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4. Mai 2023

Verbrenner: Aus für „Benzinbrüder“

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Die EU hat Verbrennungsmotoren den Kampf angesagt, das Verbot konventioneller Benzin- und Diesel-Neufahrzeuge soll bereits 2035 kommen. Hingegen wird E-Mobilität kräftig gepusht – dazu gibt es Lob aber auch berechtigte Kritik.

Ab 2035 will die EU nur noch Neuwagen ohne CO2-Emission zulassen und ebnet den Weg für E-Autos. Dass regt nicht überall zu Freudensprüngen an. Mit E-Mobilität allein lassen sich laut Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung, die Klimaziele weder für Österreich noch die EU erreichen.

Plädoyer für E-Fuels

Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung
„Es macht keinen Sinn, Technologien zu verbieten. Wir brauchen ein Miteinander, kein Entweder-oder.“
Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung

Wiesinger: „Es ist aus unserer Sicht daher kein Entweder-oder, sondern ein Miteinander: Um Mobilität für alle bei leistbaren Kosten zu erhalten, braucht es neben E-Fahrzeugen auch alternative Kraftstoffe, insbesondere E-Fuels (auf synthetischer Basis hergestellt, Anm.). Diese müssten so schnell wie möglich forciert werden. Auch biogene Kraftstoffe sollten eingesetzt werden, soweit das möglich ist ohne einen Kampf ,Tank gegen Teller` auszulösen. Hier ist die Spritproduktion aus Abfall zu nennen.“ Tatsächlich soll es auf EU-Ebene eine Ausnahme vom Verbrenner-Verbot für E-Fuels geben, was zuletzt in Österreich für heftige Kontroversen sorgte.

Unrealistische Ziele?

Ein weiterer Punkt ist die Lade-Infrastruktur: „Es ist gut, wenn jemand über eine PV-Anlage verfügt und sein Auto mit eigenerzeugtem Strom laden kann. Am Land funktioniert das leichter, in der Stadt müsste aber theoretisch überall dort, wo heute ein Auto parkt, eine Ladestation installiert werden. Das sehe ich nicht“, so Wiesinger. Ebenfalls wenig realistisch: Um das gesetzte Ziel zu erreichen, bis 2030 rund die Hälfte des CO2-Ausstoßes im Mobilitätssektor einzusparen, müssten bis dahin an die 2,5 Millionen Verbrenner durch E-Autos in Österreich ersetzt werden. Wiesinger: „Das geht sich nicht aus, selbst wenn jede Neuanmeldung ab jetzt ein E-Auto wäre. Zur Information: In Österreich haben wir heute einen Bestand von insgesamt 5,1 Millionen PKW, 116.000 davon sind voll elektrisch.“

Teller vor Tank

Andreas Reinhardt, Vorsitzender des Bundesverbands Elektromobilität Österreich
„E-Autos sind effizient – viel effizienter als Diesel und Benzinautos.“ Andreas Reinhardt, Vorsitzender des Bundesverbands Elektromobilität Österreich

Andreas Reinhardt, Vorsitzender des BEÖ (Bundesverband Elektromobilität Österreich), sieht die Sache etwas anders. Zu Bio-Sprit meint er: „Die Diskussion um Biosprit wurde bereits vor vielen Jahren geführt. Die Politik ist zu dem Schluss gekommen, dass die dadurch entstehende Konkurrent zur Nahrungsmittelproduktion – Österreich importiert einen Teil der Lebensmittel – nicht sinnvoll ist. Diese Begründung scheint mir nachvollziehbar – zuerst essen, dann Autofahren. Für dieses Thema ist der BEÖ und mein Personal als Ladestellenbetreiber aber tatsächlich nicht die ersten Experten. Die Unternehmen des BEÖ kümmern sich um den zügigen Aufbau von Ladeinfrastruktur und dabei sind wir sehr erfolgreich.“

Elektro-Chance nützen

Und was ist mit der Kritik, dass E-Autos gar nicht so umweltfreundlich seien, wie das ihr Image sagt? Reinhardt: „Dieser Punkt wird immer wieder ins Treffen geführt, wenn es darum geht, Unmöglichkeiten aufzuzeigen und ein Blitzlicht auf die gerade aktuelle Situation für eine Projektion in die Zukunft zu verwenden. E-Mobilität ist ja nicht das Auto allein, sondern unser gesamtes Energiesystem. Dieses wird parallel zur Verkehrswende auf mehr erneuerbaren Anteil am Strombedarf umgebaut.“

Gerade Österreich sei schon recht weit mit Wasserkraft, Wind und PV: „Ich vergleiche das gerne mit PV-Modulen. Hätten wir im Jahr 2000 die Entwicklung eingestellt, als ein Modul zur Herstellung noch so viel Energie benötigte, wie es während der gesamte Lebensdauer Strom produziert, hätten wir eine riesige Chance vertan. E-Autos sind effizient – viel effizienter als Diesel und Benzinautos – wir können den Strom am Dach produzieren und brauchen ihn nicht importieren, E-Autos sind leise und das Fahren damit macht Spaß. Warum sollen wir all diese Chancen nicht nutzen.“

Fazit: Auf beiden Seiten gibt es gute Argumente. 2026 wird das Verbrenner-Verbot nochmals überprüft, Zeit für „Feintuning“ ist also da.

Lesen Sie die ganze Story in der GELD-Magazin Ausgabe Nr. 2/2023.

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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