die wirtschaftliche Depression kann auf die Rezession folgen. Im Gegensatz zur Rezession geht das Volkseinkommen absolut zurück. So ein Szenario ist aber nicht in Sicht. Stagflation Darunter ist das gleichzeitige Auftreten von wirtschaftlicher Stagnation (inklusive hoher Arbeitslosigkeit) und Inflation zu verstehen. Erfreulich ist in der aktuellen Situation, dass sich der Jobmarkt als robust erweist. Das Phänomen der Stagflation ist im Zuge des OPEC-Ölpreisschocks der 1970er Jahre aufgetreten und geistert seither als Schreckgespenst herum. Gegenwärtig dürften die Energiepreise ihren Höhenflug aber nicht so lange fortsetzen, in einigen Bereich sind sie sogar schon gefallen. Somit verliert die Angst vor der Stagflation ihre Schärfe. übertrieben. Die Notwendigkeit hier entgegenzusteuern sehe ich nicht. Denn mit den längeren Phasen schwachen Wachstums und hoher Inflation aus den 1970er Jahren lässt sich die aktuelle Situation nicht vergleichen, weil der Schock auf die Energiepreise kurzfristiger ist. Hier ist wie erwähnt ab dem Frühjahr Entspannung in Sicht und die Wirtschaft sollte anziehen.“ Gebremste Inflation Das GELD-Magazin wollte auch von Karsten Junius, Chef-Ökonom bei J. Safra Sarasin, wissen, für wie wahrscheinlich er das Szenario einer Stagflation hält? Der Fachmann: „Aktuell befinden wir uns eher in einer Disinflationsphase, also in einer Zeit, in der die Inflationsraten tendenziell fallen. Die nun wieder niedrigeren Energiepreise werden dazu beitragen, dass diese Phase bis Mitte des Jahres anhält. Dies gibt den Finanzmärkten zunächst einmal etwas Schwung, da die Furcht vor weiteren starken Zinserhöhungen der Zentralbanken zurückgeht.“ Der Experte zeigt sich aber skeptisch, ob der Inflationsrückgang schnell und stark genug ist, dass die Zentralbanken sich keine Sorgen mehr über Zweitrundeneffekte zu machen brauchen: „Die Arbeitskräfteknappheit ist weiter sehr hoch, sodass höhere Tarifabschlüsse nicht verwundern würden. Dies würde die Nachfrage zwar stabilisieren, aber auch den Inflationsdruck hoch halten.“ Mit Blick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung dies- und jenseits des Atlantiks meint Junius: „Das Wachstum in den USA wird unseren Prognosen nach in diesem Jahr mit minus 0,4 Prozent deutlich niedriger ausfallen als im Euroraum mit plus 0,5 Prozent. Dazu trägt stark die restriktivere Geldpolitik der Fed bei, von der wir starke Bremswirkungen bereits am Immobilien- und Bausektor beobachten können. Das verarbeitende Gewerbe schwächelt ohnedies schon. Eine Rezession halten wir in den USA daher für sehr wahrscheinlich. In Europa, wo bislang die Energiepreise die größte Gefahr für die Konjunktur waren, könnten wir auch dank einer stärkeren Nachfrage aus China um eine Rezession knapp herumkommen.“ Zeitreise in die 70er Aber kehren wir nochmals zum Ausgangspunkt Stagflation zurück: Was bedeutet niedriges Wachstum bzw. Rezession plus Inflation für die Volkswirtschaft und Notenbankpolitik? Gibt es dazu auch historische Beispiele? Junius: „Konjunkturelle Abschwünge hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Sie müssen aber nicht jedes Mal so dramatisch sein wie nach dem Platzen der Immobilienpreisblase vor rund 15 Jahren. Damals haben eine hohe Verschuldung der privaten Haushalte zuEs mehren sich die Anzeichen dafür, dass Österreich über das Gesamtjahr 2023 gesehen nicht in die Rezession stürzen wird. Im vierten Quartal 2022 schrumpfte das BIP, auch im heurigen ersten Quartal ist ein Rückgang zu erwarten. Dann sollte die Konjunktur aber leicht anziehen. BIP Österreich: Abgesagte Rezession Ausgabe Nr. 1/2023 – GELD-MAGAZIN . 9 Quelle: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen Saison- und arbeitstagsbereinigt, gemäß Eurostat-Vorgabe 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% -2% -4% -6% -8% -10% -12% -14% 0% Veränderung ggü. dem Vorquartal Veränderung ggü. dem Vorjahr

