GELD-Magazin, Nr. 5/2023

Österreichische Post AG | MZ 03Z035262 M | 4profit Verlag GmbH, Rotenturmstraße 19/1/29 B, 1010 Wien | Ausgabe Nr. 5/2023 | 6,90 Euro Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Blockchain + Alternative Investments + Versicherungen DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE Run auf Anleihen Der erwartete Zinsgipfel macht Bonds wieder sehr attraktiv. Wir stellen Ihnen die besten Fonds dazu vor. Neue Steuern Abgaben auf Vermögen und Erbschaften drohen. Welche Vor- und Nachteile sich daraus ergeben würden. Zinswende Die sinkende Inflation lässt die Zentralbanken aufatmen. Für Anleihen und Aktien brechen wieder bessere Zeiten an. Die besten Fondsmanager So profitieren Sie mit den Siegerfonds! ÖSTERREICHISCHER DACHFONDS AWARD 2023:

Marketing-Anzeige DJE – Zins & Dividende: unser ausgewogener Investmentfonds mit Aktien & Anleihen. Dies ist eine Marketing-Anzeige. Bitte lesen Sie den Verkaufsprospekt des betreffenden Fonds und das PRIIPs-KID, bevor Sie eine end- gültige Anlageentscheidung treffen. Darin sind auch die ausführlichen Informationen zu Chancen und Risiken enthalten. Diese Unterlagen können in deutscher Sprache kostenlos auf www.dje.de unter dem betreffenden Fonds abgerufen werden. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte kann in deutscher Sprache kostenlos in elektronischer Form auf der Webseite unter www.dje.de/zusammenfassung-der- anlegerrechte abgerufen werden. Alle hier veröffentlichten Angaben dienen ausschließlich Ihrer Information, können sich jederzeit ändern und stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar. Aktie, die ist ein Anteil an einem Unternehmen. Wer Aktien kauft, wird dadurch zum Spekulanten Miteigentümer. 7'34) %;%6( 834 &IWXIV %WWIX 1EREKIV %OXMIR (MZMHIRHI Quelle: www.scope-awards.com dje.de/zins-und-dividende [ˈakt͡si̯ə]

Ausgabe Nr. 5/2023 – GELD-MAGAZIN . 3 Sowohl die EZB als auch die Fed ließen Ende Oktober bzw. Anfang November die Zinsen unverändert – dank rückläufiger Inflationsraten. Am Sekundärmarkt hat sich der Anstieg der Renditen auf hohem Niveau eingependelt – die Fieberkurve scheint nicht weiter anzusteigen. Der Markt spekuliert bereits auf eine Zinswende, die nun ab der Jahresmitte 2024 erwartet wird. Bekanntlicherweise nehmen die Märkte solche Entwicklungen vorweg – mit einer Vorlaufzeit von etwa einem halben Jahr (Seite 8). Daher werden Anleihen jetzt wieder interessant (Seite 42), bei Aktien dürften sich die Bewertungen schon alleine wegen des sinkenden Diskontierungssatzes verbessern, womit Kurs-Anstiege vorprogrammiert sind. Lesen Sie dazu einige Tipps, die Vortragende am vergangenen Investors Congress zum Besten gaben (Seite 26). Die geopolitischen Konflikte, die das Marktgeschehen im Oktober dominiert haben, treten langsam in den Hintergrund. Das ist z.B. an der Entwicklung des Ölpreises zu sehen, der wieder den Rückzug angetreten hat. Die Spannungen im internationalen Handel, wie das Ausfuhrverbot bestimmter Computerchips aus den USA nach China oder Strafzölle auf Elektroautos aus China sowie die im Gegenzug angekündigte Einschränkung des Exports bestimmter Rohstoffe (z.B. Grafit) aus China, halten zwar noch an. Doch man hat sich daran gewöhnt, damit zu leben. Aktien aus China haben stark im Kurs verloren, ob sich damit nun ein günstiger Einstiegszeitpunkt ergibt, lesen Sie ab Seite 36. Und nicht zuletzt ermittelten wir heuer wieder wie jedes Jahr (übrigens zum 23. Mal in Folge) im Rahmen des Österreichischen Dachfonds Awards die Siegerfonds. Dachfonds sind für die Vermögensveranlagung insofern interessant, da sie einerseits mit Investmentfonds und ETFs auf Veränderungen von Markt- und Branchenentwicklungen rasch reagieren können – sie müssen sich nicht um das Research einzelner Aktiengesellschaften oder Anleihenbewertungen kümmern. Und zweitens erreichen sie mit der Investition in Fonds automatisch eine hohe Diversifikation. Ab Seite 70 finden Sie dazu alle Gewinner aus 12 Kategorien mit Kurzporträts und eine vollständige Liste der in Österreich erhältlichen Dachfonds mit Kennzahlen ab Seite 81. Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Fieberkurve sinkt editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 19/1/29B, 1010 Wien T: +43/676/570 95 10 · E: [email protected] · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh MSc, LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO disk/stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · BACKOFFICE & ONLINE REDAKTION Ivana Jovic · MARKETING & ANZEIGENVERKAUF Anita Tenic · IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir · DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/699/1922 0326 · [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. FOTO: ivanashoots.com

BANKING 20 Kurzmeldungen Fintechs: Konkurrenzdruck steigt + Fed: „Reanimation“ gefordert. 22 Digitaler Euro Noch vor der Einführung ist das bargeldlose Zahlen heftig umstritten. MÄRKTE & FONDS 24 Kurzmeldungen Handelskrieg: Angst vor der Rezession + Cloud Computing: Umweltfreundlich. 26 Institutional Investors Congress Anlageprofis präsentieren interessante Aktien, Regionen und Branchen. 30 Klimawandel Tue Gutes und profitiere davon – spezielle Fonds machen‘s möglich. 34 Wasser Das kostbare Gut ist heute schon Auslöser zahlreicher geopolitischer Konflikte. 36 China Das Reich der Mitte: Schauplatz für mutige Contrarian-Investments. 40 Digitalisierung Cybercrime wächst gefährlich schnell, damit steigen aber auch Anlagechancen. 42 Anleihen Rückkehr einer vielfältigen Anlageklasse. 46 Rohstoffe Erdöl: Saudi-Arabien steigt auf die Bremse + Gold: Bewährung in der Krise + Weizen: Hohe Unsicherheit bleibt bestehen + Kupfer: Schon bald Mangelware. DIE BESTEN DACHFONDS Das GELD-Magazin hat wieder die erfolgreichsten Produkte ausgezeichnet. Seite 70. Ausgabe Nr. 5/2023 inhalt Credits: abdulmoizjaangda & disk & lipart Collectors/stock.adobe.com BRENNPUNKT 06 Kurzmeldungen Nahost-Konflikt: Furcht vor Flächenbrand + KI: Die Politiker von morgen? 08 Zinswende Experten rechnen mit fallenden Zinsniveaus, aber es gibt dabei Unsicherheiten. 10 Vermögenssteuer Den Reichen soll es an die Geldbörse gehen. Der richtige Weg zu mehr Gerechtigkeit? 14 BRICS Der lose Staatenbund zeigt Selbstvertrauen und will sich als Machtblock etablieren. WIRTSCHAFT 16 Kurzmeldungen WIFO: Milde Rezession droht + Industrie: Talsohle in Sicht. 18 Steuertipps Nur nichts an den Fiskus verschenken! 4 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2023

