fbpx
20. Oktober 2022

Österreich: Geldvermögen gesunken 

Das Geldvermögen privater Haushalte in Österreich ist vor dem Hintergrund des anhaltend herausfordernden Wirtschaftsumfelds erstmals seit der Finanzkrise 2008 gesunken. Das berichtet die OeNB in einer aktuellen Analyse. 

Gottfried Haber, Vize-Gouverneur der OeNB
Gottfried Haber, Vize-Gouverneur der OeNB

Insbesondere die ungünstigen Kursentwicklungen von Aktien und Investmentzertifikaten führten im ersten Halbjahr 2022 zu deutlichen Vermögensverlusten. Dennoch floss weiterhin ein erheblicher Teil der Finanzmittel in diese Anlageformen, während Einlagen nur in geringem Ausmaß aufgebaut wurden. Haushalte haben ihren Anlagefokus seit Beginn der Pandemie deutlich zugunsten von Aktien und Investmentzertifikaten verschoben.

Krieg belastet

„Die Erholung der globalen Wirtschaft nach der Pandemie wurde abrupt durch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine unterbrochen“, so Gottfried Haber, Vize-Gouverneur der OeNB. Im Jahr 2021 war aufgrund eingeschränkter Konsummöglichkeiten noch eine sehr hohe Sparquote im Ausmaß von 12 % zu beobachten. „Hohe Energiepreise, die die Inflation befeuern, und das Auslaufen der Pandemieeffekte führen dazu, dass nun mit einer weitaus geringeren Sparquote gerechnet werden muss als noch in den letzten zwei Jahren“, erläutert Haber.

Vermögen: 799 Mrd. Euro

Österreichs Haushalte veranlagten 2021 mit 24,2 Mrd. EUR etwas weniger als im Vorjahr (28,3 Mrd. EUR). Im ersten Halbjahr 2022 erreichten die Finanzinvestitionen mit 7,2 Mrd. EUR etwa das Niveau des Vergleichszeitraums 2019. Das Geldvermögen des heimischen Haushaltssektors lag Ende des ersten Halbjahres 2022 mit 799 Mrd. EUR um 3,4 % unter jenem am Jahresende 2021. 

„Dieser erstmals seit der Finanzkrise 2008 verzeichnete Rückgang ist insbesondere auf Kursverluste aus Aktien und Investmentzertifikaten zurückzuführen“, erklärte Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik in der OeNB. Seit Pandemiebeginn war diese Anlageform deutlich stärker gefragt als zuvor. Zwischen 2020 und dem ersten Halbjahr 2022 flossen knapp 40 % der Finanzinvestitionen des Haushaltssektors in Aktien und Investmentzertifikate (2015–2019: 25 %), wobei diese zunächst auch hohe Kursgewinne einbrachten (2020–2021: 16 Mrd. EUR). Volatile Börsenentwicklungen im ersten Halbjahr 2022 führten jedoch zu Verlusten im Ausmaß von 18 Mrd. EUR.

Lieber ungebunden

Seit Pandemiebeginn hat sich auch die Struktur der Finanzinvestitionen deutlich verändert: Seit 2020 fließt nur noch jeder zweite Euro in Einlagen (51 %), zwischen 2015 und 2019 waren es 3 von 4 Euro (73 %). Ähnliche Entwicklungen waren auch in zahlreichen anderen Ländern des Euroraums zu beobachten. Österreichische Haushalte bevorzugen weiterhin täglich fällige Einlagen zulasten gebundener Einlagen. 

Dies wirkt sich auch auf die langfristige Zusammensetzung des Geldvermögens aus, das derzeit von täglich fälligen Einlagen mit einem Anteil von 27 % dominiert wird. Vor der Finanzkrise entfielen nur 10 % auf diese Anlageform. Gegenläufig zeigte sich im selben Zeitraum die Nachfrage nach gebundenen Einlagen: Sie verloren massiv an Gewicht und stehen derzeit für 11 % des Vermögens (28 % vor der Finanzkrise).

OeNB/HK

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.

Data protection
We, 4profit Verlag GmbH (Registered business address: Austria), process personal data for the operation of this website only to the extent technically necessary. All details in our privacy policy.
Data protection
We, 4profit Verlag GmbH (Registered business address: Austria), process personal data for the operation of this website only to the extent technically necessary. All details in our privacy policy.