10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2023 brennpunkt . Wirtschaftsausblick „Aktuell befinden wir uns eher in einer Disinflationsphase, also in einer Zeit, in der die Inflationsraten tendenziell fallen.“ Karsten Junius, Chief Economist bei J. Safra Sarasin sammen mit einem nicht ausreichend wachsamen und schlechter regulierten Bankensektor zu einem starken und plötzlichem Nachfrageeinbruch geführt.“ Im aktuellen Konjunkturzyklus seien aber zumindest die Bilanzen der privaten Haushalte und der Banken recht solide. „Für Phasen sehr hoher Inflation müssen wir bis zu den 1970er Jahren zurückblicken. Damals haben die Zentralbanken die Geldpolitik immer wieder zu schnell gelockert, sodass der Inflationsdruck sehr lange nie ganz zurückgegangen ist. Diesen Fehler werden die Zentralbanken heute nicht wiederholen wollen. Wir gehen daher davon aus, dass sie im Zweifelsfall ihre Zinsen eher zu lange im restriktiven Bereich lassen“, so Junius. Langsames Einpendeln Für die Volkswirtschaft bedeutet laut dem Ökonomen eine zu lange Phase restriktiver Geldpolitik leider auch, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage gedämpft bleibt: „Bis wir wieder in einem Normalzustand mit ausgelasteten Kapazitäten und Inflation genau im Zielbereich der Zentralbanken sind, dürfte es also noch eine Weile dauern. Angesichts des außergewöhnlichen Schocks, den die Pandemie auf die Weltwirtschaft hatte, dürfte es aber auch nicht erstaunen, dass wir nun einige Zeit brauchen, bis sich wieder alles wie gewohnt einpendelt.“ Bleibt noch die Frage zu klären, welche Auswirkungen die gegenwärtigen Entwicklungen für Investoren haben. Welche Asset-Klassen, welche Strategien sind interessant? Zinsanstieg nützen Junius meint dazu: „Investoren können aktuell natürlich von dem Zinsanstieg profitieren. Erstklassige Unternehmen und Staatsanleihen bieten Zinsen, von denen wir noch vor einem Jahr nicht zu träumen gewagt haben. Solange die europäische Wirtschaft nicht in eine schwere und lange Rezession rutscht, dürften sie gute Anlagemöglichkeiten bieten. Auch Gold halten wir für attraktiv. Während der Zinsanstieg und der starke Dollar den Goldpreis letztes Jahr noch gebremst haben, sollten diese Belastungsfaktoren nun wegfallen. Bei Aktien sind wir vorsichtig und bevorzugen defensivere Strategien und Märkte. Für attraktiv halten wir wegen des hohen Zinsniveaus aber Banktitel und wegen der Öffnung Chinas Titel aus den Emerging Markets.“ Scheibchen abgeschnitten Fazit: Die wirtschaftliche Entwicklung sieht momentan viel freundlicher aus, als das Wirtschaftsforscher vor Beginn des Winters prognostiziert hatten. Auch die Stagflation sollte in den Griff zu kriegen sein. Wobei natürlich der weitere Verlauf des UkraineKriegs als Damoklesschwert über der ganzen Welt hängt. Und nicht zu vergessen: Bereits jetzt ächzen vor allem finanziell schwächer gestellte Haushalte unter der Inflation. Wobei es zunehmende Kritik gibt, dass die hohen Preise nicht nur von den Energiekosten und Lieferschwierigkeiten beeinflusst werden. Sprich: Die Vermutung liegt nahe, dass Unternehmen mit entsprechender Marktmacht sich „ein Scheibchen“ abschneiden. Joel Tölgyes, Ökonom am Momentum Institut: „Wir haben genau das jüngst untersucht und konnten feststellen, dass viele Unternehmen ihre Preise über die gestiegenen Vorleistungspreise – also etwa Energiepreise – hinaus erhöht haben.“ Hierauf sollte die Politik ein Auge werfen. Das Momentum Institut vermutet, dass viele Unternehmen im Windschatten der hohen Energiepreise nicht nur die steigenden Kosten an ihre Kunden weitergegeben haben. Sie erhöhten auch ihre eigenen Preismargen, es kam zu Gewinn-Inflation. Credit: Archiv Teuerung:Welche Branchen die Preise für ihre heimische Produktion erhöhten (3. Quartal 2019 bis 3. Quartal 2022) Quelle: Momentum Institut Energie (inkl. Wasser/Bergbau) Industrie Kommunikation Immobilienwirtschaft Unterhaltung, Haushalte Wirtschaftliche Dienstleistungen Erziehung, Gesundheit, Verwaltung Finanzsektor Gesamt Handel, Verkehr, Gastronomie, Beherbergung Bau 42% 2% 3% 5% 7% 8% 9% 11% 12% 19% 34% 36% Land und Forstwirtschaft

Eine Information der HYPO NOE Landesbank für Niederösterreich und Wien AG, 3100 St. Pölten, Stand 01/2023 Werbung GRÜN. INVESTITIONSKREDIT. LANDESBANK. UNTERNEHMEN. VORTEIL. GRÜNE INVESTITIONEN - DER LOGISCHE NÄCHSTE SCHRITT FÜR UNTERNEHMEN. Wollen Sie von dem Angebot für Ihr grünes Investitionsvorhaben mit Refinanzierung durch den HYPO NOE Green Bond profitieren? Kontakt: Dr. Manfred Seyringer T. 05 90 910 - 1462 E-Mail: [email protected] www.hyponoe.at Ihre Landesbank für ganz Osterreich!