AKTIEN 48 Kurzmeldungen Kaufempfehlung: Addiko Bank + FACC: Luftfahrt startet durch. 50 Weltbörsen USA: Falken auf Kurs + Eurozone: Rezession im Anzug + China: Sitzfleisch gefragt + Japan: Yen auf Rekordtief. 52 Anlagetipps ASML: Profitieren von KI + Medtronic: Milliardendeal + Thermo Fisher: Analyse-Profi. 54 Börse Deutschland Deutsche Autobauer setzen auf Diversifizierung, der Wohnbau ist vorerst auf Eis gelegt, dafür haben Technologietitel Rückenwind. 56 Börse Wien Gespaltenes Parkett: Welche Aktien im Umfeld hoher Zinsniveaus verlieren – und wer von der Gewinnerseite lacht. BLOCKCHAIN 60 Kurzmeldungen Indien: Führend bei Kryptonutzung + Bitcoin: Beflügelter Markt. IMMOBILIEN 62 Kurzmeldungen Einfamilienhäuser: Flaute angekommen + Umstritten: KIM-Verordnung. 64 Wohnraum Gezielter An- und Umbau von Eigenheimen erhöht die Lebensqualität - und ist darüber hinaus auch leistbar. VERSICHERUNG & VORSORGE 66 Kurzmeldungen Unwetter: Die Schäden steigen + Pensionskassen: Stabile Performance erzielt. 67 FLV-Listing Der monatliche Überblick zu fondsgebundenen Lebensversicherungen. 68 Makler Wichtige Vorteil nützen: Versicherungsmakler stehen auf Seite der Kunden. DACHFONDS AWARD 2023 70 Alle Gewinner Wie die Zeit vergeht: Seit 23 Jahren zeichnet das GELD-Magazin jährlich die besten Dachfonds in Österreich aus. Auch heuer wurden wieder die erfolgreichsten Produkte herausgefiltert. Hier finden Sie alle Gewinner. KLIMAWANDEL Das grüne Megathema an den Börsen. Seite 30. DIE RÜCKKEHR DER ANLEIHEN Hohe Zinsen machen Anleihen wieder attraktiv. Seite 42. Ausgabe Nr. 5/2023 – GELD-MAGAZIN . 5

BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Credits: beigestellt; Wafa/wikimedia; ludariimago/stock.adobe.com Ländervergleich Gute Note für Österreich Skandinavien an der Spitze. Das Schweizer Kreditresearch-Unternehmen I-CV beurteilte in der Länderstudie 2023 die fundamentale Kreditqualität von 49 Staaten. Die Analyse vergibt bei 49 untersuchten Volkswirtschaften sechs Mal die höchste Einstufung Triple-A. Mit Dänemark, Norwegen und Schweden sind wieder drei skandinavische Staaten darunter, die wie die Schweiz, Singapur und die Niederlande AAA geratet sind. Deutschland dagegen verliert die Bestnote, während Österreich unverändert mit AA eingestuft wird. In der diesjährigen Studie gibt es neben Deutschland auch für Großbritannien und Ungarn Downgrades. Demgegenüber stehen vier Upgrades für Griechenland, Irland, Island und Portugal. Staatsanleihen bezeichnen die Experten jedenfalls als „so attraktiv wie lange nicht mehr“. 6 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2023 Der Krieg regiert. Angesichts des kaum fassbaren menschlichen Leidens in Israel und Palästina soll es nicht zynisch klingen, die Auswirkungen auf Weltwirtschaft und Finanzmärkte im internationalen Kontext zu beleuchten. Die Bestandsaufnahme lautet: Während die Entwicklungen im Nahen Osten die Nachrichten bestimmten und die Angst vor einem Flächenbrand in der gesamten Region stieg, kamen von der Konjunkturfront nur wenig marktrelevante Neuigkeiten. In einem Kommentar von Moventum heißt es: „Da die ersten Unternehmensergebnisse der neuen Berichtssaison bisher im Rahmen der Erwartungen ausfielen, bestimmte im Dreiklang von Makro-, Mikro- und Geopolitik die Letztgenannte das Geschehen. Auswirkungen zeigten sich beim Ölpreis, dessen Anstieg neuerlichen Inflationssorgen Vorschub leistet und zumindest in den USA einen weiteren Zinsschritt möglich erscheinen lässt.“ Wie es nun in Nahost weitergeht, lässt sich naturgemäß kaum abschätzen, und in der Zwischenzeit wird auch in der Ukraine weiter Krieg geführt. Diesen Konflikt hatten die Börsen ja lange Zeit gut weggesteckt und vielleicht sogar ein wenig „vergessen“. Eine Eskalation an allen Krisenherden kann aber nicht ausgeschlossen werden. Nahost: Angst vor Flächenbrand NVIDIA & Co.: Hohe Bewertungen Überzogen? Der Hype um Aktien, bei denen Künstliche Intelligenz eine Rolle spielt, ist enorm. Die KGVs sind trotz der aktuellen Korrektur der Märkte immer noch gewaltig. Bei NVIDIA lag das KGV zeitweise über 200. FidecumPortfolio Manager Hans Peter Schupp meint dazu: „Hier soll nicht angezweifelt werden, dass KI die Wirtschaft einen Riesenschritt nach vorne gebracht hat und weiterbringen wird. Sie wird unser Leben und die Wirtschaft weiter revolutionieren. Aber: Auf welche Unternehmen soll man als Investor setzen? Wer überlebt die nächsten fünf bis zehn Jahre?“ Er meint, dass erablierte Titel bessere Zukunftsaussichten hätten als die Newcomer der Stunde: „Die Mehrheit der heißen IPOs und Spacs aus dem wilden Boom der Jahre 2020 und 2021 dürften die nächste Krise eher nicht überleben.“ Hans Peter Schupp, Portfolio Manager bei Fidecum Drohende Pleiten. Angesichts hoher Renditen und des eingeschränkten Zugangs zu erschwinglichem Kapital wird mit einem Anstieg der Zahlungsausfälle von Unternehmen gerechnet – allerdings mit zeitlicher Verzögerung. Die Fälligkeit wird bei den meisten Firmen erst in etwa 12 bis 18 Monaten erreicht sein. Diese Verzögerung könnte den Unternehmensmarkt kurzfristig retten, doch bieten die Bewertungen kaum Anreize, das hohe Rezessionsrisiko auf dem derzeitigen Niveau zu tragen. Jim Cielinski, Global Head of Fixed Income bei Janus Henderson Investors, kommentiert: „Jeder Zyklus ist anders, aber eine Kombination aus hoher Verschuldung und einem ‚higher for longer‘-Zinsumfeld setzt die Unternehmen unter Druck, diese Schulden zu bedienen, während der günstige Zugang zu Kapital eingeschränkt wird. In einem solchen Umfeld ist eine aktive Wertpapierauswahl entscheidend.“ Zinsen: Dominoeffekt befürchtet Jim Cielinski, Global Head of Fixed Income bei Janus Henderson

