GELD-Magazin, Nr. 2/2023

ab Seite 64 2023 WINNER AUSTRIA Österreichische Post AG | MZ 03Z035262 M | 4profit Verlag GmbH, Rotenturmstraße 19/1/29 B, 1010 Wien | Ausgabe Nr. 2/2023 | 6,90 Euro Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Blockchain + Alternative Investments + Versicherungen DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE Infrastruktur boomt Um die Energiewende zu schaffen, muss viel investiert werden. Verdienen Sie mit! Comeback Europas Die Inflation ist rückläufig, die Industrie robust. Setzen Sie auf die besten Europa-Aktienfonds. Im Jahr des Hasen CHINAS WACHSTUM NIMMT WIEDER ZU: Asien hat einiges aufzuholen. Anleger sind gut beraten, via Fonds in diese Region zu investieren.

MARKETING-ANZEIGE DJE – ZINS & DIVIDENDE KONSEQUENT FLEXIBEL UND AUSGEWOGEN DR. JAN EHRHARDT Fondsmanager und Vorstand DJE Kapital AG Kapital erhalten – Mehrwert schaffen Wird es turbulent an den Märkten, trennt sich die Spreu vom Weizen. Der DJE – Zins & Dividende kann sein Aktienengagement auf ein Minimum beschränken, in Anleihen mit Zinserträgen investieren oder die Cash-Quote erhöhen. Aktives Management setzt auf Branchen und Unternehmen, die auch in Krisen Gewinne erzielen können. Dies ist eine Marketing-Anzeige. Bitte lesen Sie den Verkaufsprospekt des betreffenden Fonds und das PRIIPs-KID, bevor Sie eine endgültige Anlageent- scheidung treffen. Darin sind auch die ausführlichen Informationen zu Chancen und Risiken enthalten. Diese Unterlagen können in deutscher Sprache kostenlos auf www.dje.de unter dem betreffenden Fonds abgerufen werden. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte kann in deutscher Sprache kostenlos in elektronischer Form auf der Webseite unter www.dje.de/zusammenfassung-der-anlegerrechte abgerufen werden. Alle hier veröffentlichten Angaben dienen ausschließlich Ihrer Information, können sich jederzeit ändern und stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar.

Ausgabe 2/2023 – GELD-MAGAZIN . 3 Nach den kräftigen Kurserholungen an den Aktienmärkten bis Anfang März kehrte mit der Bankenkrise in den USA wieder Ernüchterung ein. Die Anleger sind hin- und hergerissen zwischen möglichen Gefahren im Finanzsystem und dem positiv interpretierten Inflationsrückgang. Dieser suggeriert einen baldigen Zinsgipfel und damit ein Ende der restriktiven Geldpolitik. Doch diese dürfte sich nicht so bald einstellen – zumindest in Europa nicht. Denn durch das anfängliche Zaudern der EZB, der Inflation gegenzusteuern, ist sie regelrecht davongaloppiert. Zweistellige Zuwachsraten, wie im vierten Quartal 2022, haben wir in Österreich zwar nicht mehr, doch die Kerninflation bleibt hartnäckig hoch. Und das ist kein Wunder, wenn man sich die Lohnanpassungen ansieht. Zuletzt lag der Kollektivvertrags-Abschluss in der Elektro- und Elektronikindustrie bei 9,9 Prozent. Also befinden wir uns mitten in einer ausgewachsenen Lohn-Preis-Spirale. Das wird zwar den Konsum stabil halten, doch aufgrund der schlechteren Finanzierungsbedingungen die Investitionen bremsen. Deutlich sieht man das am Auftragsrückgang im Bauhauptgewerbe – in Deutschland um rund 25 Prozent. Die Nachfrage nach Hypothekarkrediten ist um gut 40 Prozent eingebrochen. Unterm Strich dürften wir heuer somit einer leichten Rezession entgegensehen. Das bedeutet, dass man Investitionen vor allem in zyklische Werte meiden sollte. Das Gebot der Stunde ist Diversifizierung. Jedes Portfolio sollte international ausgerichtet werden. Zum Beispiel zeigen die Wirtschaften in Asien wieder ein schönes Wachstum (siehe Artikel auf Seite 8), einige Segmente im Anleihenbereich sind wieder interessant. Diesem Thema widmeten wir uns in der vergangenen Ausgabe. Sektoren im Bereich der Neuen Energien oder bei den Rohstoffen können das Portfolio stabilisieren. Und nicht zuletzt ist eine Beimischung von Trendfolgern interessant, die auch bei fallenden Kursen Erträge erzielen können (siehe dazu das Advertorial von SMN auf Seite 21 und das Inserat von ARTS Asset Management auf Seite 71). Und ganz prinzipiell legen wir Ihnen die Siegerfonds ausgewählter Kategorien des diesjährigen Refinitv Lipper Fund Awards Austria ans Herz. Nachweislich performen Siegerfonds mehrheitlich auch in Zukunft besser als der Durchschnitt. Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Hartnäckige Inflation editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 19/1/29B, 1010 Wien T: +43/676/570 95 10 · E: [email protected] · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh MSc, LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO Brian/stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · BACKOFFICE & EVENTMARKETING Ivana Jovic · IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir · DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/699/1922 0326 · [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.

BRENNPUNKT 06 Kurzmeldungen Credit Suisse: „Gunshot Wedding“ + Russland: Wachstum trotz Sanktionen. 08 China Nach der Corona-Öffnung steht das Reich der Mitte wieder hoch imKurs. Zu Recht? 12 Verbrenner-Verbot Benzin- und Dieselautos soll bereits im Jahr 2035 der Garaus gemacht werden – aber es regt sichWiderstand. WIRTSCHAFT 14 Kurzmeldungen Jobmarkt: Ende der Abschottung gefordert +Konjunkturerholung: Bitte warten. BANKING 16 Kurzmeldungen Banken-Crash: Vertrauen in Aktien schwindet +Kredite: Eingeschränkte Vergabe. 18 Erben undVererben Die Nachfolgeregelung ist ein hoch komplexes Thema – hier einWegweiser. MÄRKTE & FONDS 20 Kurzmeldungen Green Bonds: Kurz die Welt retten + USA: Gewinne unter Druck. 22 Investmentausblick Report aus London: J.P. Morgan glaubt an das Comeback von Anleihen. 24 Vermögensverwaltung Nach einem heiklen 2022 melden sich Vermögensverwaltungs-Fonds zurück. 28 InterviewHarald Preißler Der Kapitalmarktstratege bei Bantleon sieht für passive Investments jetzt schwierigere Zeiten aufkommen. 30 Infrastruktur In die Eckpfeiler der Wirtschaft investieren, es locken stabile Renditen. 34 Europa Der alte Kontinent zeigt neue Stärken, die Anlageregion hat viel zu bieten. Aktienfondsmanager verraten ihre Strategie. 38 Blue Economy Investieren in die Kraft der Ozeane. „Versunkene Schätze“ gibt es zur Genüge. 40 Rohstoff-Radar Erdöl: ESG-Nachzügler +Gold: Weiter volatil + Kupfer: Rückenwind durch China? + Palladium: Noch keine Erholung. AKTIEN 42 Kurzmeldungen OMV: Margen sinken + S Immo: Dividende für 2022 gestrichen. 44 Weltbörsen USA: Korrektur abgefedert + Europa: Neues Jahreshoch + Japan: Teilweise enttäuschend +China: Gewinneinbruch. 46 Anlagetipps Salesforce: Hedgefonds sorgt für Fantasie + Agnico Eagle Mines: Gold als Gewinnhebel + Veolia: Sprudelnde Gewinne mit Wasser. „Aktien verlieren an Attraktivität“, meint Investment-Experte Harald Preißler von Bantleon. Seite 28 Ausgabe Nr. 2/2023 inhalt Credits: beigestellt; StudioProX & Brian/stock.adobe.com 4 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 2/2023