Fast könnte man meinen, über den Energiepreisen zieht die Sonne auf: Der heurige Winter verlief über weite Strecken mild, die Speicher sind gut gefüllt und der österreichische Gas-Großhandelspreisindex sank im Februar 2023 das vierte Monat in Folge. Ist somit alles eitel Wonne und die Energiekrise überwunden? Leider nein. Zu früh gefreut Positiv ist, dass ausgehend der derzeitigen Nachfrage Europa im Frühjahr 2023 noch über 30 bis 50 Milliarden Kubikmeter Gas in Speichern verfügen dürfte – eine weitaus bessere Position, als man sich noch vor wenigen Monaten vorstellen konnte. Das bedeutet, dass Europa in diesem Winter wahrscheinlich nicht mit einer größeren Energiekrise konfrontiert sein wird. Allerdings ist das noch keine „Siegeserklärung im Energiekrieg“, wie Justin Thomson, Investmentexperte bei T. Rowe Price, meint: „Europa steht immer noch vor der großen Herausforderung, seinen Energiebedarf im Winter 2023/2024 und darüber hinaus zu decken. Die Zeit, in der Russland als Hauptlieferant des europäischen Energiebedarfs fungierte, ist vorbei – es gibt keinen Weg zurück zum Status quo vor dem Ukraine-Krieg. Europas künftiger Energiebedarf wird auf andere Weise gedeckt werden müssen.“ Und hier beginnt die Krux, denn langfristig sollen Erneuerbare Energien die russischen Importe ersetzen, aber diese Aussicht ist noch einige Jahre entfernt. LNG:Teure Lösung Als kurzfristige Alternative steht Flüssiggas nur begrenzt zur Verfügung, Thomson dazu: „Wenn Europa im Frühjahr noch über 50 Milliarden Kubikmeter Gasvorräte verfügt, muss es erneut eine sehr große Menge LNG anziehen, um die Zeit bis zum Frühjahr 2024 sicher zu überbrücken. Bei der derzeitigen Nachfrage würde dies bedeuten, dass Europa 30 Prozent des weltweiten LNGMarktes bzw. 35 Prozent des weltweiten Spotmarktes an sich ziehen müsste, wenn man die bereits vertraglich vereinbarten Mengen herausrechnet.“ Die weltweite Nachfrage nach LNG dürfte laut dem Experten 2023 steigen, vor allem wenn China seine „Null-Covid“-Politik lockert. Dabei ist LNG bereits jetzt sehr teuer, man muss kein Prophet sein, um vorherzusehen, dass die Preise weiter anziehen werden. Hinzu kommt, dass es in Europa derzeit nur begrenzte Kapazitäten für die Verarbeitung von LNG-Importen gibt. Der Ausbau einer neuen LNGInfrastruktur wird Jahre dauern. Es liegt somit auf der Hand, dass zumindest kurzBRENNPUNKT . Energieversorgung Krise nur aufgeschoben? Der nächste Winter kommt bestimmt. Erst dann könnte die Energieversorgung wirklich hart werden, befürchten Experten. Österreich und Europa suchen fieberhaft nach Alternativen zu Putins Gas. HARALD KOLERUS Die Gasspeicher in Österreich sind prall gefüllt, das könnte sich aber ändern. Credit: astora 12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2023

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Trotz des Konflikts in der Ukraine sind aus aktueller Sicht keine Störungen der Versorgung österreichischer Endkunden zu beobachten, heißt es seitens Austrian Gas Grid Management. So soll es bleiben: Beruhigend, dass die heimischen Speicher zumindest jetzt prall gefüllt sind. Gasspeicher sind gut gefüllt Quelle: AGGM Austrian Gas, Grid Management AG Füllstand total 10% 0% 01.04. 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 01.05. 01.06. 01.07. 01.08. 01.09. 01.10. 01.11. 01.12. 01.01. 01.02. 01.03. 2022/23 2013/14 - 2021/22 2021/22 „Wir müssen davon ausgehen, dass das Angebot an Gas 2023 noch kleiner sein wird als 2022.“ Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur Credits: AEA; DJE; APG/Caro Burger fristig auf Kohle, und Atomkraft zurückgegriffen werden muss. Auch Fracking könnte eine Renaissance feiern. Im Sinne der Nachhaltigkeit alles keine astreinen Lösungen. HarterWinter Die Prognosen fallen somit eher düster aus: „Der nächste Winter wird für Europa wahrscheinlich härter werden als der aktuelle“, befürchtet auch Bobby Chada, Anlageexperte bei der Capital Group. Die Begründung: „Bis Mitte August 2022 hat Russland noch Gas nach Europa geliefert, es ist unwahrscheinlich, dass das auch 2023 noch der Fall sein wird. Der nächste Winter wird zu schaffen sein, aber die Gasversorgung wird für Europa komplexer.