Stagnation als größte Gefahr
Die Rückkehr der Stagnation ist das größere Risiko für die Weltwirtschaft als das von vielen Marktteilnehmern gefürchtete Schreckgespenst der Stagflation. Diese Ansicht vertritt der Chefvolkswirt von Nomura, Robert Subbaraman.
„Im Moment ist die Inflation die Hauptsorge der Marktteilnehmer, aber Ende 2022 werden die Bedingungen ganz andere sein: Stagnation ist dann ein größeres Risiko als Stagflation, insbesondere wenn die Fed gezwungen ist, eine Politik des kalten Entzugs zu betreiben, um die Inflation einzudämmen“, so Subbaraman. „Wir erwarten zwei Zinserhöhungen der Fed im Jahr 2022, aber das Risiko besteht in einem früheren, schnelleren Zinserhöhungszyklus.“
Globale Stagnation
Das Wachstum der Weltwirtschaft werde sich im Jahr 2022 auf 4,3 Prozent verlangsamen (2021: 6,0 Prozent), und im Jahr 2023 dann auf 3,3 Prozent zurückgehen. In den Industrieländern werde die Wirtschaft dann sogar nur noch um 2,0 Prozent wachsen, wobei die USA sogar noch darunter liegen dürften (1,9 Prozent).
Auch im Euroraum verlangsamt sich nach Einschätzung der Nomura-Ökonomen das Wachstum, doch die Zentralbank werde das nicht davon abhalten, gegen die Inflation vorzugehen: „Angesichts der anziehenden Inflation rechnen wir damit, dass die EZB in relativ zügigem Tempo die Anleihekäufe ab Frühjahr 2022 zurückführen wird, aber die Zinsen erst Mitte 2023 anheben wird.“ Ende 2023 werde der EZB-Leitzins dann mit -0,20 Prozent weiter im negativen Bereich liegen.
Abwärtsspirale in China
Pessimistisch sind die Nomura-Ökonomen indes für China: „In China steht das Schlimmste noch bevor. Wir gehen davon aus, dass Peking im Frühjahr 2022 entschiedenere Maßnahmen ergreifen wird, um die Abwärtsspirale zu stoppen, und das Wachstum könnte danach seinen Tiefpunkt erreichen.“ Das Wachstum wird nach Einschätzung von Ting Lu, China-Chefvolkswirt bei Nomura, 4,3 Prozent im Jahr 2022 und 4,7 Prozent im Folgejahr erreichen.
Nomura/HK