48 Börse Deutschland Es geht wieder deutlich aufwärts. Die Rezessionsängste schwinden. 50 BörseWien Licht und Schatten am Parkett. Nun ist Stock- Picking besonders gefragt! IMMOBILIEN 54 Kurzmeldungen Mieten: Belastung ohne Ende +Photovoltaikanlagen: AmBalkon ohneGenehmigung. 56 Wohnen Es wird weniger gebaut, welche Auswirkungen hat das auf dieMietpreise? VERSICHERUNG &VORSORGE 58 Kurzmeldungen Studie: Versicherer mögen Fixed Income + Langfinger: Schutz vor Fahrrad-Diebstahl. 59 FLV-Listing Der monatliche Überblick zu fondsgebundenen Lebensversicherungen. 60 BetrieblicheVorsorge Die heimischen Pensionskassen sind 2022 ins Minus gerutscht. Es zeichnet sich aber schonwieder Besserung ab. 61 Pensionskassen-Listing Performance-Zahlen auf einen Blick. BLOCKCHAIN 62 Kurzmeldungen Bitcoin: Auferstehung + Real-World-Assets: Die nächste „Killer-Anwendung“. REFINITIV LIPPER FUND AWARDS 2023 64 Die Gewinner Mit den „Refinitiv Lipper Fund Awards“ werden Jahr für Jahr die besten KAGs und Fonds ausgezeichnet. Lesen Sie hier, wer heuer das Rennen gemacht hat. COVERSTORY China-Comeback: Das „Jahr des Hasen“ löst Covid ab. Seite 08 Erfreuliches Comeback Europäische Aktien übertreffen US-Börsen. Seite 34 Ausgabe Nr. 2/2023 – GELD-MAGAZIN . 5

01234567 BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Credits: beigestellt; pixabay Elektro-Mobilität Schwache Infrastruktur Aus für „Stinker“. Der Verkehr ist für 26 Prozent der CO2-Emissionen in Europa verantwortlich, verglichen mit nur zehn Prozent Anfang der 1970er-Jahre. Die Dekarbonisierung des Verkehrs ist daher eine wichtige Säule des Green Deal der EU. Und innerhalb des Transportsektors machte der Straßenverkehr 2020 immerhin 77 Prozent der Emissionen aus. In diesem Sinne ist auch das Aus für die Herstellung neuer Verbrenner ab 2030 zu betrachten (siehe Bericht ab Seite 12). Das stößt aber auf Probleme: So könnte der langsame Ausbau der Ladestationen für E-Autos auf beiden Seiten des Atlantiks „für Verzögerungen in der Energiewende sorgen“, so die DWS. Gleichzeitig meinen die Experten, dass aufgrund des hohen Investitionsbedarfs Ladestationen ein interessantes Segment für Anleger darstellen. Verwirrend. ISSB, EFRAG, ESG, SRI ... und so weiter und so fort. Die Welt des nachhaltigen Investierens strotzt vor Kürzeln und kann schon sehr verwirrend sein. Hans Peter Schupp, Portfolio-Manager bei Fidecum, stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wo eigentlich die verbindlichen Kriterien innerhalb der Buchstabensuppe bleiben? „Schlussendlich mangelt es an einer Standardisierung der Berichterstattung und Offenlegung nachhaltiger Investitionen, was es für Anleger schwierig macht, die Auswirkungen ihrer Investitionen zu bewerten“, so der Experte. Jetzt noch eine kurze Aufklärung: ISSB steht für „International Sustainability Standards Board“; EFRAG ist die „European Financial Reporting Advisory Group“. ESG ist hingegen klarer, es steht für „Environmental, Social und Governance“, also für Umwelt, Soziales und eine gute Unternehmensführung. SRI (Socially Responsible Investing) steht für sozial verantwortliches Anlegen. Hans Peter Schupp, Portfoliomanager bei Fidecum ESG: Buchstabensuppe 6 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 2/2023 DIE ZAHL DES MONATS 32 Milliarden Gunshot Wedding. Nicht nur in den USA kracht es gehörig im Bankensektor (Stichwort: Silicon Valley Bank), auch in der Schweiz wurde am StrahlemannImage gekratzt. Umgerechnet circa drei Milliarden Euro legte die UBS für die Notrettung und Übernahme der Credit Suisse auf den Tisch. Die Schweizerische Nationalbank soll die „Gunshot Wedding“ (also eine nicht ganz freiwillig eingegangene Geschäftsbeziehung) mit Liquiditätsspritzen in Höhe von stolzen 101 Milliarden Euro subventionieren. So zum Drüberstreuen spricht der Staat weiter eine Garantie von neun Milliarden Franken aus (ein Franken entspricht ca. einem Euro). In krassem Missverhältnis dazu steht folgende Meldung: Laut „Schweizer Tages-Anzeiger“ haben die Top-Manager der Credit Suisse seit 2013 fürstliche 32 Milliarden Franken an Boni kassiert, während das Institut in der selben Zeit 3,2 Milliarden Franken Miese eingefahren hat. Covid-Kehrtwende. Es mehren sich die positiven Analysen zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung im Reich der Mitte. Der Grund dafür: Auch wenn einige Infektions- und Krankenhaus-Zahlen möglichwerweise geschönt sind, scheint die radikale Abkehr Chinas von seiner Zero-Toleranz-Politik erfolgreich zu sein. Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck, drückt seinen Optimismus fast schon euphorisch aus: „Der Motor der chinesischen Wirtschaft läuft. Wie schnell er wieder auf Touren kommt, dürfte manchen Beobachter überraschen.“ Bemerkenswert sei, wie schnell und weitgehend unproblematisch die Wiederöffnung der chinesischen Wirtschaft nach dem lange herbeigesehnten Fall der coronabedingten Restriktionen verlaufen ist. Die Härte der Maßnahmen hatte zahlreiche Analysten annehmen lassen, dass es größere Anlaufschwierigkeiten beim Hochfahren der Wirtschaft geben würde. Der Experte spricht aber von einer Erholung auf breiter Front: „Diese sollte sich auch in der Entwicklung der Kapitalmärkte widerspiegeln. Anleger, die sich rechtzeitig für eine Wiederöffnung Chinas in Stellung gebracht haben, dürfen sich bestätigt fühlen.“ Ein positives Kommentar unter vielen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass das Reich der Mitte an anderern Stellen immer noch vor ungelösten Problemen steht (z.B. der Immobilienmarkt). Mehr zu China lesen Sie ab Seite acht. China: Comeback nach Öffnung