“ Chada rechnet damit, dass der Gaspreis – trotz einer Entspannung in den letzten Monaten – viel höher sein wird, als wir das in der Vergangenheit gewohnt waren: Eine Verdoppelung bis Verdreifachung im Vergleich zur Zeit vor der Ukraine-Invasion erscheint ihm möglich. Ebenfalls nicht sehr optimistisch äußerte sich Stefan Breintner, Fondsmanager bei DJE in seinem Jahresausblick: „Doom-Szenarien von Blackouts haben sich glücklicherweise nicht erfüllt. Mittelfristige Schätzungen beim Gaspreis lassen allerdings wenig Zuversicht mit Blick auf energieintensive Unternehmen in Europa aufkommen. Das Energie-Thema ist noch nicht gelöst und kann über den nächsten Sommer und Herbst zurückkommen.“ Bitte sparen! Wie sehen nun heimische Experten die Situation? Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, meint: „Wir müssen davon ausgehen, dass das Angebot an Gas 2023 noch kleiner sein wird als 2022, denn russische Mengen bleiben knapp und das vorhandene LNG könnte umkämpfter werden. Unser wichtigster Hebel, um den Druck des noch kleiner werdenden Angebots zu verringern, bleibt, den Gasverbrauch in Europa auf gesunde Art und Weise zu reduzieren. Gesund bedeutet, ohne die Produktivität der Wirtschaft oder den Komfort von Haushalten über Gebühr einzuschränken.“ Gelingen könne das kurzfristig durch effektives Energiesparen, mittel- und langfristig durch Energieeffizienz-Maßnahmen in der Industrie, die Sanierung von Gebäude und einen dauerhaften Gasausstieg. „Je weniger Gas wir in diesem Winter verbrauchen, desto mehr bleibt in unseren Speichern und umso geringer ist der Druck, ohnehin knappes Gas zu importieren“, so Angerer zum GELD-Magazin. Sieht der Experte die Energieversorgung nun auch im nächsten Winter durchgehend gesichert? „Derzeit sind die Gasspeicher noch zu knapp 80 Prozent gefüllt (Stand Ende Jänner 2023, Anm.). Je besser wir in diesem Winter mit Gas haushalten, desto sicherer ist unsere Energieversorgung auch im kommenden Winter. Der aktuell rückläufige Gasverbrauch (aktuell -10,7% im Vergleich zum Vormonat) zeigt, dass Effizienzmaßnahmen wirken und lässt hoffen, dass die Reserven auch für den kommenden Winter ausreichen. Wichtig ist es allerdings, den sorgsamen Verbrauch beizubehalten.“ Und wie steht man bei Austrian Power Grid (APG) zum heißen Energiethema? Christoph Schuh, APG-Unternehmenssprecher: „Konkrete Prognosen betreffend die sichere Stromversorgung für den kommenden Winter sind aktuell noch zu früh. Entscheidend für den Winter 2023/24 werden eine Reihe von Parametern sein.“ Dazu zählen laut BRENNPUNKT . Energieversorgung „Je aktiver wir die Energiewende umsetzen, desto rascher werden wir preisgünstigen Strom verfügbar haben.“ Christoph Schuh, Unternehmenssprecher Austrian Power Grid 14 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2023

Der Österreichische Gaspreisindex (ÖGPI) fiel im Februar 2023 im Vergleich zum Vormonat Jänner um 19,8 Prozent. Gegenüber Februar 2022 liegt er um 6,6 Prozent höher. Alles in allem ist in den letzten Monaten eine Entspannung zu beobachten. Hoffen auf bessere Preise Wann wird Energie für den heimischen Verbraucher wieder erschwinglicher? Energiewirtschafts-Expertin Jasmin Mensik von der E-Control sieht den Markt in einer gewissen Umbruchphase: „Seit August 2022 sinken die Strom- und Gasgroßhandelspreise im monatlichen Durchschnitt, eine Ausnahme bildete der Dezember 2022, weil hier durch den ersten Wintereinbruch die Nachfrage gestiegen ist.