01234567 FONDS SUPERMARKT Erklimmen Sie jetzt die Fondsgipfel! Profitieren Sie von den günstigen Konditionen des FondsSuperMarkt in Österreich Einfach und günstig Investmentfonds kaufen 100% Rabatt 0 € Ausgabeaufschlag beim Kauf von mehr als 3.900 Fonds 0 € Orderspesen Sie zahlen keine Spesen beim Kauf oder Verkauf 1 € pro Monat Es fallen lediglich geringe Kosten für die Kontoführung an Steuereinfach und sicher verwahrt bei einer österreichischen Bank Mehr erfahren und Depot eröffnen! www.fonds-super-markt.at/geldmagazin Blechener Kanzler? Die Mehrheit der Topmanager wünscht sich, dass Künstliche Intelligenzen (KI) mehr und mehr in Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden. Konkret finden 57 Prozent der Führungskräfte aus mittelständischen Unternehmen im DACH-Raum, dass KI-Meinungen bei wichtigen Entscheidungen begrüßenswert sind, das berichtet das Themenportal Block-Builders.de. Knapp jeder Dritte wünscht sich sogar, dass von der KI abweichende Entscheidungen künftig begründet werden müssen. Bei politischen Prozessen sprechen sich indes 53 Prozent der besagten Manager für eine Einbindung von KI aus. Dem Gros der Führungskräfte ist es klar, dass emotionale Faktoren wie Machtstreben eine wesentliche Rolle bei wichtigen Entscheidungen spielen; KI, so deren Hoffnung, könnte zu mehr Rationalität bei essenziellen Prozessen führen. Ob das gelingt, steht noch in den Sternen, und wer soll die „Robo-Politiker“ wählen? Das fehlte noch: KI als Politiker DIE ZAHL DES MONATS 20 Prozent Beliebte Boliden. Das Wachstum von BEVs (Elektroautos) in Österreich setzt sich unvermindert fort. Hier wurden 20 Prozent mehr BEVs zugelassen als im Vorjahresquartal. Damit erreichten Batterie-Autos einen Marktanteil von 19 Prozent, was einem Zuwachs von 45 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der BEV-Siegeszug setzt sich voraussichtlich auch im kommenden Jahr fort. Für die USA prognostiziert eine Studie von PwC ein BEV-Wachstum von 27 Prozent, für China ein Plus von 34 Prozent, für die fünf europäischen Kernmärkte Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien sowie UK einen Anstieg von 43 Prozent. Während sich Europa damit an die Spitze setzt, zeichnet sich innerhalb des Kontinents ein Nord-Süd-Gefälle ab. Spanien (6 %) und Italien (4 %) verharren bei der Marktdurchdringung im einstelligen Bereich. VS INFLATION LÖHNE MATCH DES MONATS Starke Einbußen. Die Preislawine bleibt ein dominierendes Thema, nicht nur in Österreich. Der Energie-Broker Utility Bidder hat die Länder analysiert, deren Löhne am weitesten hinter der Inflation zurückgeblieben sind. Die Gehälter in den USA hinken dabei in den letzten zehn Jahren am stärksten der Teuerungsrate hinterher. Die Preise stiegen dort zwischen 2012 und 2022 um fast ein Drittel, während die Durchschnittslöhne nur um 14 Prozent zulegten. Griechenland hat wiederum mit nur 1,5 Prozent den niedrigsten Lohnanstieg der letzten zehn Jahre zu verzeichnen. Im selben Zeitraum sind die durchschnittlichen Gehälter in Ungarn um 101 Prozent gestiegen. Österreich befindet sich in diesem Länderrating auf dem sechsten Rang: Die Gehälter sind von 2012 bis 2022 im Schnitt um 27,4 Prozent geklettert, die Inflation legte aber um 29,5 Prozent zu.

I n den USA ist noch ein moderates BIPWachstum zu verzeichnen obwohl die durchgeführten elf Leitzinserhöhungen auf 5,25 bis 5,50 Prozent das Investitionsklima in Industrie und Wohnbau trüben. Aktuelle Einkaufsmanager-Index-Daten weisen zwar auf eine rückläufige industrielle Aktivität hin, aber die konjunkturunterstützenden steigenden Staatsausgaben im zweiten und dritten Quartal um 4,1 bzw. 4,5 Prozent und solide private Konsumausgaben kompensierten den 1,3-Prozent-Rückgang im Warenexport. Dadurch konnte das BIP-Wachstum im dritten Quartal auf 2,9 Prozent zulegen (Quelle: Schätzung 26. Oktober). Die Fed revidierte daher ihre BIP-Wachstumsprognose für dieses Jahr von 1,0 auf 2,1 Prozent und erwartet für 2024 nun 1,5 Prozent. Die Teuerung der persönlichen Konsumausgaben dürfte 2024 von 3,3 auf 2,5 Prozent zurückgehen. Unter anderem infolge von Energiepreis-Basiseffekten sank die Inflationsrate seit ihrem Höhepunkt im Juni 2022 bereits von 9,1 Prozent auf 3,7 Prozent im September 2023, was aber noch immer deutlich über dem Inflationsziel der Fed von zwei Prozent liegt. Mit einer Steigerung der Privatwirtschaftsstundenlöhne um 4,1 Prozent (Oktober) bleibt die Lohnentwicklung moderat. Angesichts einer stabilen Wirtschaft könnte jedoch die Inflation wieder ansteigen. FedChef Jerome Powell schloss daher bei der geldpolitischen Entscheidung am 20. September weitere Leitzinsanhebungen nicht aus. Hohes Zinsplateau In Europa ticken die Uhren anders. Die Konjunktur zeigt deutliche Schwächetendenzen: Das BIP-Wachstum des Euroraums reduzierte sich im zweiten Quartal auf magere 0,5 Prozent, nachdem es im ersten Quartal noch 1,1 Prozent betragen hatte. Die Industrieproduktion ist rückläufig, die Erzeugerpreise sanken im August im Vorjahresvergleich um 11,5 Prozent. Die Kerninflation im Euroraum, ohne Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak, lag im September 2023 bei 4,5 Prozent, nachdem sie im August noch 5,3 Prozent betragen hatte. Im gleichen Zeitraum gab die Headline-Inflation von 5,2 Prozent auf 4,3 Prozent nach, beeinflusst durch Basiseffekte bei den Energiepreisen. Die EZB beobachtet die Entwicklungen sorgfältig, insbesondere die Nahrungsmittelteuerung und die steigenden Ölpreise durch geopolitische Faktoren. Bei ihrer Sitzung am 26. Oktober ließ der EZB-Rat die Leitzinssätze unverändert: Der Hauptrefinanzierungssatz beträgt nach zehn Erhöhungen – die erste wurde im Juli 2022 vorgenommen – nun 4,50 Prozent, der Zins für die Einlagefazilität 4,00 Prozent und jener der SpitzenreBRENNPUNKT . Makroökonomie Kommt die Zinswende? Die Märkte preisen zwar bereits rückläufige Leitzinsen im kommenden Jahr ein. Aber noch ist vieles offen. Im Falle einer wiederaufkeimenden Inflation droht über längere Zeit ein sogenanntes „restriktives“ Leitzinsniveau. MICHAEL KORDOVSKY Credits: beigestellt/UniCredit Bank Austria & Neuberger Berman; svort/stock.adobe.com „Sollte die anhaltende Konjunkturschwäche in der Eurozone auf den Dienstleistungssektor übergreifen, müsste die EZB im nächsten Jahr ihre Leitzinsen senken, wie es die Terminkurve erwarten lässt.“ Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei Neuberger Berman Die aus Zinsfuturespreisen abgeleiteten Leitzinswahrscheinlichkeiten oder Forward-Kurven widerspiegeln die Erwartungen der Marktteilnehmer. Demnach spräche der aktuelle globale Konjunkturabschwung zumindest ab der zweiten Hälfte des Jahres 2024 für sinkende Leitzinsen. Laut CME-FedWatch-Tool (Stand 27. Oktober) überwiegt erstmals – ausgehend vom aktuellen Zinsniveau – die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung in der Fed-Sitzung vom 12. Juni 2024. Bis Jahresende 24 liegt die Wahrscheinlichkeit eines Leitzinsniveaus von 4,50 bis 4,75 Prozent bei 28,5 Prozent und darunter bei 35,4 Prozent. Im Euroraum deutet die Forward-Kurve des Dreimonats-Euribors keine weiteren Leitzinsanhebungen an und nach einem Zinsplateau bis Jänner 2024 sollte es dann ab Februar kontinuierlich bergab gehen. Eine erste Leitzinssenkung wäre in der EZB-Ratssitzung vom 18. Juli 2024 denk- bar und bis 12. Dezember 2024 wäre bereits ein Hauptrefinanzierungssatz von 4,00 oder gar 3,75 Prozent möglich. Zins-Erwartungstendenz: stark fallend! Dieses Zinsniveau preisen die Märkte ein 8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2023