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Dort drüben, über dem Fluss, das ist China“, zeigte der Reiseführer in Hongkong mit bedeutungsvollem Blick auf die 17-Millionen-Metropole Shenzhen. Seltsam, denn eigentlich zählt der „duftende Hafen“, wie Hongkong übersetzt heißt, ja zur Volksrepublik. Die vor ein paar Jahren beobachtete Szene verdeutlicht, dass die von Peking forcierte Ein-ChinaPolitik nicht überall angekommen ist. Was vor allem für Taiwan gilt; dazu später mehr. Kampf gegen Corona Das dringendste Problem Chinas, Epizentrum der Pandemie, war bis vor Kurzem die strikte Zero-Toleranz gegenüber dem Coronavirus. Sie führte zu kräftigen Wildwüchsen: Starke Beschränkung der BewegungsBRENNPUNKT . China „Da drüben liegt China“ Das Reich der Mitte vollzieht eine 180-Grad-Wende in seiner Null-Covid-Politik. Der radikale Versuch scheint von Erfolg gekrönt zu sein, das Wachstum steigt. In China gilt es aber noch, viele andere „harte Nüsse“ zu knacken. HARALD KOLERUS Im „Jahr des Hasen“ zurück zu alter Stärke: Es ist aber nicht alles Gold, was glänzt. Credits: beigestellt; Brian/stock.adobe.com freiheit der Bürger inklusive wachsender Unzufriedenheit mit der Regierung, ungewohnt lautstarke Proteste, weltweit spürbare Lieferengpässe und ein Wachstumseinbruch in der Volksrepublik. Rechtzeitig zum „Jahr des Hasen“ hat sich Peking deshalb zu einer radikalen Umkehr von seiner CoronaPolitik entschlossen. Es braut sich was zusammen ... Univ.-Prof. i.R. Susanne Weigelin-Schwiedrzik, Professorin für Sinologie an der Universität Wien, beleuchtet im Gespräch mit dem GELD-Magazin die Situation: „Die Diskussion, ob der harte Corona-Weg weiter fortgesetzt werden soll, hat in China bereits im Sommer 2022 begonnen. Schon vor dem 20. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) im vergangenen November war der Führung klar, dass die Bevölkerung unter den rigiden Maßnahmen litt. Hier braute sich etwas zusammen.“ Das Problem dabei: Wer die Null-Toleranz-Politik in Frage stellte, stelle auch den mächtigen Parteivorsitzenden Xi Jinping in Frage. Auf dem Parteitag wurden demnach die Stimmen, die zuvor für eine Linderung des CovidKurses eintraten, zum Schweigen gebracht. Hingegen ging Xi als klarer Sieger hervor: „Er wurde mit einer diktatorischen Machtfülle ausgestattet, die nicht einmal Mao Zedong zur Verfügung stand“, so WeigelinSchwiedrzik. Nach dem Parteitag im Jänner 2023 sorgte ein Großbrand in Xinjiang mit vielen Todesopfern für zunehmende Empörung und Unruhe in der Bevölkerung. Rettungsmaßnahmen und Fluchtmöglichkeiten seien durch Corona-Absperrungen behindert worden, so munkelt man zumindest. Die Tragödie war ein Weckruf für die KPCh, die befürchtete, dass ihr die Kontrolle „ 8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 2/2023

entgleiten könnte. Nach der Wiederwahl Xis kam es aber nicht zu einem schrittweisen Abbau der Corona-Beschränkungen, sondern zur brachialen 180-Grad-Wende. Praktisch alle Beschränkungen wurden plötzlich fallengelassen. Warum? Weigelin-Schwiedrzik: „Xi hat eine langsame Öffnung untersagt, denn das hätte seine Autorität untergraben. Es sollte der Eindruck erweckt werden, dass alles unter Kontrolle ist, dass die Partei entscheidet und nicht das Virus. Zusätzlich konnte man kommunizieren: Wir hören auf unsere Bevölkerung. Übrigens ist nach der Öffnung die Infektionskurve steil in die Höhe geschnellt, unabhängige Virologen sind der Meinung, dass die offiziellen Corona-Zahlen zuvor nicht korrekt waren.“ Gut fürWirtschaft und Börsianer Wie gut oder schlecht hat China nun die Covid-Öffnung überstanden? Auf Anfrage meint dazu Andrew McCaffery, Chief Investment Officer bei Fidelity: „Mit dem offiziellen Ende der Corona-Abschottung kann China als Wachstumsregion und Handelspartner wieder optimistischer beurteilt werden. Auf mittlere Sicht dürfte die weitere Öffnung des Landes der Wirtschaft auf die Beine helfen und auch einige Lieferkettenprobleme lösen, die den globalen Handel erschwerten. Für Börsianer, die ja mit der Zukunft handeln, ist das Ende der Null-Covid-Strategie in diesem Sinne ebenfalls eine gute Nachricht.“ Während weiters der Westen mit hoher Inflation, steigenden Zinssätzen und möglichen Rezessionen zu kämpfen hat, sind die Aussichten für Asien laut dem Experten optimistischer: „Ein wichtiges Signal von Chinas parlamentarischer Jahrestagung Anfang März war die zunehmende Betonung eines qualitativ hochwertigen Wirtschaftswachstums. Dieses erfordert eine Umstrukturierung der Wirtschaft von einem Investitions- und Export-orientierten hin zu einem ausgewogeneren Modell, das sich auf Konsum und Produktion stützt. Das spiegelte sich in dem bescheidenen jährlichen Wachstumsziel von etwa fünf Prozent wider, das auf dem Treffen festgelegt wurde.“ Die politischen Entscheidungsträger könnten auch begrenzte Konjunkturmaßnahmen ergreifen, um die Wirtschaft zu stützen, wobei der Schwerpunkt eher auf der Qualität als auf dem Tempo der Erholung liegt. McCaffery: „Wir gehen auch davon aus, dass die Inflation in China 2023 unter dem offiziellen Ziel von drei Prozent bleiben wird, sodass die Behörden eine relativ akkommodierende Politik beibehalten können.“ Nummer eins angepeilt Optimistisch zeigt sich auch Elizabeth Kwik, Investment Director für asiatische Aktien bei abrdn (Vormals Aberdeen): „China wird weiterhin eine sehr wichtige Rolle in der Weltwirtschaft spielen. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds wird das „Für Börsianer, die ja mit der Zukunft handeln, ist das Ende der Null-CovidStrategie eine gute Nachricht.“ Andrew McCaffery, Chief Investment Officer bei Fidelity Ausgabe Nr. 2/2023 – GELD-MAGAZIN . 9 Zeitreise / Zeitenwende Rückblende 1989: Chinesische Panzer haben gerade die Demokratiebewegung am „Platz des Himmlischen Friedens“ brutal niedergewalzt. Die Reaktion der Weltgemeinschaft war – wie gewohnt – lauter Protest. Wirtschaftsembargos oder politische Isolation blieben allerdings aus - ebenfal l s wie gewohnt . Wandel durch Handel hieß die Devise, kommt einem auch bekannt vor. Die Rechnung ging aber nicht auf . Im Gegentei l . Das Reich der Mitte fährt nach wie vor einen autoritären Kurs, der unter Xi Jinping sogar noch verschärft wurde. Dem Aufstieg Chinas zur militärischen und ökonomischen Supermacht setzte der Westen nichts entgegen: Eine Zeitenwende, die verschlafen wurde. Österreich liebt „Made in China“ Die Exporte Österreichs nach China steigen zwar an, viel stärker wachsen allerdings die Einfuhren aus dem Reich der Mitte. Kein Ausnahmefall: Die Volksrepublik ist weltweit mit großem Abstand die größte Exportnation. Quelle: IWF Importe Exporte 5 Mrd.€ 10 Mrd.€ 0 Mrd.€ 15 Mrd.€ 2010 2015 2020