“ Seither tendieren die Preise wieder abwärts. Wann dies für Haushaltskunden spürbar wird, hänge von der Beschaffungsstrategie der Lieferanten ab. Mensik: „Unser E-Control TarifKalkulator signalisiert, dass sich für Neukunden jetzt wieder die Möglichkeit eröffnet, günstigere Verträge abzuschließen. Es beginnt also die Phase, in der es sich rentieren kann, Preisvergleiche anzustellen. Auch sollte das Ende der Heizsaison den Druck verringern und in den nächsten Monaten für Entspannung sorgen.“ APG der weitere Ausbau der Erneuerbaren Energien, das Eintreten etwaiger Wetterextreme, die Verfügbarkeit von grundlastfähigen Kraftwerken, der Füllstand der Gasspeicher, das Vorhandensein von Gas als Rohstoff. Weiters komme natürlich auch effizienter Umgang mit Strom und Energie in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen ins Spiel. Schuh: „Diese Kriterien waren es auch, die wir bei der Analyse des Winters 2022/23 im Rahmen unseres Stresstests herangezogen haben. Wenn Sie so wollen, werden auch im Winter 2023/24 diese Parameter darüber entscheiden, ob wir Strom in der Menge verfügbar haben, wie wir ihn brauchen.“ Jedenfalls gilt: „Je aktiver wir alle Projekte der Energiewende umsetzen, desto rascher werden wir preisgünstigen Strom versorgungssicher verfügbar haben.“ Drohen Blackouts? Und wie steht es mit der Gefahr von Blackouts? Schuh: „Die Frage, ob genügend Strom verfügbar ist, ist strikt von jener eines plötzlich eintretenden Blackouts zu unterscheiden. Bereits im Stresstest 2022 wurde nachgewiesen, dass trotz einer herausfordernden, energiewirtschaftlichen Gesamtlage – in der Sparen das Gebot der Stunde war, ist und sein wird – keine erhöhte Blackoutgefahr besteht. Etwaige Strommangellagen treten nicht plötzlich ein, sondern sind gewissermaßen vorhersehbar und mit geeigneten Maßnahmen betrieblich managebar – bis hin zu den gesetzlichen Maßnahmen der Energielenkung.“ Vorsorgen statt frieren APG zeigt sich jedenfalls auf die angespannte Energiesituation und die Transformation des Energiesystems hin zu nachhaltigen Quellen gut vorbereitet. Wichtige Instrumente sind unter anderem: Simulationen und spezielle Analysen zur Lage der Versorgungssicherheit auf nationaler und internationaler Ebene. Weiters erfolgt die Integration aller Akteure des Stromsystems mittels digitaler Plattformtechnologien, um etwa Stromsparen besonders effizient zu gestalten. „Unser Investitionsprogramm in der Höhe von 3,5 Milliarden Euro bis 2032 ist zeitgerecht und ohne Verzögerung umzusetzen, um die versorgungssichere Energiewende zu ermöglichen“, so Schuh. Bleibt zuletzt die Frage, wann Energie für den Endverbraucher wieder billiger werden könnte? E-Control-Expertin Jasmin Mensik kann hier Hoffnungsschimmer erkennen, siehe Bericht rechts. Allerdings: Einen Preis unter zehn Cent pro Kilowattstunde, der in den vergangenen Jahren einem gängigen Strompreisniveau für Haushalte entsprochen hat, sieht die Spezialistin in den nächsten Monaten nicht auf uns zukommen. „Die Energie-Thematik ist für Europa noch nicht gelöst.“ Stefan Breintner, Fondsmanager bei DJE Gaspreis: Rückgang Quelle: Central European Gas Hub AG, Berechnungen: Österr. Energieagnetur 200 400 600 800 1.000 0 02/2019 05/2019 08/2019 11/2019 02/2020 05/2020 08/2020 11/2020 02/2021 05/2021 08/2021 11/2021 02/2022 05/2022 08/2022 11/2022 02/2023 1.200 Mittelwert: 12 Monate (gleitend) ÖGPI Ausgabe Nr. 1/2023 – GELD-MAGAZIN . 15

Österreich-Umfrage: Pessimismus steigt Arbeitskräftemangel: Problem ohne Grenzen Österreich unterschiedlich betroffen. In ganz Europa fehlt es an Arbeitskräften, der Mangel an Mitarbeitern hat in nahezu allen Ländern deutlich angezogen. Während vor der Pandemie zwei von zehn Unternehmen in der EU in ihrer Produktion beeinträchtigt waren, sind es heute drei von zehn. Österreich ist im Dienstleistungssektor etwas stärker davon betroffen als der EU-Durchschnitt. So verzeichnen dort mehr als ein Drittel aller Firmen Produktionseinbußen im Zuge des Arbeitskräftemangels. Auch in der heimischen Industrie ist die