Chancen am Anleihemarkt Während der konjunkturelle Abschwung und die Rendite-Konkurrenz durch Anleihen tendenziell auf die Aktienmärkte drückt, bieten sich defensive Chancen am Bondmarkt an. Dazu Oliver Prinz: „Wir bevorzugen aktuell Euro-Unternehmensanleihen mit guter Bonität, die hervorragende Renditen bieten. Angesichts bereits gesunkener Risikoaufschläge verstärken wir hierbei unsere qualitativ hochwertige, selektive und defensive Ausrichtung weiter für den Fall, dass sich das makroökonomische Bild deutlicher als erwartet abkühlen sollte“, und Prinz ergänzt: „Wir würden auch für defensive Anleger das Segment der Unternehmensanleihen mit höchster Bonität im mittleren Laufzeitbereich (fünf Jahre) bevorzugen. Komplett risikoaverse Investoren sind im aktuellen Umfeld auch mit einem Mix aus Euro-Staatsanleihen gut beraten.“ Sollte es keine geopolitschen Zwischenfälle geben, werden 2024 die Leitzinsen sinken. finanzierungsfazilität 4,75 Prozent. In ihrem Statement zur Pressekonferenz (PK) am 26. Oktober stellten EZB-Präsidentin Christine Lagarde und Vizepräsident Luis de Guindos fest: „Auf Grundlage unserer aktuellen Beurteilung sind wir der Auffassung, dass sich die Zinsen auf einem Niveau befinden, das, wenn es lange genug aufrechterhalten wird, einen erheblichen Beitrag zu einer zeitnahen Rückkehr der Inflation zum Zielwert leisten wird. Unsere zukünftigen Beschlüsse werden dafür sorgen, dass die EZB-Leitzinsen so lange wie erforderlich auf ein ausreichend restriktives Niveau festgelegt werden, um eine solche zeitnahe Rückkehr sicherzustellen“. Zukünftige Entscheidungen der EZB werden von aktuellen Wirtschaftsdaten abhängen, ein erneuter „Ölschock“ infolge geopolitischer Spannungen, insbesondere durch den Nahost-Konflikt und durch den Ukraine-Krieg, ist dabei nicht auszuschließen. Leitzinssenkungsaussichten vs. Zinsrisiken Oliver Prinz, Leiter Investment Strategy der UniCredit Bank Austria, interpretiert die Aussagen Lagardes zur jüngsten Leitzinsanhebung in der PK vom 14. September: wie folgt: „Nach der jüngsten Erhöhung der Leitzinsen durch die EZB um 25 Basispunkte auf 4,50 Prozent für den Refinanzierungssatz und der Bemerkung, das Zinsniveau sei restriktiv genug, ist nach unserer Einschätzung der Zinsplafond im Euroraum voraussichtlich erreicht. Mit der weiteren Entspannung der Inflation in Richtung EZB-Ziel von mittelfristig zwei Prozent ist ab der zweiten Jahreshälfte 2024 der Beginn eines Zinssenkungszyklus zu erwarten. Bis zum Jahresende 2024 gehen wir von einer Verringerung der Leitzinsen um insgesamt 75 Basispunkte aus“, so Prinz. Denkbare Szenarien deutet Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei dem unabhängigen US-amerikanischen Vermögensverwalter Neuberger Berman, an: „Die Märkte sehen nicht nur, dass die Zentralbanken die Inflation wieder in den Griff bekommen haben. Sie halten die Höhe der Leitzinsen für recht restriktiv, sowohl im historischen Vergleich (höchstes Niveau seit mehr als einem Jahrzehnt) als auch im Verhältnis zum Potenzialwachstum, was auch die Zentralbanken so sehen. Ein plötzlicher Inflationsschub kann jedoch das volkswirtschaftliche Verhalten verändern, was die Zentralbanken wiederum dazu zwingen würde, für eine längere Zeit restriktiv zu bleiben. Ihr Problem ist v.a. der angespannte Arbeitsmarkt, das neue Leitzinsanhebungen rechtfertigen könnte, wenn die Konjunktur so robust ist, wie derzeit in den USA. Sollte die anhaltende Konjunkturschwäche in der Eurozone hingegen auf den Dienstleistungssektor übergreifen, müsste die EZB im nächsten Jahr ihre Leitzinsen senken, wie es die Terminkurve erwarten lässt“. „Bis zum Jahresende 2024 gehen wir von einer Verringerung der Leitzinsen in der EU um insgesamt 75 Basispunkte aus.“ Oliver Prinz, Leiter Investment Strategy der UniCredit Bank Austria Ausgabe Nr. 5/2023 – GELD-MAGAZIN . 9

