GELD-Magazin, Nr. 5/2023

rer der Nexi Austria GmbH, eines privaten Beraters für Zahlungsdienstleitungen. Wertvoll wie Bargeld, null Zinsen Der digitale Euro ist exakt so viel wert wie das Bargeld und soll ein neues Zahlungsmittel für den Euroraum sein. „Rechtlich ist es eine Verbindlichkeit gegenüber der EZB, ein digitales Bargeld“, erklärt Petia Niederländer von der OeNB. Frühestens 2026 soll es soweit sein. Und sie weist auf einen entscheidenden Punkt hin: „Jeder kann, aber niemand muss den digitalen Euro verwenden. Zudem ist geplant, dass es eine Annahmefreiheit für die Konsumenten geben soll. Zugleich aber sollen die Unternehmen verpflichtet werden den digitalen Euro zu akzeptieren.“ Dabei soll es jedoch Ausnahmen geben. Niederländer dazu: „Auf jeden Fall bedarf es für den digitalen Euro und der Absicherung des Bargeldes einer nationalen Regelung.“ Bankensprecher Willi Cernko sieht im digitalen Euro keinen Mehrwert, sondern Risiken und Kosten auf Kunden wie auf Banken zukommen. Der „D-Euro“ bräuchte US-Zahlungsdienstleister wie Visa oder Mastercard zur Abwicklung – was ein Risiko sei. Das Argument, Kreditkartengebühren zu sparen, zieht jedenfalls nicht. Der D-Euro bringt genau null Prozent, obwohl der Leitzins der EZB bei 4,5 Prozent liegt. Für die breite Masse macht das keinen Sinn. Zur Nutzung des D-Euro benötigt man ein Konto bei der EZB. Wenn sich das einmal etabliert hat, werden Banken überflüssig. Ja, die EZB macht den Banken Konkurrenz, wo sie doch für Stabilität des Bankensystems sorgen sollte. Gleichzeitig sollen die Banken das Konkurrenzprodukt gratis ausgeben. Auch das Thema Datensicherheit ist brisant. Verschenkt eine Oma einen D-Euro an ihr Enkerl, bleibt diese Transaktion für ewig gespeichert und nachvollziehbar. Kritiker wollen einen verfassungsmäßigen Riegel vorschieben, da es leicht ist, den Datenschutz auszuhebeln. Bei Systemausfall oder Blackout sind keine Zahlungen möglich. Überwiegen die Vorteile? Zur Nutzung des D-Euro braucht man kein Bankkonto, folglich fallen auch keine Kontogebühren an. Von den Händlern wird, wie bei Kreditkarten, eine Gebühr verlangt werden. Die EZB argumentiert mit dem Datenschutz – man mache sich so unabhängiger von Konzernen wie Apple, Google oder PayPal. Zudem verfolgen alle großen Nationalbanken digitale Währungsprojekte. Wie Kunden den D-Euro nutzen, ist jedoch noch nicht geklärt: entweder mit einer Karte oder dem Handy oder beiden Varianten. Im Handy soll es eine virtuelle Geldbörse („Wallet“) geben, die man befüllen kann, auch offline. Zwischen zwei Privatpersonen kann also ohne Verbindung Geld fließen. Allerdings ist die Haftungsfrage ungeklärt (Recht auf Rückbuchung und Verifizierung des Empfängers). Aufgeladen wird die Wallet durch eine Überweisung vom eigenen Bankkonto. Es soll eine „Wasserfallfunktion“ geben, mit der die Wallet laufend aufgefüllt wird. Wenn jemand eine Zahlung mit dem D-Euro leistet, wird das vom Bankkonto überwiesen und kann sofort verwendet werden. Der D-Euro: Bargeld in digitaler Form – Minus – Im Gegensatz zum Bargeld hinterlässt der digitale Euro Spuren im Zahlungssystem, das Aufbuchen des D-Euro auf die Wallet wird zentral gespeichert. Der Zahler wird zum völlig gläsernen Konsumenten (schon jetzt teilweise der Fall). – Problem Datenschutz: Dieser soll gewährleistet sein, lässt sich in der Praxis aber leicht aushebeln. Die zentrale Verwaltung wird zum attraktiven Einfallstor für Hacker. – Der digitale Euro wird zentral von der EZB gesteuert, Teilnehmer müssen sich registrieren. – Der Einkauf bzw. die Zahlung mit Bargeld wird weiter eingeschränkt, die maximale Grenze für die Befüllung der Wallet kann jederzeit weiter herabgesetzt werden. – Bei Systemausfall ist keine Zahlung möglich (allerdings ist das schon jetzt ein Problem des bargeldlosen Geldtransfers). – Der Einsatz des digitalen Euro könnte mit Spesen oder auch Negativzinsen für Guthaben belegt werden. Dies wird von der OeNB allerdings dementiert. Banken verlieren Teile ihres Gewinns (Kredite könnten teurer werden), müssen aber hinnehmen, dass die EZB ihre Dienste kostenlos nutzt. – Im Fall eines Bank Runs könnten die digitalen Konten gesperrt oder abgewertet werden (siehe Zypern). – Der D-Euro wirft keine Zinsen ab. – Sollten sich die EU-Staaten weiter verschulden müssen, könnte per Click jederzeit ein Teil des digitalen Guthabens eingezogen werden. € € € Ausgabe Nr. 5/2023 – GELD-MAGAZIN . 23

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