Knappheit ein Problem, sie steht aber im internationalen Vergleich noch gut da. „Die Potenziale am Arbeitsmarkt müssen besser genutzt werden und weitere Beschäftigungsanreize gesetzt werden. Im Gastgewerbe gibt es zig offene Stellen und viele Jobsuchende, allerdings oftmals nicht im gleichen Bundesland. Dieses Problem ließe sich durch Anreize wie Übersiedelungshilfen und den temporären Verzicht auf Lohnsteuern reduzieren“, so Agenda Austria-Ökonom Dénes Kucsera. Credits: pixabay; malajscy/stock.adobe.com Furcht vor Armut. Die aktuelle Befragung des FOCUS–Instituts zeigt, dass Österreicherinnen und Österreicher heuer besonders pessimistisch ins neue Jahr blicken. Konkret gibt knapp die Hälfte der repräsentativen Stichprobe an, dass 2023 für alle schwieriger als das vorige Jahr sein wird. Die gegenteilige optimistische Einstellung vertritt nur rund ein Viertel der Befragten. Während am Anfang 2022 „nur“ 27 Prozent der in Österreich lebenden Personen das neue Jahr pessimistisch sahen, liegt der Wert für 2023 bei 47 Prozent. Inflation, Migration bzw. Flüchtlingskrise sowie Armut sind die drei größten Herausforderungen, die die österreichische Gesellschaft jetzt am meisten beunruhigen. WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen DIE ZAHL DES MONATS 72,5 Milliarden Im Minus. 2022 haben die heimischen Einzelhändler einen Umsatz von rund 72,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Dies entspricht laut Statistik Austria zwar einer nominellen Steigerung von 8,1 Prozent, inflationsbereinigt steht aber ein leichtes Minus von 0,8 Prozent zu Buche. „Der österreichische Lebensmitteleinzelhandel musste 2022 einen realen Umsatzrückgang von 3,2 Prozent verkraften. Der Non-Food-Handel konnte um 1,3 Prozent zulegen, wobei es hier große Unterschiede zwischen den Sektoren gibt. Für 2023 erwartet ein Drittel der heimischen Handelsbetriebe Umsatzzuwächse, 34 Prozent befürchten allerdings einen Rückgang der Erlöse“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Die unternehmerische Unsicherheit bleibt somit weiterhin hoch. Faktoren wie die hohen Preissteigerungen und Unwägbarkeiten der Erdgasversorgung haben laut WIFO die Einschätzungen der Unternehmen in den letzten Monaten geprägt. Knappe Arbeitskräfte in der EU Teuerung & Co. Am „Wiener Kongress 2023“ erörterten Entscheidungsträger das Stimmungsbild der heimischen Wirtschaft. Eine im Vorfeld durchgeführte Umfrage unter österreichischen Managern zeigt, dass Teuerung, Versorgungssicherheit und Fachkräftemangel die Hauptsorgen darstellen. Die Teuerung wird wohl wenig überraschend mit 56 Prozent als größte Herausforderung genannt, die Energiekrise folgt mit einigem Abstand (38 Prozent). Mehr als jeder fünfte Manager (22 Prozent) sieht die Versorgungssicherheit im heurigen Jahr problematisch. Bedenklich: Dabei stimmen nur mehr 13 Prozent der Aussage „Die Versorgungssicherheit mit Gütern des täglichen Gebrauchs ist in Krisenzeiten in Österreich gewährleistet“ zu. Im Juni 2022 waren dies mit 26 Prozent noch doppelt so viele, zeigt die Studie. „Das ist ein Alarmsignal“, sagt David UngarKlein, Initiator des „Wiener Kongresses“. Kongress: Die Sorgen derWirtschaft Quelle: Agenda Austria Anteil der Unternehmen, die im Jahr 2022 von Produktionseinbußen aufgrund des Arbeitskräftemangels betroffen waren Malta Niederlande Irland Schweden Deutschland Dänemark Finnland Österreich 61,1 % 54,6 % 48,0 % 43,8 % 41,7 % 39,6 % 39,5 % 35,6 % Dienstleistungen 33,1 % 36,9 % 46,8 % 18,7 % 38,8 % 34,5 % 24,5 % 21,3 % Industrie 16 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2023

