Bonds: Schwellenländer profitieren
Weil die Zentralbanken der Schwellenländer viel früher und aggressiver gegen die Inflation angetreten sind als etwa die Fed und die EZB, haben einige von ihnen jetzt auch schon wieder den Lockerungszyklus eingeleitet. Bonds aus Emerging Markets erscheinen jetzt interessant.
In zum Beispiel Polen, Ungarn, Brasilien, Chile und Peru hat die Lockerung bereits begonnen. In ihrem Ausblick auf den Markt für Corporate Bonds (Unternehmensanleihen) aus Schwellenländern sieht Elisabeth Colleran, Credit Strategist beim US-Vermögensverwalter Loomis Sayles, die Chance, dass auch andere Schwellenländer folgen werden und ihr Wachstum früher ankurbeln können als die entwickelten Volkswirtschaften.
Wachstum und Stabilität
Colleran: „Trotz der Verlangsamung des globalen Wachstums bleiben die Wachstumstreiber in den Schwellenländern bestehen. Beim Nettoverschuldungsgrad der Unternehmen sehen wir einen leichten Anstieg um 20 Basispunkte auf 2,4 im Jahr 2023. Diese Entwicklung war weitgehend auf zyklische Schwächen im Hochzinssegment zurückzuführen, während der Verschuldungsgrad von Emerging Markets -Unternehmen mit Investment-Grade-Rating weitgehend stabil blieb. Nach der Pandemie waren die Bonds-Emittenten aus den Schwellenländern aktiv, um ihre Bilanzpuffer wieder aufzubauen. Eine disziplinierte Finanzpolitik hat einen Ausgleich für das schwächere Gewinnwachstum geschaffen. Infolgedessen befindet sich der aggregierte Nettoverschuldungsgrad der Unternehmen in den Schwellenländern am unteren Ende der historischen Bandbreite und geht aus einer relativ starken Position in das Jahr 2024.“
Verbesserung erwartet
Aus der Perspektive der Zahlungsausfälle erwartet die Expertin für 2024 eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den Ausfallraten der letzten Jahre. In den Jahren 2022 und 2023 waren die Ausfälle von High Yield-Bonds vor allem bei russischen Unternehmen und chinesischen Immobilienentwicklern hoch. Da viele dieser Emittenten den Markt verlassen haben, sind die Erwartungen für HY-Ausfälle bei EMD (Emerging Market Debt) für 2024 mit 4 % recht moderat. Loomis Sayles geht davon aus, dass nur unternehmensspezifische und nicht sektor- oder länderspezifische Faktoren den Hintergrund für die Ausfälle im Jahr 2024 bestimmen werden.
Spannende Sektoren
Colleran bevorzugt weiterhin Länder mit starken inländischen Wachstumstreibern – mit Puffern gegen die sich verlangsamende Auslandsnachfrage – und solche mit langfristigem strukturellem Rückenwind. Indien scheint in diesem Bereich eine herausragende Stellung einzunehmen. Mexiko ist bereit, von Investitionen in das Nearshoring zu profitieren. Colleran ist auch auf der Suche nach Möglichkeiten in Ländern mit anhaltend positiven politischen Reformen, darunter die Türkei und Nigeria: „In den Sektoren Konsum, Technologie, Medien, Telekommunikation und Versorger bleiben wir konstruktiv. Unserer Ansicht nach werden alle Sektoren von positiven internen und langfristigen politischen Zielen der Regierungen profitieren.“
Loomis Sayles/HK