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12. Dezember 2023

USA: Arbeitsmarkt verschlechtert

Seit einigen Monaten vollzieht sich bei den Daten zum US-Arbeitsmarkt eine Kehrtwende, nachdem sie lange Zeit auf historisch niedrigen Niveaus gelegen hatten. Wie schnell sich die Daten verschlechtern, ist außerordentlich, insbesondere bei bestimmten Gruppen.

Olivier de Berranger, CIO bei LFDE
Olivier de Berranger, CIO bei LFDE

Olivier de Berranger, CIO bei LFDE, sagt dazu: „Zu diesen gehören junge Erwerbstätige zwischen 20 und 34 Jahren, bei denen die Arbeitslosenquote im Oktober zum ersten Mal seit eineinhalb Jahren die Schwelle von 5 Prozent überschritten hat. Denn die Anzahl dieser Arbeitslosen ist in sechs Monaten um fast 20 Prozent gestiegen, gegenüber knapp 10 Prozent bei der gesamten erwerbstätigen Bevölkerung über 20 Jahren. Auch wenn die Zahlen für November, die durch den beendeten Streik der Beschäftigten im Automobilsektor verzerrt sind, eine gewisse Beruhigung erkennen ließen, ist diese Statistik alles andere als belanglos.“

Indikator für Rezession

„Zum einen, weil der Anstieg der Arbeitslosenquote unter jungen Erwerbstätigen verglichen zur Gesamtbevölkerung ein guter Frühindikator für eine Rezession ist. Zum anderen, weil diese Gruppe der US-Bevölkerung in anderen makroökonomischen Zahlenreihen negativ auffällt. Das ist der Fall in Sachen Verzug bei der Rückzahlung von Verbraucherkrediten bzw. Kreditkarten- sowie Automobilkrediten.

In diesen beiden Bereichen war bei den 18- bis 29-Jährigen und vor allem bei den 30- bis 39-Jährigen der Anstieg von ernsthaftem Zahlungsverzug (mehr als 90 Tage) in den vergangenen Quartalen am stärksten. Diese Zahlungsrückstände liegen auf erheblich höheren Niveaus als vor der Coronakrise. Wenngleich diese Altersklassen nicht den größten Anteil dieser Kredite halten, sind es doch diejenigen, die die größten Schwierigkeiten haben, ihre Kredite zu bedienen, deren Zinsen in den vergangenen Monaten explodiert sind und bei Kreditkarten deutlich über 20 Prozent liegen. Gründe dafür sind eine schnellere Verschlechterung der Beschäftigungslage, geringere Sparreserven und das Ende des Rückzahlungsaufschubs von Studienkrediten.“

Belastende Folgen

„Auf die 18- bis 39-Jährigen entfallen 53 Prozent der durch Studienkredite verursachten Schuldenlast und allein auf die 30- bis 39-Jährigen sogar 33 Prozent. Das im Oktober vollständig aufgehobene Moratorium für Studienkredite betrifft vorwiegend junge Erwerbstätige und damit die Gruppe, die verglichen zum Rest der Bevölkerung die größten Schwierigkeiten mit der pünktlichen Rückzahlung ihrer Verbraucherkredite hat und deren Beschäftigungslage sich überdurchschnittlich schnell verschlechtert.

Die Auswirkungen sind bemerkenswert. Die jungen Erwerbstätigen leisten einen bedeutenden Beitrag zum Konsum von Nicht-Basiskonsumgütern, unter anderem dank einer höheren marginalen Konsumquote, tragen aber auch in hohem Maße zu Investitionen bei, insbesondere bei Wohnimmobilien. Mit anderen Worten sind diese Altersgruppen ein bedeutender Konjunkturmotor, vor allem in den USA, wo der private Konsum 70 Prozent des BIP ausmacht. Die Entwicklung der Situation der jungen Erwerbstätigen, die derzeit sowohl mit der Beschäftigungslage als auch den hohen Zinsen zu kämpfen haben, muss also aufmerksam beobachtet werden, um die US-Wirtschaft in den kommenden Quartalen steuern zu können.“

LFDE/HK

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