Ausgabe Nr. 1/2023 – GELD-MAGAZIN . 17 Steuertricks: Milliardenverlust Kreative Buchhaltung. Ziehen die „kleinen, braven“ Steuerzahler den Kürzeren? Wenn man einer neuen Analyse des gewerkschaftsnahen Momentum Instituts Glauben schenkt, lautet die Antwort: Ja. Denn international tätige Konzerne verschieben demnach ihre Gewinne strategisch in jene Länder, wo kaum Steuern anfallen. Buchhaltungstricks wie dieser sind legal, sie reißen aber in jenen Ländern, in denen die Steuern gerechtfertigter Weise anfallen sollten, ein Loch in Milliardenhöhe in die Staatskasse. Österreich verlor auf diese Weise allein letztes Jahr 1,3 Milliarden Euro an Steuereinnahmen. „Auf Dauer kommen uns die Steuertricks der Großkonzerne ganz schön teuer: Seit 2015 gingen uns knapp acht Milliarden Euro flöten“, so Momentum. Weit reisen müssen die Gewinne übrigens nicht: Den Löwenanteil der verschobenen Profite parken Konzerne in europäischen Steuerparadiesen wie der Schweiz, den BeneluxStaaten oder Irland. Dem „legalen Steuerraub“ müsse ein Riegel vorgeschoben werden, so das Institut. EU: Aus für Benziner E-Autos boomen. Das Europaparlament hat beschlossen, ab 2035 nur noch Fahrzeuge mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb neu zuzulassen. Benzin- und Dieselmotor werden also in nicht sehr ferner Zukunft am Schrottplatz landen. Da wird der Boom bei E-Boliden noch einmal einen Zahn zulegen. Auch in Österreich: Mittlerweile gibt es hier über 110.000 reine E-Autos. Entsprechend schnell wird auch die Infrastruktur ausgebaut. Rund 16.000 öffentliche Ladepunkte verteilen sich über das ganze Land, 8.000 davon im gemeinsamen Ladenetz des BEÖ (Bundesverband Elektromobilität Österreich). Auch 2023 wird übrigens der Kauf eines E-Autos für Privatpersonen mit 5.000 Euro unterstützt. Für Betriebe läuft die Förderung zwar aus, allerdings sind steuerliche Begünstigungen vorgesehen, wie etwa die Befreiung vom Sachbezug. Energiegenossenschaften im Aufwind I n Zeiten hoher Energiepreise wird die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen ein immer wichtigeres Thema: Raiffeisen Energiegenossenschaften zahlen als ökologische Energie-Nahversorger in dieses Thema ein. „Wir sind mehr als eine Bank. Uns ist es wichtig, die Region mit innovativen Lösungen weiterzuentwickeln. Deshalb unterstützen Raiffeisen NÖ-Wien und der Raiffeisen Revisionsverband Nieder- österreich mit ihrer Expertise den Aufbau einer lokalen ökologischen Energie-Infrastruktur in den niederösterreichischen Gemeinden“, so Raiffeisen NÖ-Wien Generaldirektor Michael Höllerer. Innovatives Zukunftsmodell Die Vorteile liegen dabei für alle Beteiligten – ob Einspeiser oder Bezieher – auf der Hand. Maßgeblich für die Attraktivität des Modells ist vor allem die nicht auf Gewinn ausgerichtete Organisationsform der Genossenschaft. So können besonders attraktive Preise realisiert werden, die weitaus weniger volatil sind, wie die Preise am konventionellen Strommarkt. „Energiegenossenschaften generieren eine regionale Win-Win-Situation: Produzent: innen bekommen einen besseren Tarif, Verbraucher:innen lukrieren ebenfalls einen Kostenvorteil. Zudem profitiert die ReKOMMENTAR . Michael Höllerer, Raiffeisen NÖ-Wien gion von ökologischem Strom und der Wertschöpfung durch den regionalen Stromhandel“, erklärt Michael Höllerer. In den Startlöchern Nach ersten erfolgreichen Gründungen im Jahr 2021 starten 2023 zwei neue Raiffeisen Energiegenossenschaften in Niederösterreich: in Blindenmarkt, im Bezirk Melk, sowie in Mühldorf in der Wachau. Dort schließen sich Mitglieder – in einem ersten Schritt Gemeinden mit ihren kommunalen Einrichtungen – zusammen, um vor allem über bereits bestehende Photovoltaikan- lagen regionalen, ökologischen Strom zu produzieren und zu konsumieren. www.raiffeisen.at/noew/selbstistdieregion Generaldirektor Michael Höllerer, Raiffeisen NÖ-Wien FOTO: ©Roland RUDOLPH