Die Frage lautet heute nicht: Wer wird Millionär? Sondern wieviel sollen Millionäre zahlen? Den Stein lautstark angestoßen hat der neue SPÖ-Vorsitzende Andreas Babler. Das Modell sieht in ganz groben Zügen so aus: Das Eigenheim ist bis zu einer „Luxusgrenze“ von 1,5 Millionen Euro steuerfrei. Wird dieses Limit überschritten, geht der übersteigende Betrag in die Bemessungsgrundlage ein. Es gilt zusätzlich ein allgemeiner Freibetrag von einer Million Euro. Vermögen zwischen ein und zehn Millionen Euro werden mit 0,5 Prozent besteuert, von 10 bis 50 Millionen mit einem Prozent. Ab 50 Millionen Euro schlagen zwei Prozent zu Buche. Sechs Milliarden jährlich Und wieviel könnte für das Budget rausschauen? Das Aufkommen der Millionärssteuern soll sich laut SPÖ auf jährlich fünf bis sechs Milliarden Euro belaufen – das wären rund 100 Millionen Euro in der Woche. Die Sozialdemokraten stellen auch folgenden Vergleich an: „In der Schweiz werden mit der Vermögenssteuer jährlich rund acht Milliarden Euro eingenommen. In Deutschland bringen Erbschaftssteuern circa neun Milliarden Euro pro Jahr.“ „Fette Villa“ Abgesehen von der Ausformung diverser Modelle ist die Einstellung der politischen Parteien in Österreich zu Vermögenssteuern klar verteilt. Bundessprecher Werner Kogler von den Grünen fordert seit langem eine Steuer für Millionenerben. Wenn jemand eine „fette Villa“ oder „astronomische Aktienpakete“ erbe, zahle er nämlich derzeit „nix - null, niente, nada“ für die Gemeinschaft, ortet der Grünen-Chef eine „himmelschreiende Ungerechtigkeit“. Ablehnend zeigen sich hingegen ÖVP und FPÖ unter dem Motto „keine neuen Steuern“. Auch bei den Neos meint man, eine Vermögenssteuer auf Substanz würde Österreich mehr schaden als nutzen. Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger zeigte sich allerdings gegenüber einer Erbschaftsteuer als „gesprächsbereit“. Was wiederum die Meinungen der Interessensvertretungen betrifft, ergeben sich keine großen Überraschungen: Arbeiterkammer und Gewerkschaft sind positiv gegenüber Formen der Vermögensbesteuerung eingestellt; Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung geben contra. So heißt es auf Anfrage seitens der WKO unter anderem: „Eine reine Vermögenssteuer als Substanzsteuer entspricht weder dem Leistungsfähigkeits- noch dem Äquivalenzprinzip. Der internationale Trend ging in den vergangenen Jahren klar in Richtung Abschaffung von allgemeinen Vermögenssteuern. Internationale Vergleiche zur Höhe der Vermögensbesteuerung sind verzerrend, da viele öffentliche BRENNPUNKT . Steuerpolitik Die Millionenfrage Bei den Nationalratswahlen im kommenden Jahr wird in gewisser Weise auch darüber abgestimmt, ob es zu Vermögenssteuern kommen wird oder nicht. Die Parteien sind klar positioniert, die Wissenschaft ist es hingegen nicht. HARALD KOLERUS Wieviel Steuern sind gerecht? Und wie lassen sie sich überhaupt einheben? Credits: beigestellt/Alexander Müller; beigestellt/Archiv; fotomek/stock.adobe.com 10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2023 „Es muss unbedingt vermittelt werden, wofür Steuereinnahmen verwendet werden.“ Katharina Gangl, Expertin für Steuersysteme am IHS

Kurze Geschichte der Steuer Es ist noch gar nicht so lange her, dass praktisch die gesamte Steuerlast von Reichen und Superreichen getragen wurde. Die Durchschnittsbevölkerung unterlag Zöllen und „zahlte“ durch Arbeitskraft sowie Naturalien (so wurden etwa in Kriegszeiten einfach Lebensmittel der Landbevölkerung brutal beschlagnahmt). Aber sozusagen „klassische“ Steuern trafen die Vermögenden. IHS-Ökonomin Katharina Gangl: „Zum Beispiel um 1900 in Spanien, als rund 1.500 Personen für das gesamte Steuereinkommen sorgten. In Europa wurde vor 1945 Einkommenssteuer nur für Reiche erhoben, da es kaum möglich war, die Lohnzettel der Masse von Menschen mit geringerem Einkommen zu erheben. Das wurde erst mit zunehmender Industrialisierung vereinfacht.“ Erben erleichtert Für die Erfassung von Vermögen eignet sich wiederum die Erbschafts- steuer gut, eine solche wurde allerdings mit 1. August 2008 in Österreich aufgrund einer Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs abgeschafft. Gleichzeitig ist mit ihr auch die Schenkungssteuer gefallen. Personen, die ein Grundstück von ihren Angehörigen etc. vererbt oder geschenkt bekommen, werden jedoch mit der Grunderwerbssteuer belastet. Leistungen in Österreich gebühren- und nicht steuerfinanziert sind.“ Weiters meint man, es würden negative wirtschaftliche Effekte entstehen: „Bei Einführung einer Vermögenssteuer in Österreich mit einem Aufkommen von einer Milliarde Euro ist mit einem langfristigen Rückgang des BIP um 0,65 Prozent und mit einem Beschäftigungsrückgang um 0,24 Prozent zu rechnen.“ Unterschiedliche Meinungen Und was sagt die Wissenschaft? Hier gibt es durchaus differierende Meinungen. Während etwa das gewerkschaftsnahe Momentum Institut für Formen der Vermögensbesteuerung eintritt, ist die wirtschaftsliberale Agenda Austria dagegen. Katharina Gangl, Expertin für Behavioral Economics und Steuersysteme am IHS, sieht im Gespräch mit dem GELD-Magazin heute vor allem zwei Problemfelder: „Erstens muss die Möglichkeit gefunden werden, Vermögen zu identifizieren, auf das der Staat zugreifen könnte. Was sehr schwierig ist, auch weil sich Vermögenswerte verändern. Der einfachere Weg wäre das Ansetzen bei Erbschaften, wo genaue Daten vorhanden sind.“ Zweiter Knackpunkt sei die Motivation dafür, Steuern auch zu bezahlen, denn viele Vermögende haben die legale Möglichkeit, ihren Wohnsitz zu ändern, wenn sie sich steuerlich ungerecht behandelt fühlen. Gangl: „Es muss unbedingt vermittelt werden, wofür die Steuereinnahmen verwendet werden. Zum Beispiel für die Bekämpfung des Klimawandels, oder um den Faktor Arbeit zu entlasten. Ohne entsprechende Motivation droht Steuerflucht.“ Deutlich positioniert sich Margit Schratzenstaller, bekannte Ökonomin am Wifo: „Grundsätzlich sollten vermögensbezogene Steuern in Österreich stärker genutzt werden: Sie können die Chancengleichheit erhöhen, sie verursachen weniger Ausweichreaktionen als andere Steuern, und aufgrund der steigenden Bestände und Konzentration von Vermögen haben sie ein beträchtliches und langfristig steigendes Aufkommenspotenzial.“ Vor allem die Wiedereinführung einer Steuer auf hohe Erbschaften sowie die Stärkung der Grundsteuer seien gute Optionen, um im Rahmen einer aufkommensneutralen Abgabenstrukturreform vor allem die hohen Abgaben auf die Arbeit zu senken.“ Doppelt gemoppelt? Gegner der Vermögensbesteuerung meinen allerdings, dass die Abgabenlast in unserem Land schon heute sehr hoch sei (siehe Grafik unten), und das Einkommen ohneÖsterreicherinnen und Österreicher müssen im internationalen Vergleich eine relativ hohe Abgabenlast stemmen. Zu vergessen ist allerdings nicht, dass auch die sozialen Standards, Ausbildung, Gesundheitssystem etc. hierzulande stark ausgebaut sind. Hohe Abgabenlast: No more taxes? Quellen: Agenda Austria, Eurostat CC BY 4.0 DEED im Jahr 2021, in Relation zum BIP 40% 30% Dänemark Frankreich Belgien Österreich Schweden Italien Finnland Deutschland Eurozone EU Griechenland Luxemburg Niederlande Spanien Slowenien Polen Portugal Slowakei Tschechien Zypern Kroatien Ungarn Estland Litauen Malta Lettland Bulgarien Rumänien Irland 20% 10% Sozialversicherung direkte Steuern indirekte Steuern 50% 43,6% Ausgabe Nr. 5/2023 – GELD-MAGAZIN . 11 „Grundsätzlich sollten vermögensbezogene Steuern in Österreich stärker genutzt werden.“ Margit Schratzenstaller, Ökonomin, Wifo

