fbpx
12. Oktober 2022

Startups: Stolperstein Finanzierung

Nicht weniger als 2.800 Startups wurden seit 2010 in Österreich gegründet, im Vorjahr wurden 1,2 Milliarden Euro in österreichische Jungunternehmen investiert. Doch immer wieder stolpern Startups über die falsche Finanzierung – das muss nicht so sein.

Startup

Laut Austrian Startup Monitor 2021 ist jedes vierte zwischen 2010 und 2012 gegründete Business mittlerweile nicht mehr aktiv, die meisten davon aufgrund von Konkurs, Insolvenz oder Auflösung. Wirtschaftliche Diskrepanzen, wie die Fehleinschätzung der Höhe des Kapitalbedarfs bei der Umsetzung der Geschäftsidee, sind nach wie vor einer der Hauptgründe für das Scheitern von jungen Unternehmen. Sie haben oft Liquiditätsengpässe zur Folge, welche nicht selten direkt in die Insolvenz führen. Doch auch wenn Startup-Finanzen nicht richtig verwaltet werden, kann dies den geschäftlichen Niedergang bedeuten.

Fatale Fehler

Malte Rau, CEO und CO-Founder des FinTechs Pliant
Malte Rau, CEO und CO-Founder des FinTechs Pliant

„Gründer, die dringend einen Kredit benötigen, sollten nicht beim erstbesten Angebot zuschlagen, sondern die einzelnen Kreditmöglichkeiten miteinander vergleichen“, erklärt Malte Rau, CEO und CO-Founder des FinTechs Pliant. Hier wäre es definitiv falsch Kompromisse einzugehen. Wer einen Kredit aufnimmt, muss sich nicht nur auf die Auszahlung der Summe verlassen, sondern natürlich auch die einzelnen Raten bedienen können. „Stellen Sie ein klares Budget auf, das auch die Gehälter einschließt, da es sonst aus dem Ruder läuft“, fügt Rau hinzu.

Auch das Sparen an den falschen Enden ist ein Fehler, den viele Gründer machen. Es mag zwar in der Natur der Sache liegen, dass man bei der Erstellung des Businessplans die potenziellen Ausgaben möglichst weit herunterschraubt und optimistische Ziele bei den Einkünften angibt. Wenn jedoch beispielsweise ein auf Software für B2B-Kunden spezialisiertes Unternehmen beim Thema Sicherheit und Support spart, würden Business Angels – also Personen, die sich finanziell am Unternehmen beteiligen und ihr Knowhow weitergeben – stutzig werden und die Lage durchschauen. Darüber hinaus empfiehlt Rau die Nachverfolgung der Ausgaben von Beginn an so transparent und einfach wie möglich zu gestalten, um die Spesen ganzheitlich überblicken zu können. So bieten vor allem digitale Produkte für Ausgaben-Controlling den Vorteil, dass Kosten schnell per App eingelesen werden können und im Anschluss besser nachzuvollziehen sind.

Bootstrapping als Finanzierung

Beim Gründen wird die Frage nach der bestmöglichen Bereitstellung von Kapital oft gestellt. Allerdings gibt es darauf keine allgemeingültige Antwort, da die beste Lösung jeweils vom Geschäftsmodell und der persönlichen Situation abhängt. Genauso verhält es sich mit dem Bootstrapping – der Existenzgründung, die ausschließlich mit eigenem Geld realisiert wird. Nicht für jeden ist es ratsam, eine Bootstrapping-Strategie zu verfolgen – es gilt wie so oft, Chancen und Risiken abzuwägen.

„Neben Bargeld und Sparguthaben gehören zum Eigenkapital auch Gegenstände, die die Gründer in ein Unternehmen einbringen können“, erklärt Rau. In Frage kommende Objekte können zum Beispiel Maschinen, Anlagen oder Fuhrparks sein, die dem Unternehmen unbegrenzt zur Verfügung stehen. Aber auch Kapitalbeteiligungen an einem Unternehmen gelten als Eigenkapital. Zum Vermögen gehören auch die finanziellen Rücklagen und – je nach Rechtsform – das Grund- bzw. Stammkapital des Unternehmens. Auch der Bilanzgewinn und das persönliche Vermögen zählen dazu. „Der Teil der unternehmerischen Finanzen, der nicht aus eigener Tasche stammt, sollte möglichst nicht unter 20 Prozent liegen, sondern eher darüber“, informiert Rau.

Wichtig: Rentabilität

Der Experte abschließend: „Im Moment ist die Rentabilität wichtiger als das Umsatzwachstum. Das wird Founder dazu zwingen, konservativer zu kalkulieren und immer einen Plan B zu haben.“ Die Finanzierung für Startups, die Wachstum um jeden Preis anstreben und keine Hebel für kurzfristige Rentabilität haben, würde schwieriger werden als noch vor einigen Jahren. Zudem bestehe die Gefahr, dass gut finanzierte Startups auf dem Markt die Gehälter schnell in die Höhe treiben könnten und es so für finanziell schwächere Startups schwer machen, entsprechende Talente finanzieren zu können.

Pliant/HK

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.