01234567 banking . Kurzmeldungen 18 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2023 Credit: beigestellt Dynamik lässt nach. In einmütiger Gleichzeitigkeit haben die beiden großen Notenbanken, EZB und Fed, zuletzt ihre Leitzinsen heraufgesetzt. Die Schritte waren an den Märkten in dieser Höhe erwartet worden. Jan Viebig, Chief Investment Officer der Privatbank ODDO BHF, glaubt, dass der Zinshöhepunkt langsam in Sichtweite kommen wird: „Derzeit erwarten wir, dass die EZB die Zinsen am 16. März 2023 nochmals um 50 Basispunkte anheben und die weitere Entwicklung anschließend von der Datenlage abhängig machen wird. Wahrscheinlich erscheint uns, dass die Leitzinsen in der Eurozone bis Juli 2023 nochmals um insgesamt 100 Basispunkte steigen werden. Die Einlagefazilität würde dann mit 3,5 Prozent verzinst werden“. In den USA deuten die immer kleiner werdenden Zinsschritte darauf hin, dass auch der Zinshöhepunkt der Fed in Sicht ist. Jan Viebig, Chief Investment Officer von ODDO BHF Zinsen: Höhepunkt in Sichtweite Die Zahl des Monats 6,4 Prozent Hohe Kante. Die Sparquote der österreichischen Bevölkerung ist während der ersten beiden Jahre der Covid-19-Pandemie auf historisch hohe Werte gestiegen, 2022 allerdings auf 7,2 Prozent gesunken. 2023 rechnet das WIFO mit einem weiteren Rückgang auf 6,4 Prozent. Erst für 2024 ist ein Anstieg der Sparquote auf 8,2 Prozent zu erwarten, weil auch die realen Einkommen um 3,8 und die realen Konsumausgaben um 1,7 Prozent steigen dürften. Man könnte es auch wie folgt formulieren: Das Ende der Corona-Lockdowns bietet jetzt wieder die Möglichkeit, nicht nur online auf Shopping-Tour zu gehen, gleichzeitig bleibt aufgrund der extremen Inflation weniger Geld über, das auf der „hohen Kante“ landet. Hinzu kommt: Der globale Konjunkturabschwung erfasste 2022 auch Österreich. Trotzdem ist das BIP im Vorjahr aufgrund der starken Dynamik im ersten Halbjahr insgesamt um real 4,7 Prozent gewachsen. Im heurigen ersten Quartal sollte das BIP zurückgehen, für das Gesamtjahr geht die WIFOPrognose von einer Stagnation (real plus 0,3 Prozent) aus, 2024 wird ein Wachstum von 1,8 Prozent erwartet. Nachhaltig investieren, grün finanzieren Nachhaltigkeit habe einen „sehr großen“ oder „großen“ Stellenwert in ihrem Betrieb, sagten 91 Prozent von Österreichs mittelständischen Unternehmen im Rahmen einer qualitativen Befragung derWirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzlei Mazars. Ein Grund mehr für die HYPO NOE, ihrer Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit auch bei der Finanzierung von Unternehmen gerecht zu werden. Mit dem Grünen Investitionskredit bieten wir eine österreichweit einzigartige Möglichkeit für Unternehmen jeder Größe, ihre nachhaltigen Projekte zu finanzieren und einen möglichen Zinsvorteil zu erhalten. Dazu werden die Kredite über Green Bonds refinanziert. Diese stoßen bei Investor:innen auf sehr großes Interesse und wir als HYPO NOE geben einen lukrierten Zinsvorteil im Rahmen des Investitionskredites unmittelbar an unsere Kund:innen weiter. Voraussetzung für einen Grünen Investitionskredit ist, dass die Finanzierung Green Bond-fähig ist und ein Nachweis über den umweltfreundlichen Projektcharakter erbracht wird. Die Kriterien sind im Green Bond Framework der HYPO NOE definiert, darunter fallen unter anderem energieeffiziente Gebäude und Sanierungen, Erneuerbare Energie-Projekte, der Bau von E-Tankstellen, der Umstieg auf LED oder E-Autos. Oder das finanzierte Projekt entspricht den technischen Kriterien der grünen Taxonomiekolumne . HYPO NOE Landesbank für Niederösterreich undWien AG Verordnung und leistet einen wesentlichen Beitrag zu mindestens einem der sechs Umweltziele der EU und beeinträchtigt keines der anderen fünf Umweltziele wesentlich. Der Nachweis kann je nach finanziertem Projekt unterschiedlich erfolgen: anhand eines gültigen Energieausweises für Immobilien, eines Nachweises an produzierter Erneuerbarer Energie oder eines Nachweises an vermiedenen CO2-Emissionen, von vermiedenem oder recyceltem Abfall oder Ähnlichem. www.hyponoe.at Markus Pieringer, Bereichsleiter Unternehmenskunden FOTO: ©HYPO NOE / Monihart

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