Momentum Institut und Arbeiterkammer argumentieren mit ungleich verteilten Vermögen für eine Besteuerung von Wohlhabenden. Vermögen in Österreich ungleich verteilt Quelle: Arbeiterkammer, HFCS 2017 Ärmsten 50% 10% der Reichsten besitzen zusammen 66% des Vermögens Das reichste 1% 3% 39% 16% 11% 31% Weitere 40% 4% 3% 5% Wer hat welchen Anteil am Nettovermögen Credit: Siegrid Cain/Zürcher Kantonalbank Österreich 12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2023 dies bereits besteuert wird, bevor es angespart, investiert oder eben auch vererbt wird. Eine stichhaltige Argumentation? Darauf sagt Schratzenstaller: „Dieses Argument ist bei einer entsprechenden Ausgestaltung der Besteuerung von Vermögen nicht stichhaltig. Eine Erbschaftssteuer beispielsweise führt, wenn sie bei den Erbinnen und Erben erhoben wird, nicht zu einer Doppelbesteuerung, weil sie aus Sicht der Erben einen neuen Zufluss an Leistungsfähigkeit darstellt, der von den Betroffenen noch nicht besteuert werden musste. Zudem steigt insgesamt die Abgabenbelastung nicht, wenn vermögensbezogene Steuern im Rahmen einer aufkommensneutralen Abgabenstrukturreform erhöht werden, die mit den zusätzlichen Einnahmen andere Abgaben reduziert.“ Ein weiteres Argument gegen Vermögensbesteuerung lautet: Sie würde für Steuerflucht sorgen. Ist das stimmig? Die Wifo-Expertin relativiert gegenüber dem GELD-Magazin: „Studien zeigen, dass bei einer allgemeinen Vermögenssteuer die Gefahr von Ausweichreaktionen relativ hoch ist. Bei einer Erbschaftssteuer ist Steuervermeidung und Steuerflucht dagegen weniger stark ausgeprägt. Das liegt an besseren Kontrollmöglichkeiten, beispielsweise gibt es bei Erbschaften notarielle Meldepflichten. Aber auch der mangelnde Wille von potentiellen Erblassern, sich mit Möglichkeiten zur Vermeidung der Erbschaftssteuer auseinanderzusetzen, weil sie nicht an ihre Sterblichkeit erinnert werden wollen, spielt eine Rolle. „Linke“ und „Gstopfte“ Ziehen wir ein Fazit: Es gibt gute Argumente gegen und für unterschiedliche Formen der Besteuerung von hohen Vermögen. Schade ist, dass in der politischen Diskussion zumeist nicht fachlich argumentiert wird. Die Befürworter werden dann schnell einmal als „linke Agenten“ bezeichnet, die Gegner als „Gstopfte“. Bitte Argumente auf den Tisch legen, dann kann der Wähler bei der „Millionenfrage“ mitentscheiden. BRENNPUNKT . Steuerpolitik Was sind die steuerlichen Vorteile von Stiftungen in Österreich? Genau betrachtet, gibt es nur mehr wenige steuerliche Vorteile in einer österreichischen Privatstiftung. Am meisten profitieren Privatstiftungen bei Unternehmensveräußerungen, die im Besitz der Stiftung sind. Hier wird im Rahmen der Veräußerung bei entsprechender Planung keine Steuer auf den Gewinn fällig. Am Ende des Tages – bzw. der Stiftung – kommt es jedoch auch zu einer Besteuerung der Substanz, auch wenn dies weit in die Zukunft verschoben werden kann. Dadurch entsteht im besten Fall ein beachtlicher Stundungseffekt. Können Stiftungen vor einer allfälligen Vermögens- bzw. Erbschaftssteuer schützen? Vor Vermögenssteuern wahrscheinlich nicht. Sollte es zu einer solchen in Österreich kommen, werden wohl auch die Vermögen von Stiftungen erfasst werden. Alles andere würde keinen Sinn machen. Vor einer Erbschaftssteuer mit großer Wahrscheinlichkeit ja, wobei auch hier Möglichkeiten vorhanden wären, auf das Vermögen zuzugreifen, etwa in Form eines Erbschaftssteueräquivalentes. Es gab bekanntlich zahlreiche Änderungen im Stiftungsrecht – wie attraktiv ist dieses Instrument heute in Österreich noch? Privatstiftungen in Österreich sind durch mannigfaltige Änderungen unattraktiver geworden. Sie machen unserer Meinung nach dann Sinn, wenn es vorrangig um den Erhalt von Familienvermögen geht, vor allem bei Unternehmensnachfolge und -weiterführung – was ja auch im ureigensten Sinn einer Stiftungskonstruktion ist. Das erkennt man daran, dass von insgesamt mehr als 4.000 gegründeten Stiftungen heute nur mehr knapp 3.000 existieren. Es ist zu beobachten, dass auch österreichische Investoren sich verstärkt nach Liechtenstein orientieren, wenn es um das Thema Stiftungen geht. Dort wurden zahlreiche Erleichterungen in die Gesetze eingebaut, welche die Gründung und Handhabung von Stiftungen vereinfachen. Silvia Richter, Vorstand Zürcher Kantonalbank Österreich . INTERVIEW „Genau betrachtet, gibt es nur mehr wenige steuerliche Vorteile in einer österreichischen Privatstiftung.“

