GELD-Magazin, Nr. 2/2023

stellt. Trotz rezessionsnaher Bedingungen und des massiven Anstiegs der Energiepreise nach der russischen Invasion in der Ukraine sind die europäischen Gewinne im vergangenen Jahr um mehr als 20 Prozent gestiegen“, so Quinsee. Growth wieder imVorteil? Ein schwächerer Euro und Gewinne im Energiesektor erklärten zwar einige dieser Gewinne, doch spiegele die starke Performance auch eine sehr viel umfassendere Robustheit in einem schwierigen Umfeld wider. „Da europäische Aktien immer noch zu Abschlägen gehandelt werden, bietet die Widerstandsfähigkeit der Gewinne gute Chancen für Anleger“, fasst Quinsee zusammen. Was für Growth-Titel spricht: Weltweit verstärken sich die Tendenzen einer konjunkturellen Abkühlung. Gerade in Phasen einer Wachstumsschwäche werden von Investoren wachstumsstarke Unternehmen gesucht und bevorzugt – also jene Unternehmen, die 2022 angesichts des veränderten Zinsregimes erheblich unter Druck gerieten. Aber es gibt auch Argumente für den Value-Ansatz: Vor allem die noch immer deutlich günstigere Bewertung und die geringere Zinsempfindlichkeit, für den Fall, dass die Notenbanken die Zinsen doch stärker anheben müssten als erwartet. Es empfiehlt sich daher, beide Investmentansätze im Portfolio zu berücksichtigen. Der Carmignac Grande Europe ist in Sektoren wie Technologie, Gesundheit, Erneuerbare Energien, Industrie und Konsum stark engagiert und eher als Growth-Fonds gemanagt. Höhere Dividenden, tiefere Zinsen Fondsmanager James Rutland, der für den auf qualitativ hochwertige Value-Titel ausgerichteten Invesco Pan European Focus mitverantwortlich ist, weist darauf hin, dass die US-Marktdominanz von Technologiekonzernen getrieben wurde, die nunmehr so groß geworden sind, dass sie in den nächsten Jahren nicht mehr diesen Einfluss ausüben können. Besonders sollte Europa vom unaufhaltsamen Trend zur Dekarbonisierung profitieren können. Denn nun steht nach dem Ende der Nullzinspolitik der Notenbanken die Fiskalpolitik der Regierungen im Vordergrund, und da kann Europa sicher gut mitspielen. „Einige Bewertungsfaktoren sprechen klar für europäische Aktien. Die Dividendenrendite im US S&P 500-Index liegt bei nur 1,6 Prozent, im MSCI Europe sind es fast vier Prozent, und zudem sind auch die langfristigen Zinsen in den USA deutlich höher. Von De-Industrialisierung in Europa kann jedenfalls keine Rede mehr sein, da auch hier viele Lieferketten heimgeholt werden.“ Bei Comgest lässt man sich von Zins- und Rezessionsdebatten nicht beeindrucken. „Wir sind davon überzeugt, dass qualitativ hochwertige Unternehmen in einer guten Position sind, um ihre Erträge trotz steigender Rohstoffkosten und Zinsen zu steigern. Für verschuldete Unternehmen bringt das gegenwärtige Zinsumfeld bereits deutlich höhere Kosten; und Unternehmen ohne Preissetzungsmacht oder mit geringen Gewinnmargen kann eine höhere Inflationsrate auf der Gewinnseite stark belasten.“ Positive Beispiele aus dem Portfolio des Comgest Growth Europe sind der Luxusgüterkonzern LVMH, der für 2022 Rekordumsätze und -gewinne meldete, oder der Lithografiemaschinenhersteller ASML im Halbleiterbereich mit einem Rekordauftragsbestand. Der Comgest Growth Europe setzt auf Qualitätsunternehmen mit starken Fundamentaldaten (Umsatzwachstum, Cash Flow, Ausgabe Nr. 2/2023 – GELD-MAGAZIN . 35 „In Europa sind die Dividendenrenditen höher, die langfristigen Zinsen jedoch deutlich tiefer als in den USA.“ James Rutland, Fondsmanager des Invesco Pan European Focus Gewinnmargen auf historisch hohem Niveau Die Energiekrise und die hohe Inflation haben den Gewinnmargen europäischer Unternehmen nichts anhaben können – im Gegenteil. Die Firmen geben gnadenlos die höheren Preise an Kunden und Verbraucher weiter und weisen dadurch trotz Inflation hohe Gewinne auf. Quelle: Bloomberg „Wir favorisieren Unternehmen mit hohen Gewinnmargen, die ihre guten Gewinne ins eigene Geschäft reinvestieren.“ Mark Denham, Head of European Equities, Carmignac 7% 6% 2010 STOXX Europe 600, Gewinnmargen auf 12-Monats-Sicht) 8% 9% 10% 11% 2012 2014 2016 2018 2020 2022 „Die Gewinnschätzungen spiegeln derzeit nicht die potenzielle Geschwindigkeit einer Konjunkturschwäche wider.“ Jörg de Vries-Hippen, CIO Equity Europe bei Allianz Global Investors

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