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2. März 2022

Klimawandel: darf die Lösung auch „dirt cheap“ sein?

LedererPabstSusanne Neu1
Dr. Susanne Lederer-Pabst dragonfly finance

In jedem einzelnen Augenblick gibt es zahlreiche, multivariante Möglichkeitsszenarien, die durch unsere Aufmerksamkeit und Energie die Kraft erhalten, sich zu manifestieren – oder auch nicht.

Klimawandel Erde

Die von vielen Experten prognostizierten Kosten des Klimawandels rollen auf uns als Gesellschaft zu und sind, da sie vermutlich wiederum die Einkommensschwachen überproportional belasten, durchaus als „sozialer Sprengstoff“ interpretierbar.
Der Kampf gegen CO2-Emissionen hat das BIP in Österreich und der EU nicht gebremst, weil neue Industriezweige alte schrittweise ersetzen. Jede Krise setzt enormes kreatives Potenzial frei oder so werden momentan neue Geschäftsideen in die Welt geboren, die Kreisläufe unter Wahrung und Achtung der Natur sinnvoll schließen. Diese gilt es zu stärken und ich frage mich, dürfen Lösungen in Zukunft auch „dirt cheap“, also spottbillig sein?

Alleskönner Alge und Katzenstreu

zählt man die Einigung, die Methanemissionen zu senken. Die Frage ist nur: wie? IngenieurInnen vom Massachusetts Institute of Technology haben eine günstige Methode entwickelt, um das besonders klima­schädliche Gas wieder aus der Atmosphäre zu binden. Als Basis dient ein Material, das auch für Katzenstreu verwendet wird: das vulkanische Mineral Zeolith, das auf der Erde reichlich vorkommt. Das ist nicht nur deutlich billiger, sondern auch weniger riskant als die bisher favorisierte Variante mit Katalysatoren aus Edelmetallen, die Temperaturen von 600 °C. sowie eine Trennung der Methan- und Sauerstoffströme benötigt, um das Problem nur dadurch zu lösen, dass eine Situation erschaffen wird, die auf eine Explosion hinausläuft.
Zeolith sei übrigens auch jenen Menschen empfohlen, die Schwermetalle oder sonstige Giftstoffe aus ihrem Körper ausleiten wollen – wie auch Algen. Algen sind echte Multitalente: Kühe, die damit gefüttert werden, stoßen 82 Prozent weniger Methan aus. Auch als Lebensmittel für Menschen sind sie als natürliche Protein­quellen enorm gesund. Mit Algen könnte aber auch die Produktion von Dünger, Biokraftstoff, Biogas und Bioplastik möglich sein. Die Ölindustrie hat Produkte hergestellt und dabei CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen. Mit Algen könnten wir jetzt neue Produkte erschaffen, die diese ersetzen und dabei CO2 binden.

Blue Carbon als Lösung?

Das Meer ist riesig im Vergleich zur möglichen Anbaufläche von etwa Bäumen. Wie können wir diese riesige, so wertvolle Ressource, die wir haben, sinnvoll und nachhaltig nutzen? Besonders vielversprechend klingen „Blue Carbon“-Projekte mit Kohlenstoff, der in den Ozeanen von Meeresorganismen wie Mangrovenbäumen, Algen oder Seegraswiesen gebunden wird. Nicht nur Algen, sondern auch Seegras speichert langfristig viel Kohlendioxid im Sediment. Nach ihrem Absterben lässt sich die Pflanze als natürliches und schwer entflammbares Dämmmaterial nutzen. Doch aus Forschersicht gibt es einen Nachteil, der meiner Meinung nach ja eigentlich als Vorteil zu sehen ist. Als empfindliche Meerespflanze leidet Seegras unter zu vielen Ausscheidungen und Dünger aus der Agrarwirtschaft, der Tierhaltung und aus Aquakulturen, und stirbt ab. Die Pflanzen bieten jedoch Nahrung und Lebensraum für viele Meeresbewohner, zudem halten sie das Wasser klar und das Sediment an der Küste fest, und verhindern Küstenerosion.

Haare filtern Ölteppiche aus dem Meer

Und auch hier darf sich Kreativität entfalten: Nahe Marseille füllen Langzeitarbeitslose Schnitthaare, die von Friseuren gesammelt werden, in gebrauchte Thrombosestrümpfe und stellen damit Ölfilter her, mit denen die Meere gesäubert werden können. Haare gelten als lipophil, was so viel heißt wie fettfreundlich und diese Fette haften auf der durch die Hornschuppen tannenzapfenähnlichen Struktur eines Haares besonders gut. Wie genial! Die Haar-Ölfilter saugen Dieselreste und Sonnencreme von der Wasseroberfläche, denn jedes Jahr landen weltweit immer noch 10.000 Tonnen davon im Meer. Hoffnungsvolle Ansätze, die gleichzeitig Klimaschutz und eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft versprechen, stehen daher hoch im Kurs.

LedererPabstSusanne Neu1
Dr. Susanne Lederer-Pabst dragonfly finance

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