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Lang ist‘s her: Der Begriff BRIC wurde 2001 von Goldman Sachs hauptsächlich als Investmentargument geprägt, seither hat sich viel getan. Südafrika ist dazugekommen (deshalb spricht man heute von BRICS), und es drängen immer mehr Staaten hinzu: Saudi-Arabien, Iran, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate, Argentinien und Äthiopien wurden auf der jüngsten BRICS-Konferenz eingeladen, der Gruppe beizutreten. Neuer Name ab 1. Jänner 2024: BRICS plus. Aber noch mehr Kandidaten befinden sich in der langen Warteschlange. Schön langsam werden die Buchstaben für ein neues Akronym knapp. Das unbekannte Wesen Das alles ist nicht frei von Ironie. Walter Feichtinger, Präsident des Center for Strategic Analysis (CSA), erzählt im Gespräch mit dem GELD-Magazin: „Es ist schon interessant, dass es sich bei der Bezeichnung BRIC um eine Fremdzuweisung handelt, von der die betroffenen Staaten zunächst gar nichts wussten. Als ich auf einer Arbeitsreise nach Basilien vor etwa acht Jahren BRIC ins Gespräch brachte, gab man sich etwa im dortigen Verteidigungsministerium bass erstaunt. Der Begriff war völlig unbekannt.“ Heute sieht der Experte BRICS als losen Zusammenschluss von Staaten mit durchaus auch unterschiedlichen, sogar manchmal widersprüchlichen Ambitionen: „China will die USA als Supermacht Nummer Eins ablösen, Indien stellt diesen Anspruch nicht, muss aber dem Reich der Mitte Paroli bieten. Gemeinsam ist den ursprünglichen BRIC-­ Mitgliedern aber, dass sie die globale Führungsrolle der USA zu einem Ende bringen wollen. Sie sind unzufrieden mit dem westlich geprägten Finanz- und Wirtschaftssystem, der Weltbank, SWIFT und vor allem der Dominanz des Dollars. Einer alten soll eine neue Ordnung zur Seite gestellt werden. Als Leuchtturmprojekt könnte man die neue Entwicklungsbank („BRICS-Bank“) mit Sitz in Shanghai sehen.“ Somit bezeichnet Feichtinger BRICS als antiwestlich orientierte Vereinigung mit geopolitischem Potenzial, immerhin wird sie nach der Erweiterung 2024 etwa 50 Prozent der Weltbevölkerung mit 37 Prozent des globalen BIP repräsentieren. Wo führt das hin? Wenig Struktur und Strategie „Die Kardinalsfrage lautet nun, ob BRICS sein Potenzial als politische Münze ausspielen kann. Wenn nicht, bleiben das bloße Zahlen.“ Und hier zeigt sich der Experte skeptisch: „Wir sehen eine große Heterogenität innerhalb von BRICS, und nach der nächsten Erweiterungsrunde finden sich weitere Konkurrenten, wenn nicht KontraBRENNPUNKT . Geopolitik BRICS im Umbruch Papiertiger oder neuer Machtblock? An BRICS, also Brasilien, Russland, Indien China und Südafrika scheiden sich die Geister. Ernst nehmen muss der Westen diesen Zusammenschluss aber auf jeden Fall. HARALD KOLERUS Credits: CSA; Dilok/stock.adobe.com „Die große Konkurrenz von BRICS zu den G7 oder gar der EU sehe ich derzeit nicht.“ Walter Feichtinger, Präsident des Center for Strategic Analysis Das BIP der BRICS-Staaten hat die Wirtschaftsleistung der EU-27 bereits überrundet. Der mit Abstand größte Player ist China. Starke Zahlen: BRICS im Vergleich zur EU Quelle: World Development Indicators 2023 BIP (in Mrd. USD) 4.000 406 Südafrika 8.000 12.000 16.000 20.000 3.385 1.920 Brasilien 2.240 Russland Indien 17.963 China 16.613 EU-27 (Vergleich) 0 BRICS insgesamt: 25.914 Milliarden Was die Bevölkerungszahlen betrifft, hat BRICS die EU weit hinter sich gelassen, dank der Giganten Indien und China. Quelle: World Development Indicators 2023 Einwohner (Mio.) 60 Südafrika 1.417 144 Russland 215 Brasilien Indien 1.412 China 447 EU-27 (Vergleich) BRICS insgesamt: 3.248 Millionen 14 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2023

BRICS wächst weiter und formiert sich als Gegenpol zur westlichen Weltordmung. henten in der Gruppe. Etwa Saudi-Arabien und der Iran oder Brasilien und Argentinien. Indien und China haben wir schon erwähnt. Kooperation dürfte hier schwerfallen. Zusammengefasst ist BRICS ein Zusammenschluss ohne Struktur und Strategie. Man tauscht sich aus, es werden Absichtserklärungen definiert. BRICS haben noch einen sehr langen Marsch vor sich.“ Wobei Feichtinger dem Westen und vor allem Europa empfiehlt, die Entwicklung genau zu beobachten und mit Staaten und Gruppen aus den BRICS engere Beziehungen aufzubauen: „Das würde im Rahmen der ,Globalisierung 2.0‘ nicht zuletzt für ein besseres Ansehen Europas in der Welt sorgen.“ Feichtinger abschließend: „Die große Konkurrenz von BRICS zu den G7 oder gar der EU sehe ich derzeit nicht. Die G7 sind eine homogene Vereinigung, deren Mechanismen seit Jahrzehnten funktionieren. Allerdings ist ihre Wirtschaftsleistung bereits hinter BRICS gefallen.“ China vs. Indien BRICS sind also ein wirtschaftlicher Riese, aber keine politische Einheit. Durchaus möglich also, dass der schöne Traum vom anti-westlichen Gegenpol an den Eigeninteressen der Protagonisten scheitert. Betrachtet man die einzelnen Staaten, sticht natürlich China, was Ökonomie und weltpolitischen Einfluss betrifft, eindeutig hervor. Die militärische Macht der Volksrepublik nicht zu vergessen. Allerdings: Indien holt auf! Der Subkontinent wird auch gerne als „Gewinner“ des vergangenen BRICS-Gipfels vom August gehandelt. Schenkt man Beobachtern Glauben, soll Premierminister Narendra Modi die Fäden geschickt gezogen und Indien als das „bessere China“ präsentiert haben. Das ist angesichts der unverhohlenen Ansprüche der Volksrepublik auf Taiwan und deren aggressiven Vorgehens beim Ausbau der „Neuen Seidenstraße“ auch ein leichtes Spiel. (Eine genaue Analyse zu China findet sich ab Seite 36.) Von Experten empfohlen Außerdem: Indien wird auch von immer mehr Investmentprofis ins Rampenlicht gerückt. Jihong Min, Portfolio Manager bei T. Rowe Price: „Indien ist für Anleger derzeit sehr attraktiv, da es in den letzten Jahren zu den Schwellenländern mit der besten Performance gehörte. Grund für den Optimismus der Investoren ist der strukturelle Rückenwind des Landes. Aus demografischer Sicht profitiert Indien von einer großen, jungen Bevölkerung. Aus wirtschaftlicher Sicht wächst das Land schnell und profitiert derzeit von einem starken Finanzsystem mit geringem Verschuldungsgrad.“ Indien ist weiters die größte Demokratie der Welt. Ein anderes BRICS-Mitglied, Russland, hat sich hingegen für den demokratischen Wertekanon disqualifiziert. Für BRICS ist das kein Problem. Ob das ein gutes Zeichen ist? Kurzgeschichte Die Bezeichnung BRIC wurde 2001 vom Chefökonom der Investmentbank Goldman Sachs, Jim O‘Neill, geprägt, um die wirtschaftliche Bedeutung der vier aufstrebenden Staaten Brasilien, Russland, Indien und China hervorzuheben. Diese Kategorisierung macht wirtschaftlich und finanztechnisch Sinn, darüber hinaus lässt sich die griffige Abkürzung BRIC sehr schön im Marketing für Finanzprodukte verwenden. 2010 wurde die Gruppe durch die Aufnahme Südafrikas auf BRICS erweitert. Diese fünf Länder haben sich – ursprünglich ausgehend von einer Investmentidee – zu einer informellen politischen und ökonomischen Kooperationsgruppe entwickelt und halten regelmäßige Gipfeltreffen ab, um über verschiedene Themen zu diskutieren, die ihre jeweiligen Interessen betreffen. Ausgabe Nr. 5/2023 – GELD-MAGAZIN . 15