„Im nächsten Jahrzehnt könnte das Land auf dem besten Weg sein, die US-Wirtschaft zu überholen.“ Elizabeth Kwik, Investment Director für asiatische Aktien bei abrdn „Xi Jinping wurde mit einer diktatorischen Machtfülle ausgestattet, die nicht einmal Mao Zedong zur Verfügung stand.“ China-Expertin Susanne Weigelin-Schwiedrzik Credits: beigestellt 10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 2/2023 Land aufgrund des robusten Aufschwungs nach der Wiedereröffnung im Jahr 2023 rund ein Drittel des weltweiten Wachstums ausmachen. Im nächsten Jahrzehnt könnte das Reich der Mitte auf dem besten Weg sein, die US-Wirtschaft zu überholen und die Nummer eins zu werden.“ Aber selbst dann gäbe es laut der Expertin noch viel ungenutztes Potenzial – der Konsum beispielsweise dürfte sich in China im nächsten Jahrzehnt fast verdoppeln, und die chinesische Mittelschicht sollte die globalen Trends mitprägen. Auch Jimmy Chen, Portfoliomanager des Comgest Growth China Fund, glaubt, dass die Volksrepublik vor dem Wiederaufschwung steht. Im Zuge der neuen Corona-Politik würde sich „die Wirtschaftstätigkeit schneller als erwartet erholen. Darüber hinaus ist die Industriepolitik unternehmensfreundlicher geworden. Dies zeigt sich etwa daran, dass das fast zweijährige harte Vorgehen gegen Tech-Plattformen anscheinend gelockert wird.“ Die Regierung entschärft auch die Vorschriften für Bauträger, nachdem die Bemühungen um einen Schuldenabbau zu einer Liquiditätskrise in der Branche geführt hatten. Krieg umTaiwan? Allerdings sollte man das Bild auch nicht zu rosarot zeichnen, so gibt es etwa noch ungelöste Probleme in Chinas Immobiliensektor, die Menschenrechte liegen im Argen, und dann kommt vor allem eine brandgefährliche Situation ins Spiel: Das Ringen um Taiwan. Sinologin Weigelin-Schwiedrzik: „Die Volksrepublik China wird von Taiwan nicht ablassen, das steht außer Frage. Der Ukraine-Krieg hat daran nichts geändert. Die kriegerische Option wird von Militärs in China und rund um den Globus allerdings als sehr riskant und mit einiger Wahrscheinlichkeit als nicht erfolgsversprechend eingeschätzt.“ Wenn „erfolgreich“, dann würde Taiwan, so wie die Ukraine jetzt, in Schutt und Asche liegen. Die China-Spezialistin sagt weiters: „Wenn man allein an die Opferung der Halbleiterchip-Produktion denkt, ist es fraglich, ob sich Peking mit dieser wirtschaftlichen und politischen Hypothek belasten möchte. Das spricht gegen eine militärische Lösung.“ Angriff nicht unmöglich Was sich die Expertin aber vorstellen kann, ist, dass Peking den militärischen Druck weiter aufbaut, und versucht, Taiwan wirtschaftlich zu destabilisieren: „Mit dem Ziel, die Elite in Taiwan zu spalten, und den Anteil jener zu erhöhen, die sich für einen Modus Vivendi mit Festlandchina aussprechen, anstatt sich auf den Schutz durch die USA zu verlassen. Jedenfalls ist das Pushen der Angst vor dem Krieg ein starkes Druckmittel. Ich meine: Auch Peking will diesen Krieg nicht haben, ich sage aber nicht, dass keine Gefahr besteht und ein Angriff völlig unmöglich ist.“ Hoffen wir das Beste. Wirtschaft wächst wieder Für China prognostiziert der Internationale Währungsfonds heuer ein BIP-Wachstum von 5,2 Prozent. Das ist vergleichsweise bescheiden, der asiatische „Konkurrent“ Indien soll auf 5,9 Prozent kommen. BRENNPUNKT . China Wenig Probleme mit Inflation in China Im Gegensatz zu Europa und den USA bereitet die Inflation im Reich der Mitte wenig Kopfzerbrechen. Die Teuerung soll sich heuer und in den kommenden Jahren in Grenzen halten. Quelle: IWF 5 in % zum Vorjahr 1 2 3 4 6 2022 3,0 2023 5,2 2024 4,5 2025 4,6 2026 4,6 2027 4,6 0 Quelle: IWF 5 in % zum Vorjahr 2020 -0,3 1 2 3 4 2021 1,8 2022 2,7 2023 1,8 2027 2,0 2019 4,5 0 6

Eine Information der HYPO NOE Landesbank für Niederösterreich und Wien AG, 3100 St. Pölten, Stand 01/2023 Werbung GRÜN. INVESTITIONSKREDIT. LANDESBANK. UNTERNEHMEN. VORTEIL. GRÜNE INVESTITIONEN - DER LOGISCHE NÄCHSTE SCHRITT FÜR UNTERNEHMEN. Wollen Sie von dem Angebot für Ihr grünes Investitionsvorhaben mit Refinanzierung durch den HYPO NOE Green Bond profitieren? Kontakt: Dr. Manfred Seyringer T. 05 90 910 - 1462 E-Mail: [email protected] www.hyponoe.at Ihre Landesbank für ganz Osterreich!

