SVB-Crash: „Ansteckung“ unwahrscheinlich
Der Fall der kalifornischen SVB-Bank verunsichert die Märkte. Wie wird sich der Crash auf Investoren auswirken? Wichtig wird sein, die Ansteckung des gesamten Bankensektors oder anderer Branchen zu verhindern. Ein Streifzug durch aktuelle Experten-Einschätzungen.
Hätte es noch eines Beweises für die schnelle Wandlungsfähigkeit der Finanzmärkte bedurft, so würden die letzten Tage dafür sicher genügen. Das meint Axel Botte, Marktstratege beim Investmenthaus Ostrum Asset Management.
Sichere Häfen gesucht
Botte: „Die Befürchtung einer Ansteckung des Bankensystems löste eine sprunghafte Nachfrage nach Safe-Haven-Anleihen (T-Note, Bund) aus, womit Marktteilnehmer, die bis vor wenigen Tagen vorherrschenden Erwartungen einer weiteren geldpolitischen Straffung vollständig auspreisten. Jetzt scheinen sie darauf zu setzen, dass die Zentralbanken mehr Rücksicht nehmen auf die mit der Insolvenz der SVB (Silicon Valley Bank) zu Tage getretenen Risiken und von ihrem kommunizierten Zinserhöhungspfad abweichen.“ Laut Einschätzung von Ostrum waren die Reaktion der Regulierungsbehörden und der Zentralbank sehr ehrgeizig und dürften dazu beitragen, eine Ansteckungsgefahr für den gesamten Banken-Sektor zu vermeiden.
Geringe Gefahr
Das Anleiheteam von M&G Investments pflichtet bei: „Wir glauben nicht, dass es durch den Fall der SVB die Gefahr der Ansteckung oder eines globalen Systemrisikos gibt. Ja, es wird Herausforderungen für die Kunden der SVB geben und möglicherweise bedeutenden Druck auf andere Spezialkreditgeber oder Banken mit besonders schwachem Einlagengeschäft. Aber unserer Ansicht nach stellen die Ereignisse der letzten Woche kein wesentliches Risiko für Anleiheinvestoren in großen, diversifizierten US-Banken dar, und ein noch geringeres Risiko für Anleiheinvestoren in europäischen Banken.“
Keine „Entgleisung“
David Dowsett, Global Head of Investments bei GAM fügt hinzu: „Der Zusammenbruch der SVB ist meiner Meinung nach nicht systembedingt. Zu Beginn des Jahres sprachen wir von einer allgemeinen Stabilisierung des Bildes, wobei wir weitere schwierige, kurzfristige, episodische Ereignisse haben könnten. Ich glaube, dass es sich hierbei um ein solches Ereignis handelt und nicht um ein Ereignis, das die Marktaussichten für das Jahr entgleisen lässt und uns dazu zwingt, alles neu zu überdenken. Allerdings sind die nächsten Tage natürlich wichtig.“
Positiv für Investoren
Daleep Singh, Chief Global Economist bei PGIM Fixed Income, glaubt, dass aus Sicht von Anleiheinvestoren sogar einige positive Aspekte aufkommen: „Die Situation wird wahrscheinlich zu einer strengeren Regulierung des Bankwesens führen und die Wahrnehmung der Kreditqualität des Sektors verbessern.“ Allerdings meint der Experte auch: „Wir gehen davon aus, dass der Zusammenbruch der SVB spürbare wirtschaftliche Auswirkungen haben wird. Obwohl etwa 20 % der Kreditvergabe in den USA über die Banken und der Rest über die Kapitalmärkte läuft, ist die Risikovorsorge der Banken mit etwa 6,5 Billionen Dollar beträchtlich, und eine Kürzung könnte die Kreditvergabe bremsen, insbesondere bei kleineren, regionalen Banken.“ Weiters sollte der SVB-Zusammenbruch die Fed zu Zinssenkungen zum Jahresende bewegen.“
Fazit: Die große Katastrophe sollte der SVB-Crash an den Finanzmärkten nicht auslösen. Die Situation bleibt aber unsicher, die nächsten Tage und Wochen werden spannend bleiben.
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