GELD-Magazin, Nr. 1/2023

Österreich-Umfrage: Pessimismus steigt Arbeitskräftemangel: Problem ohne Grenzen Österreich unterschiedlich betroffen. In ganz Europa fehlt es an Arbeitskräften, der Mangel an Mitarbeitern hat in nahezu allen Ländern deutlich angezogen. Während vor der Pandemie zwei von zehn Unternehmen in der EU in ihrer Produktion beeinträchtigt waren, sind es heute drei von zehn. Österreich ist im Dienstleistungssektor etwas stärker davon betroffen als der EU-Durchschnitt. So verzeichnen dort mehr als ein Drittel aller Firmen Produktionseinbußen im Zuge des Arbeitskräftemangels. Auch in der heimischen Industrie ist die Knappheit ein Problem, sie steht aber im internationalen Vergleich noch gut da. „Die Potenziale am Arbeitsmarkt müssen besser genutzt werden und weitere Beschäftigungsanreize gesetzt werden. Im Gastgewerbe gibt es zig offene Stellen und viele Jobsuchende, allerdings oftmals nicht im gleichen Bundesland. Dieses Problem ließe sich durch Anreize wie Übersiedelungshilfen und den temporären Verzicht auf Lohnsteuern reduzieren“, so Agenda Austria-Ökonom Dénes Kucsera. Credits: pixabay; malajscy/stock.adobe.com Furcht vor Armut. Die aktuelle Befragung des FOCUS–Instituts zeigt, dass Österreicherinnen und Österreicher heuer besonders pessimistisch ins neue Jahr blicken. Konkret gibt knapp die Hälfte der repräsentativen Stichprobe an, dass 2023 für alle schwieriger als das vorige Jahr sein wird. Die gegenteilige optimistische Einstellung vertritt nur rund ein Viertel der Befragten. Während am Anfang 2022 „nur“ 27 Prozent der in Österreich lebenden Personen das neue Jahr pessimistisch sahen, liegt der Wert für 2023 bei 47 Prozent. Inflation, Migration bzw. Flüchtlingskrise sowie Armut sind die drei größten Herausforderungen, die die österreichische Gesellschaft jetzt am meisten beunruhigen. WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen DIE ZAHL DES MONATS 72,5 Milliarden Im Minus. 2022 haben die heimischen Einzelhändler einen Umsatz von rund 72,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Dies entspricht laut Statistik Austria zwar einer nominellen Steigerung von 8,1 Prozent, inflationsbereinigt steht aber ein leichtes Minus von 0,8 Prozent zu Buche. „Der österreichische Lebensmitteleinzelhandel musste 2022 einen realen Umsatzrückgang von 3,2 Prozent verkraften. Der Non-Food-Handel konnte um 1,3 Prozent zulegen, wobei es hier große Unterschiede zwischen den Sektoren gibt. Für 2023 erwartet ein Drittel der heimischen Handelsbetriebe Umsatzzuwächse, 34 Prozent befürchten allerdings einen Rückgang der Erlöse“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Die unternehmerische Unsicherheit bleibt somit weiterhin hoch. Faktoren wie die hohen Preissteigerungen und Unwägbarkeiten der Erdgasversorgung haben laut WIFO die Einschätzungen der Unternehmen in den letzten Monaten geprägt. Knappe Arbeitskräfte in der EU Teuerung & Co. Am „Wiener Kongress 2023“ erörterten Entscheidungsträger das Stimmungsbild der heimischen Wirtschaft. Eine im Vorfeld durchgeführte Umfrage unter österreichischen Managern zeigt, dass Teuerung, Versorgungssicherheit und Fachkräftemangel die Hauptsorgen darstellen. Die Teuerung wird wohl wenig überraschend mit 56 Prozent als größte Herausforderung genannt, die Energiekrise folgt mit einigem Abstand (38 Prozent). Mehr als jeder fünfte Manager (22 Prozent) sieht die Versorgungssicherheit im heurigen Jahr problematisch. Bedenklich: Dabei stimmen nur mehr 13 Prozent der Aussage „Die Versorgungssicherheit mit Gütern des täglichen Gebrauchs ist in Krisenzeiten in Österreich gewährleistet“ zu. Im Juni 2022 waren dies mit 26 Prozent noch doppelt so viele, zeigt die Studie. „Das ist ein Alarmsignal“, sagt David UngarKlein, Initiator des „Wiener Kongresses“. Kongress: Die Sorgen derWirtschaft Quelle: Agenda Austria Anteil der Unternehmen, die im Jahr 2022 von Produktionseinbußen aufgrund des Arbeitskräftemangels betroffen waren Malta Niederlande Irland Schweden Deutschland Dänemark Finnland Österreich 61,1 % 54,6 % 48,0 % 43,8 % 41,7 % 39,6 % 39,5 % 35,6 % Dienstleistungen 33,1 % 36,9 % 46,8 % 18,7 % 38,8 % 34,5 % 24,5 % 21,3 % Industrie 16 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2023

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