Der beißende Geruch von Benzin, oft vermischt mit Testosteron, soll in gar nicht ferner Zukunft verschwinden: Ab 2035 will die EU dem Verbrenner den Garaus machen. Dass regt nicht überall zu Freudensprüngen an. Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung, meint im Gespräch mit dem GELD-Magazin: „Es macht keinen Sinn, Technologien zu verbieten, das angeordnete Aus für den Verbrennungsmotor ist keine schlaue Politik. Vielmehr sollte vorgeschrieben werden, dass in Zukunft keine fossilen Emissionen mehr freigesetzt werden dürfen – mit welcher Technologie dieses Ziel erreicht wird, sollte offen bleiben. Und es muss auch bei bestehenden Autos der CO2Ausstoß verringert werden.“ (Tatsächlich soll es eine Ausnahme vom Verbrenner-Verbot für E-Fuels geben.) Mit E-Mobilität allein lassen sich laut Wiesinger die Klimaziele weder für Österreich noch für die EU erreichen: „Es ist aus unserer Sicht daher kein Entweder-oder, sondern ein Miteinander: Um Mobilität für alle bei leistbaren Kosten zu erhalten, braucht es neben E-Fahrzeugen auch alternative Kraftstoffe, insbesondere E-Fuels. Diese müssten so schnell wie möglich forciert werden. Auch biogene Kraftstoffe sollten eingesetzt werden, soweit das möglich ist ohne einen Kampf ,Tank gegen Teller‘ auszulösen. Hier ist die Spritproduktion aus Abfall zu nennen.“ Unrealistische Ziele? Ein weiterer Punkt ist die Lade-Infrastruktur: „Es ist gut, wenn jemand über eine PVAnlage verfügt und sein Auto mit eigenerzeugtem Strom laden kann. Am Land funktioniert das leichter, in der Stadt müsste aber theoretisch überall dort, wo heute ein Auto parkt, eine Ladestation installiert werden. Das sehe ich nicht“, so Wiesinger. Ebenfalls wenig realistisch: Um das gesetzte Ziel zu erreichen, bis 2030 rund die Hälfte des CO2-Ausstoßes im Mobilitätssektor einzusparen, müssten bis dahin an die 2,5 Millionen Verbrenner durch Elektro-Autos in Österreich ersetzt werden. Wiesinger dazu: „Das geht sich nicht aus, selbst wenn jede Neuanmeldung ab jetzt ein E-Auto wäre. Zur Information: In Österreich haben wir heute einen Bestand von insgesamt 5,1 Millionen PKW, 116.000 davon sind voll elektrisch.“ Ein weiteres Problem stellt der Stromnetzausbau dar, der für die E-Autos erfolgen müsste, Wiesinger: „Die Kosten dafür wurden noch nicht ausreichend kalkuliert. Mir ist nur eine Studie der Österreichischen Energieagentur bekannt, die von 18 Milliarden Euro ausgeht, um das Netz auf Vordermann zu bringen.“ BRENNPUNKT . Verbrenner-Verbot Aus für „Benzinbrüder“ Die EU hat Verbrennungsmotoren den Kampf angesagt: Das Verbot neuer Benzin- und Diesel-Autos soll bereits 2035 kommen. Hingegen wird E-Mobilität kräftig gepusht – dazu gibt es Lob, aber auch berechtigte Kritik. HARALD KOLERUS Credits: beigestellt: ÖAMTC/Postl; Sergiy Serdyuk/stock.adobe.com Trend beim Pkw-Bestand in Österreich Noch muss man in Österreich E-Autos mit der Lupe suchen, es dominieren Verbrennungsmotoren (VKM) deutlich. In der Grafik steht HEV für Hybrid-Auto, PHEV für Plug-in-Hybrid und BEV bedeutet Vollelektrisches Fahrzeug. FCEV steht für Brennstoffzellen-Elektrofahrzeug. „Es macht keinen Sinn, Technologien zu verbieten. Wir brauchen ein Miteinander, kein Entweder-oder.“ Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung Quelle: Statistik Austria, Economica Pkw VKM Diesel 2011-2021 und Economica-Prognose 2022-2040 2011 2013 2015 2017 2019 2021 2023 2025 2027 2029 2031 2033 2035 2037 2039 1.000.000 2.000.000 3.000.000 4.000.000 5.000.000 6.000.000 Prognose 2030: 1,1 Mio. vollelektrische Pkw – VKM Benzin HEV Diesel HEV Benzin PHEV Diesel PHEV Diesel BEV FCEV 12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 2/2023

Entwicklung von Pkw-Neuzulassungen in Österreich Der ÖAMTC führt immer wieder Untersuchungen durch, mit der Frage, ob bei einer Neuanschaffung ein E-Auto in Betracht käme. Rund ein Drittel sagt „Ja“, ein Drittel „Weiß nicht“ und ein Drittel „Nein“. Der Anteil der „Verweigerer“ hat zuletzt auf 38 Prozent zugenommen. Teller vor Tank Andreas Reinhardt, Vorsitzender des BEÖ (Bundesverband Elektromobilität Österreich), sieht die Sache etwas anders. Zu BioSprit meint er: „Die Diskussion um Biosprit wurde bereits vor vielen Jahren geführt. Die Politik ist zu dem Schluss gekommen, dass die dadurch entstehende Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion – Österreich importiert einen Teil der Lebensmittel – nicht sinnvoll ist. Diese Begründung scheint mir sinnvoll und nachvollziehbar – zuerst essen, dann Autofahren. Für dieses Thema sind der BEÖ und mein Personal als Ladestellenbetreiber aber tatsächlich nicht die ersten Experten. Die Unternehmen des BEÖ kümmern sich um den zügigen Aufbau von LadeInfrastruktur und dabei sind wir sehr erfolgreich.“ Und was ist mit der Kritik, dass E-Autos gar nicht so umweltfreundlich seien, wie das ihr Image vorgibt? Reinhardt: „Dieser Punkt wird immer wieder ins Treffen geführt, wenn es darum geht, Unmöglichkeiten aufzuzeigen und ein Blitzlicht auf die gerade aktuelle Situation für eine Projektion in die Zukunft zu verwenden. E-Mobilität ist ja nicht das Auto allein, sondern unser gesamtes Energiesystem. Dieses wird parallel zur Verkehrswende auf mehr erneuerbaren Anteil am Strombedarf umgebaut.“ Gerade Österreich sei schon recht weit mit Wasserkraft, Wind und PV: „Ich vergleiche das gerne mit PV-Modulen. Hätten wir im Jahr 2000 die Entwicklung eingestellt, als ein Modul zur Herstellung noch so viel Energie benötigte, wie es während der gesamten Lebensdauer Strom produziert, hätten wir eine riesige Chance vertan. E-Autos sind effizient – viel effizienter als Diesel und Benzinautos –, wir können den Strom am Dach produzieren und brauchen ihn nicht importieren, EAutos sind leise und das Fahren damit macht Spaß. Warum sollen wir all diese Chancen nicht nutzen.“ Fazit: Auf beiden Seiten gibt es gute Argumente. 2026 wird das Verbrenner-Verbot nochmals überprüft, Zeit für „Feintuning“ ist also da. „E-Autos sind effizient – viel effizienter als Diesel und Benzinautos.“ Andreas Reinhardt, Vorsitzender des Bundesverbands Elektromobilität Österreich Quelle: Statistik Austria, Economica Pkw VKM Diesel 2011-2021 und Economica-Prognose 2022-2040 2011 2013 2015 2017 2019 2021 2023 2025 2027 2029 2031 2033 2035 2037 2039 100.000 150.000 200.000 250.000 300.000 350.000 Prognose 0 VKM Benzin HEV Diesel HEV Benzin PHEV Diesel PHEV Diesel BEV FCEV 50.000 „Stinker“ werden von den Straßen verbannt – gut so. Die Umsetzung ist aber fraglich. Ausgabe Nr. 2/2023 – GELD-MAGAZIN . 13