Unternehmen „Zombifizierung“ Industrie: Talsohle erreicht Erholung angedeutet. Nach den stärksten Einbußen seit dem Beginn der CoronaPandemie im dritten Quartal dieses Jahres startete die österreichische Industrie etwas verbessert ins Jahresfinish. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im Oktober auf 41,7 Punkte. Damit erreicht der Indikator den höchsten Wert seit einem halben Jahr, liegt aber weiterhin klar unter der Grenze von 50 Punkten, die ein Wachstum der heimischen Industrie signalisiert“, erläutert UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Die Talsohle der Industriekonjunktur dürfte somit laut dem Experten erreicht worden sein, denn die negativen Trends verlangsamten sich. Zudem dürfte der markante Lagerabbau der vergangenen Monate langsam enden und der Lagerzyklus somit drehen. In der Industrie zeigt sich außerdem gegenüber dem Vorjahr immer noch ein Anstieg der Beschäftigung, und diese sollte auch im Jahresdurchschnitt 2023 ein leichtes Plus von rund 0,5 Prozent erreichen. Credit: beigestellt/ Alexander Müller Gruselfaktor. Eine weltweite Studie der Strategieberatung Kearney mit 70.000 börsennotierten Unternehmen aus 180 Branchen hat sogenannte „Zombieunternehmen“ identifiziert. Darunter versteht man Firmen, die drei Jahre in Folge nicht in der Lage sind, mit ihrem operativen Ergebnis die laufenden Zinsverbindlichkeiten zu decken. Während in vielen Ländern die Zahl der „Zombies“ zugenommen hat (USA plus 22 %, UK plus 18 %), konnte sich Österreich diesem Trend bisher entziehen. Die Anzahl der „Untoten“ unter allen börsennotierten AGs ist hier seit mehreren Jahren konstant geblieben. Es gibt nur zwei Unternehmen, die nicht in der Lage sind, sich aus dem Zombie-Status zu befreien. WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen DIE ZAHL DES MONATS 5,1 Milliarden Wachstumstrend. Das Geschäft österreichischer Banken mit ihren Firmenkunden bleibt nach einer Analyse der Strategie-, Management- und IT-Beratung zeb trotz aktuell eingetrübter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen auf Wachstumskurs. Das entspricht einer jährlichen Steigerung von 2,2 Prozent. Dabei legen die Erträge aus Einlagen wie auch aus Krediten zu. Hier ist es vor allem die ökologische Transformation, die als Treiber der positiven Entwicklung wirkt. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Seit einigen Jahren diskutiert, wird der Fachkäftemangel von der Bankenbranche immer noch unterschätzt. Es wird nicht ausreichend wahrgenommen, wie sehr er den Wettbewerb im Firmenkundengeschäft prägen wird. Aktuelle Prognosen zeigen, dass bis zum Jahr 2030 voraussichtlich 272.000 Stellen vakant sein werden. Damit dürfte jede neunte Stelle in absehbarer Zukunft unbesetzt sein. UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex Hoffen auf 2024. Eine gedämpfte Kaufkraft, hohe Energiepreise und starke Zinssteigerungen führen 2023 zu einer milden Rezession in Österreich, zu diesem Schluss kommt WIFO-Chef Gabriel Felbermayr. Die Wirtschaftsleistung sank laut aktueller Schnellschätzung im dritten Quartal 2023 gegenüber dem Vorquartal real um 0,6 Prozent. Das BIP dürfte heuer demnach im Gesamtjahr um 0,8 Prozent schrumpfen. Ein Grundproblem lautet: Die österreichische Wirtschaft leidet derzeit an einer Nachfrageschwäche aus dem In- und Ausland. Auch die Investitionsnachfrage ging zurück. Im Bauwesen wird sich die Rezession sogar noch verstärken. Im Bereich Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie stagnierte die Wertschöpfung nahezu. Das alles klingt natürlich ernüchternd, es gibt allerdings auch gute Nachrichten: 2024 sorgen kräftige Realeinkommenszuwächse und ein Anziehen des Welthandels für eine Konjunkturerholung, in Österreich sollte das BIP dann real um 1,2 Prozent zulegen. WIFO: Milde Rezession droht Quelle: Statistik Austria, Wifo, UniCredit Research 70 65 60 55 50 45 40 35 30 saisonbereinigt unbereinigt 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 70 65 60 55 50 45 40 35 30 Gabriel Felbermayr, Direktor des WIFO 16 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2023

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Hierzulande wurde bekanntlich der Kalten Progression endlich ein Riegel vorgeschoben und somit eine langjährige Forderung vieler Wirtschaftsforscher erfüllt. Das ist gut so. Dennoch ist die Belastung durch Steuern und Abgaben in Österreich im internationalen Vergleich immer noch überdurchschnittlich hoch (was sich wohl auch so schnell nicht ändern wird). Deshalb gilt es die eigene finanzielle Bilanz zu durchforsten und die Steuer in Richtung Optimierung zu stellen. Hier einige Orientierungshilfen. Neue Tarife Kehren wir zunächst noch einmal kurz zurück zur Abschaffung bzw. Abfederung der Kalten Progression. Sie führt eine automatische Anhebung der Tarifstufen und Absetzbeträge (für Alleinverdiener/Erzieher, Verkehrsabsetzbetrag, etc.) mit sich. Bei KPMG weiß man: „Die Absetzbeträge samt zugehöriger Einkommens- und Einschleifgrenzen sowie die SV-Rückerstattung und der SV-Bonus werden um insgesamt 100 Prozent an die Inflationsrate angepasst, somit um 9,9 Prozent erhöht.“ Das ist aber noch lange nicht das Ende der neuen Maßnahmen. So wird der Gewinnfreibetrag im kommenden Jahr auf 33.000 Euro (derzeit 30.000 Euro) angehoben. Maximal können ab 2024 also 4950 Euro (15 % von 33.000 Euro) ohne begünstigte Investitionen vom steuerlichen Gewinn abgezogen werden. Unter diesen Voraussetzungen verringert sich der zu versteuernde Gewinn für Unternehmen ab dem folgenden Jahr um 450 Euro. Weiters gilt: Sowohl als Einnahmen-Ausgaben-Rechner als auch als Bilanzierer kann man heuer wieder einen bestimmten Betrag des steuerlichen Gewinnes (ausgenommen Veräußerungsgewinne und bestimmte Einkünfte aus betrieblichem Kapitalvermögen) steuerfrei stellen, wenn rechtzeitig in bestimmte körperliche abnutzbare Anlagegüter und/oder begünstigte Wertpapiere investiert wird. Als abnutzbar gelten zum Beispiel Gebäude oder Maschinen bzw. technische Einrichtungen. Begünstigte Wertpapiere müssen dem § 14 Abs 7 Einkommensteuergesetz entsprechen, das sind etwa konservative Mischfonds oder schwankungsarme Anleihen- und Immobilienveranlagungen. Wichtiger Hinweis der Steuer- und Unternehmensberatung TPA: „Es gilt hier eine Behaltefrist von tagesgenau mindestens vier Jahren, dies ist auch bei Betriebsveräußerung, Betriebsaufgabe und bei der Pensionsplanung zu beachten.“ Teuerungsprämie nutzen Aber auch für Arbeitnehmer gibt es weitere Erleichterungen, „indem beispielsweise der Freibetrag für Überstunden auf 120 Euro angehoben wird; und der steuerfreie Zuschuss des Arbeitgebers für Kinderbetreuung verWIRTSCHAFT . Steuertipps Steuer frei! Österreich ist nach wie vor ein Land mit hoher Abgabenbelastung. Deshalb heißt es: Nur ja keinen Euro an den Fiskus verschenken. Zum Jahresausklang können dazu die folgenden Ratschläge nicht schaden. HARALD KOLERUS Die Steuererklärung steht an, jetzt kann wieder Geld gespart werden! Credit: Natee Meepian/stock.adobe.com; beigestellt © Christoph Meissner „Betriebliche Geldgeschenke sind immer steuerpflichtig.“ Wolfgang Höfle, Steuerberater bei TPA 18 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2023

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