Österreich: Fonds mit Einbußen
Das österreichische Fondsvolumen der Wertpapier-Verwaltungsgesellschaften ist seit Jahresbeginn 2022 um 14% auf rund 187,7 Mrd. Euro gesunken. Dennoch trotzte der heimische Markt schweren Krisen, so die Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG).
Die Nettomittelabflüsse betrugen im Schatten von Krieg, Inflation etc. -599,8 Mio. Euro, wobei institutionelle Anleger Abflüsse in der Höhe von -623 Mio. Euro und Publikumsfonds Institutionell -468,7 Mio. Euro hinnehmen mussten. Auf Publikumsfonds-Retail entfielen Zuflüsse in der Höhe von 491,6 Mio. Euro.
Erfreulich: Nachhaltigkeit
Durch die Auflage von nachhaltigen Investmentfonds wurden die österreichischen Anleger:innen kapitalmarktaffin. „Die Anleger:innen wollen mit ihrem Engagement auf den Märkten nicht nur Rendite erzielten, sondern die Wirtschaft nachhaltig umgestalten und sind daher langfristig investiert“, betont VÖIG-Präsident Heinz Bednar. „Sie setzen ihr Engagement auch in Krisenzeiten fort und können daher den langfristigen Mehrertrag von Kapitalmarktveranlagungen gegenüber anderen Anlagemöglichkeiten lukrieren. Die Nettomittelveränderung von 4,1 Mrd. Euro im Bereich der nachhaltigen Investmentfonds zeigen diese erfreuliche Entwicklung sehr deutlich“, so Bednar.
Die höchsten Nettomittelzuflüsse erreichten die vermögensverwaltenden Fonds mit rund 701,8 Mio. Euro. Die Gesamthöhe der Ausschüttungen betrug 1,7 Mrd. Euro und die Kursverluste beliefen sich auf rund 28,8 Mrd. Euro.
Performancesieger: Derivatefonds
Performancesieger im 1-Jahres-Zeitraum waren Derivatefonds mit einem Plus von rund 17,5%, gefolgt von Aktienfonds für Mittel- und Osteuropa mit rund 3,6%. Alle anderen Kategorien performten negativ.
Die Kraft des Kapitalmarkts zeigt sich in der 10 Jahres Performance sehr deutlich. Aktienfonds mit Schwerpunkt Nordamerika performten mit einem Plus von 10,8% p.a., gefolgt von Aktienfonds, Japan mit 5,6% p.a. und Aktienfonds internationale Aktien mit 5,6% p.a. Die Aktienfonds Österreich performten mit 3,5% p.a. Im Rentenfondsbereich lagen im 10-Jahres-Fondsbereich Rentenfonds in Fremdwährung mit 0,4% p.a. vor den Rentenfonds vorwiegend in EUR mit rund 0,3% p.a.
ESG: Zuflüsse
Die nachhaltigen Investmentfonds gem. SFDR Art. 8 und 9 erreichten ein Fondsvolumen von 81,6 Mrd. Euro (Volumenzuwachs um 11,3% seit Jahresbeginn). Die nachhaltigen Investmentfonds erzielten einen Nettomittelzufluss von 4,1 Mrd. Euro. Die 1-Jahres-Performance der nachhaltigen Aktienfonds betrug -15,3,0%, nachhaltige Derivatefonds erreichten 16,1% und nachhaltige Immobilienfonds legten um 2,1% zu. Im 10-Jahresbereich stiegen nachhaltige Aktienfonds jährlich um 5,5% im Wert, nachhaltig gemischte Fonds zeigen ein jährliches Plus von 2,2% p.a.
Insgesamt verwalteten die 15 österreichischen Verwaltungsgesellschaften per Ende Dezember 2022 exakt 1.967 Wertpapierfonds, davon 983 Publikumsfonds und 984 Institutionelle Fonds. Es wurden 102 Investmentfonds geschlossen und 161 fusioniert. Gleichzeitig wurden im vergangenen Jahr 68 Fonds neu aufgelegt.
Beliebt: Immo-Fonds
Die offenen Immobilien-Investmentfonds konnten ihr Fondsvolumen seit Jahresbeginn 2022 um 2,5% auf rund 11 Mrd. Euro steigern, wobei sich die Nettomittelzuflüsse auf 98,8 Mio. Euro, Ausschüttungen auf rund 97,1 Mio. Euro und Kursgewinne auf rund 261,2 Mio. Euro beliefen. Die 5 Immobilien-Investmentfondsgesellschaften verwalteten 13 Fonds (8 Publikumsfonds und 5 Spezialfonds). Die durchschnittliche 1-Jahres-Performance betrug 2,4%. Die 10-Jahres Performance betrug 2,3%.
2023: Zuversicht
Bednar blickt nach dem schwierigen Jahr 2022 zuversichtlicher auf 2023. Die Ausgangslage hat sich bei vielen Anlageklassen verbessert. „Es gibt deutliche Anzeichen, dass die Inflation einen Scheitelpunkt erreicht hat. Viele Aktien weisen eine vernünftige Risiko-Ertragsrelation auf und an den Anleihenmärkten sind nach vielen Jahren aufgrund der Zinserhöhungen die Renditeniveaus attraktiv. Trotz der großen Herausforderungen haben Anleger:innen ihre Fondsanteile gehalten und ihre Anteile weiter aufgestockt.“ Die ersten Handelstage im neuen Jahr seien „gut angelaufen“ und das Umfeld für Investor:innen beginne sich aufzuhellen.
Photocredit: Klaus Ranger Fotografie, VÖIG/HK