Österreich Korruption gestiegen Konjunkturerholung? Bitte warten Eingetrübt. Die schrittweise ökonomische Verbesserung der vergangenen Monate hat einen leichten Dämpfer erlitten: „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator“ ist im März auf minus 1,6 Punkte gesunken und fiel damit auf den niedrigsten Wert des laufenden Jahres. Die Aufhellung der Wirtschaft seit dem Jahreswechsel wurde durch die Stimmungseintrübung in der heimischen Industrie und in einigen Dienstleistungsbereichen unterbrochen. Die erwartete Erholung ist damit zwar nicht abgesagt, wird sich jedoch verspäten. Im Verlauf des zweiten Quartals sollte der Konjunkturfrühling einsetzen und Österreich langsam zurück auf Wachstumskurs bringen. UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl kommentiert: „Wir erwarten für das Gesamtjahr 2023 weiterhin nur ein moderates Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent. Für 2024 gehen wir von einer leichten Belebung auf 1,2 Prozent aus.“ Der Jobmarkt erweist sich als robust: 2023 und 2024 soll die Arbeitslosenquote bei 6,4 und 6,3 Prozent liegen. Credit: beigestellt Studie. Zwar gilt Österreich unter Führungskräften nach wie vor als attraktiver Wirtschaftsstandort, hinsichtlich der Korruption und des Vertrauens in Politik sowie Justiz hat es jedoch abgebaut. So verschlechtert sich Österreich im Corruption Perceptions Index von Transparency International. Einen Rückfall zeigt auch die internationale Befragung des World Economic Forum unter Managern zur Einschätzung der Standortqualität. In Österreich sind verdeckte Zahlungen und Gelegenheitskorruption auf der Verwaltungsebene demnach weniger verbreitet als die „politische Korruption“, also die Einflussnahme auf gewählte politische Entscheidungsträger und Führungskräfte in der Verwaltung. WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen DIE ZAHL DES MONATS 2,3 Prozent In den roten Zahlen. Das Büro des Fiskalrates erwartet für 2023 und 2024 ein gesamtstaatliches Budgetdefizit von 2,3 und 1,1 Prozent des BIP in Österreich. Die Verbesserung des Saldos gegenüber 2022 ist auf die aus budgetärer Sicht gute ökonomische Lage zurückzuführen. Die Schuldenquote reduziert sich aufgrund des hohen nominellen BIP-Wachstums bis 2024 auf 72,8 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung. Einer stärkeren Rückführung stehen laufende Budgetdefizite entgegen. Der Fiskalrat hat auch ein kritisches Kommentar zur heimischen Wirtschaftspolitik parat: „Obwohl die gegenwärtige Konjunkturlage keine weiteren staatlichen Unterstützungsmaßnahmen erfordert, stimulieren die Budgetdefizite die wirtschaftliche Entwicklung weiterhin. Das bedeutet, dass der Staat über das Ziel der makroökonomischen Stabilisierung hinausschießt und damit mehr finanzielle Mittel in die Hand nimmt als derzeit notwendig ist“, so der Fiskalrat. UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich „Asyl-Populismus“. „Wir haben mehr unbesetzte Stellen als jedes andere EU-Land und es wird nicht besser. Macht die Regierung so weiter, brauchen wir für 2030 keine Vision, sondern einen Notfallplan“, erklärt Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV). Er warnt im selben Atemzug davor, dass in einem der reichsten Länder der Welt Leistungen von der Kinderbetreuung bis zur Krankenpflege nicht mehr in vollem Ausmaß erbracht werden können. Kein EU-Land leide so stark unter unbesetzten Stellen wie Österreich. Veit fordert daher ein Aus für die Abschottung des heimischen Arbeitsmarkts. Wie gegengesteuert werden kann, mache Deutschland vor, Österreich dagegen setze auf Asyl-Populismus, der Denkhorizont sei die nächste Wahl. „Schluss mit dem Schielen zum rechten Rand, die Zukunft liegt vor uns!“, fordert der ÖHV-Präsident angesichts konkreter Gefahren durch den zunehmenden Mitarbeitermangel das Ende der Angstmache: „Das Thema ist zu wichtig dafür, es geht um die Zukunft von Land und Standort.“ Walter Veit, Präsident der Österr. Hoteliervereinigung Jobmarkt: Schluss mit Abschottung Quelle: Statistik Austria, UniCredit Research 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 2018 2019 2020 2021 2022 BIP (real. Veränderung zum Vorjahr in %) UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 14 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 2/2023

EINSCHALTUNG – FOTO: HYPO / Maybach Wieder mehr Möglichkeiten für Anleger Mit den aktuell steigenden Zinsen erfahren Anleihen eine Renaissance. Nach Jahren der Niedrigzins-Flaute werfen sie wieder gute Renditen ab und erweitern damit die Veranlagungsmöglichkeiten für Anleger:innen. Die Nachfrage nach Anleihen ist in den letzten Monaten stark gestiegen. Wie macht sich das bei der HYPO Oberösterreich bemerkbar? Auch wir sehen einen starken Trend in Richtung Anleihen. Und das in mehrfacher Hinsicht. Anleihen sind ein wesentlicher Bestandteil eines ausgewogenen Wertpapier-Portfolios. Sie sind quasi das Salz in der Veranlagungs-Suppe. Im letzten Jahrzehnt mit den Niedrigzinsen war das naturgemäß eine Herausforderung. Es ist nicht jedermanns Sache gewesen in den High-Yield-Bereich auszuweichen und damit ein hohes Risiko einzugehen. Aber jetzt gibt es auch bei sehr guten Bonitäten wieder ausgezeichnete Renditen. Ein gutes Beispiel ist da die aktuelle Wohnbauanleihe der HYPO Oberösterreich. Die kratzt schon wieder an einer Netto-Rendite von jährlich vier Prozent. Aber wir sehen nicht nur bei Privatanlegern, sondern auch bei institutionellen Investoren ein verstärktes Interesse. Im Jänner haben wir am internationalen Kapitalmarkt eine Pfandbriefemission im Volumen von 250 Millionen Euro begeben. Wir konnten bereits nach kurzer Zeit die Bücher schließen, weil sie doppelt überzeichnet war. Wie weit wird die Europäische Zentralbank noch an der Zinsschraube drehen? Wir haben das Problem der hohen Teuerung noch nicht in den Griff bekommen, weil die Zinserhöhungen der EZB nur zeitversetzt wirksam werden. Sowohl in der Eurozone als auch besonders in Österreich wird die Inflation heuer noch deutlich zu hoch sein. Eine richtige Entspannung ist erst für 2024 zu erwarten. Die EZB wird daher in den nächsten Monaten den im Vorjahr eingeschlagenen Pfad der Zinserhöhungen weiter fortsetzen. Es bleibt allerdings abzuwarten auf welches Niveau sie den Leitzinssatz ansteigen lassen wird. Viele Expertinnen und Experten gehen davon, dass der Höhepunkt der Zinsanhebungen mit einem Leitzinssatz zwischen 4,0 und 4,5 Prozent im Sommer 2023 bereits erreicht sein könnte. Die HYPO Oberösterreich ist eine der Vorreiterinnen in Sachen Nachhaltigkeit. Wirkt sich das positiv auf das Veranlagungsgeschäft aus? Auf jeden Fall! Insbesondere deshalb, weil unsere Kundinnen und Kunden spüren und erleben, dass wir es ernst meinen. Für uns ist das kein MarketingGag, sondern Nachhaltigkeit ist eine Kernpositionierung der HYPO Mehr-Wert-Strategie und damit fest in unserer Unternehmens-DNA verankert. Dieses Bekenntnis zieht sich durch unsere Produkte, Dienstleistungen bis hin zu unserer Beratung. Im vergangenen Jahr haben wir den Anteil der ESG-Fonds am gesamten Investmentfondbestandes unserer Kundinnen und Kunden auf 25 Prozent erhöht. Bei den Fondssparplänen ist bereits jeder zweite ein nachhaltiger Sparplan. Sie haben im Sommer 2020 den Vorstandsvorsitz der HYPO Oberösterreich übernommen. Wie fällt Ihr Resümee über diese drei Jahre aus? Durch die Bank positiv. Wir haben ein großartiges Team an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit dem es Spaß und Freude macht an neuen Initiativen zu arbeiten. Mit unserer HYPO Mehr-Wert-Strategie haben wir uns ganz klar einem Wachstums- und Innovationskurs verschrieben. Die Erfolge geben uns recht. Wir haben in den vergangenen drei Jahren unseren Jahresüberschuss nahezu verdreifacht. Und auch abseits der nackten Bilanzkennzahlen haben wir einiges erreicht. Wir wurden 2021 zur nachhaltigsten Bank Österreich ausgezeichnet und sind in den letzten Jahren mehrmals zu einem der Top- Arbeitgeber in Österreich gewählt worden. www.hypo.at Klaus Kumpfmüller, Vorstandsvorsitzender der HYPO Oberösterreich Ausgabe Nr. 2/2023 – GELD-MAGAZIN . 15 EXPERTSTALK . Klaus Kumpfmüller, HYPO Oberösterreich Zur Person Klaus Kumpfmüller ist seit 2020 Vorstandsvorsitzender der HYPO Oberösterreich. Zuvor war er unter anderem Vorstand der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) und der österreichischen Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA). Die HYPO Oberösterreich steht auch 2023 mit ihrer ausgezeichneten Bewertung von „A+ mit stabilem Ausblick“ an der Spitze des österreichweiten Ratingvergleiches der heimischen Universalbanken.

BANKING . Kurzmeldungen 16 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 2/2023 Credits: beigestellt Scharfe Kontrolle. Die westlichen Volkswirtschaften werden mit den Folgen der geldpolitischen Straffung noch zu kämpfen haben, da die US-Zinsen in nur einem Jahr um fast 500 Basispunkte und die EZB-Zinsen um 350 Basispunkte gestiegen sind. „Die daraus resultierenden verzögerten Effekte werden bis zum zweiten Halbjahr 2023 für erheblichen Gegenwind sorgen“, so Thomas Hempell, Head of Macro & Market Research bei Generali Investments. Insgesamt leide der Bankensektor unter der verschärften Marktkontrolle, den höheren Refinanzierungskosten und der Abwanderung von Einlagen, insbesondere bei schwächeren Instituten. Dies wird die Kreditvergabe der Banken in den kommenden Quartalen stark einschränken. Die Zentralbanken müssen wiederum einen heiklen Balanceakt zwischen Inflationsbekämpfung und Wahrung der Finanzstabilität vollziehen. T. Hempell, Macro & Market Research, Generali Investments Kredite: BeschränkteVergabe Skepsis. Die Stimmung der Privatanleger für den EURO STOXX 50 fiel im März auf ein Tief von 92 Punkten. Die Erklärung dafür lautet: Die Skepsis gegenüber dem Bankensektor beeinträchtigt generell das Vertrauen der Privatanleger in europäische Aktien. Das zeigen die aktuellen SERIX-Stimmungsdaten von Spectrum Markets. „Die Erwartungen der Privatanleger mit Blick auf den breit angelegten EURO STOXX 50 Index lassen darauf schließen, dass sie eine Ansteckung anderer Sektoren befürchten, nachdem sich die schlechten Nachrichten aus dem Bankensektor gehäuft haben“, erklärt Michael Hall, Head of Distribution bei Spectrum. Trotz großer Namen wie Allianz, AXA, Banco Santander, BNP Paribas, Deutsche Börse, ING, Intesa Sanpaolo oder Munich Re rangieren Finanzwerte im EURO STOXX 50 hinsichtlich der Sektorengewichtung nur auf Platz drei. Dennoch nahmen die Anleger hier einen Negativtrend für den Gesamtmarkt vorweg, wie der Anstieg beim Verkauf der Longpositionen bzw. beim Kauf von Shortpositionen auf den Index zeigt. Michael Hall, Head of Distribution, Spectrum Markets Banken-Crash: Vertrauen in Aktien schwindet Nachhaltige Geschäftsstrategie bringt Erfolg Das vergangene Jahr war mit Sicherheit alles außer gewöhnlich: Der Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation – getrieben durch steigende Energiekosten – haben nicht zuletzt unter Wirtschaftstreibenden für eine getrübte Stimmung gesorgt. Trotz dieser Herausforderungen verlief 2022 aber wirtschaftlich sehr erfolgreich für Österreich: Mit einem Wirtschaftswachstum von fast fünf Prozent, einer Rekordbeschäftigung und einer der niedrigsten Arbeitslosenquoten seit 15 Jahren war der Trend – trotz der schlechten Stimmung – ein äußerst positiver. Diese Entwicklungen haben, verbunden mit der richtigen Wachstums-Strategie, auch dazu geführt, dass die HYPO NOE erneut ein sehr gutes Geschäftsjahr verzeichnen konnte. Unsere risikobewusste Geschäftsstrategie mit Fokus auf die Finanzierung von öffentlicher und sozialer Infrastruktur sowie Immobilien – vom Eigenheim über genossenschaftlichen und gewerblichen Wohnbau bis hin zu großen Immobilienprojekten – trug im Geschäftsjahr 2022 erneut zum sehr guten Ergebnis bei: Unter anderem haben wir unseren Periodenüberschuss nach Steuern von 41,9 Millionen Euro auf 47,1 Millionen Euro weiter ausgebaut. Der Betriebsertrag stieg trotz des schwierigen Marktumfeldes von 173,3 Millionen Euro auf 176,3 Millionen Euro an, womit wir unsere Strategie – langfristige Erhöhung der Profitabilität durch organisches Wachstum im Kerngeschäft – klar weiterKOLUMNE . HYPO NOE Landesbank für Niederösterreich undWien AG verfolgen konnten. Auch der Zinsüberschuss konnte von 140,3 Millionen Euro auf 142,1 Millionen Euro gesteigert werden. Obwohl der Verwaltungsaufwand durch die höhere Vorschreibung zum Abwicklungsfonds um 1,2 Prozent auf 102,7 Millionen Euro leicht anstieg, konnten wir die Cost-Income-Ratio per Jahresende 2022 nochmals senken. Sie betrug per 31. Dezember 2022 51,69 Prozent gegenüber 52,14 Prozent zum Jahresende 2021. www.hyponoe.at Wolfgang Viehauser, HYPO NOE Marktvorstand und Vorstandssprecher FOTO: ©HYPO NOE / Gorla

EINSCHALTUNG - FOTO: beigestellt Private Banking als „Bergführer“ in schwierigen Zeiten Generationenübergreifendes Denken, langfristiger Vermögensaufbau, Inflation und richtiges Vererben sind nur einige der Themen, mit denen sich Alexander Eberan beschäftigt. Welche Herausforderungen stellen sich für das Private Banking heute, in unseren doch sehr bewegten Zeiten? Private Banking muss stets mehrere Aufgaben gleichzeitig erfüllen. Im aktuellen schwierigen Umfeld zählt, dass die Private Banker:innen eine Art Bergführer:innen sind, die ihre Kunden auch in stürmischen Zeiten wohlüberlegt, entsprechend der individuellen Leistungsfähigkeit (Risikotragfähigkeit) und Leistungsbereitschaft (Risikomentalität) einerseits und der individuellen Zielsetzung (Renditeerwartung) andererseits sicher und mit Bedacht leiten. Dazu braucht es hohe Empathie, Einfühlungsvermögen und die Eigenschaft, gut zuhören zu können. Aber die ganze Empathie nützt nichts, wenn diese Eigenschaft nicht mit Wissen und Markterfahrung in Einklang gebracht werden kann. Diese Kombination mit der Bereitschaft, Entscheidungen für den gemeinsamen Weg zu treffen und diese gut zu argumentieren und zu kommunizieren, sind gerade in bewegten Zeiten große Herausforderungen. Wie wichtig ist generationenübergreifendes Denken, welche Rolle spielt dabei richtiges Erben und Vererben? Dieses Thema ist essenziell und es muss im Laufe einer Kundenbeziehung stets mitbedacht werden. Es gehört zum „Bergführer“-Beruf, die Themen Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht oder aber auch die Erstellung von Testamenten bei Kunden anzusprechen und als wichtig zu positionieren. Wir verfügen über ein Netzwerk an Notaren und Rechtsanwälten, das wir unseren Kunden anbieten. Mit auch zum Generationenmanagement für den Berater zählt, die Kinder oder jungen erwachsenen Kinder seiner Kunden kennenzulernen und seine Kunden anzuspornen, ihren Nachwuchs in Entscheidungen - auch was die Vermögensanlage betrifft – schon frühzeitig einzubinden. Auf diese Weise lernt die junge Generation schon früh, mit Vermögen richtig umzugehen. Wie gelingt langfristiger Vermögensaufbau? Beteiligungen an der Realwirtschaft, also Aktien, zählen zur wichtigsten Anlageklasse. Nur in der Realwirtschaft entstehen die Renditen. Die globale Diversifikation über Regionen, Branchen und Unternehmensklassen hinweg ist dabei der wichtigste Erfolgsfaktor, wenn es darum geht, Vermögen über Generationen zu sichern. Als Pendant dazu zählt die Anlageklasse der Anleihen, wobei wir erstklassige Staats- und Unternehmensanleihen gegenüber Bonds schlechterer Bonitäten präferieren. Letztere bringen zwar mehr Rendite als bonitätsmäßig gute Anleihen, schneiden aber in Aktien-Korrekturphasen schlechter ab. Zum Austarieren eines Portfolios taugen sie daher wenig. Innerhalb eines Generationen-Portfolios sollten globale Aktien einen Stellenwert von mindestens 50 Prozent haben. Sehen Sie Performancetreiber regionaler oder sektoraler Natur? Performancetreiber sind global aufgestellte große Unternehmen mit hohen Eintritts-Barrieren und hoher Preisfestsetzungsmacht. Aber auch kleine innovative Unternehmen in stark wachsenden Nischen sollten mitberücksichtiget werden. Die Inflation macht jedem das Leben schwer, was empfehlen Sie Kunden, um gegenzusteuern? Sollten neue Kreditverpflichtungen eingegangen werden, raten wir, diese für einen gewissen Zeitraum mit fixen Konditionen auszustatten. Aktien von global aufgestellten Unternehmen sollten in einem gut balancierten Portfolio stark gewichtet werden, da sie gestiegene Inputpreise meist eins zu eins auf ihre Endprodukte übertragen und somit ihre Ertragsmargen halten können. Damit bieten sie einen idealen Schutz vor Inflation. Im Anleihen-Bereich empfehlen wir Bonds im Zwei-bis-Vier-Jahresbereich, wobei diese idealerweise laufzeitengestaffelt veranlagt werden sollten. Gold dient als Art Versicherung und hat seinen Stellenwert im Portfolio zwischen fünf und zehn Prozent – je nach Risikomentalität des Investors. www.steiermaerkische.at Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien, Steiermärkische Bank & Sparkassen AG Ausgabe Nr. 2/2023 – GELD-MAGAZIN . 17 EXPERTSTALK . Alexander Eberan, Steiermärkische Bank und Sparkassen AG

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