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29. November 2023

Asien: Neue Spielregeln

Haben sich die Spielregeln für Aktieninvestoren in Asien geändert? Diese Frage bejaht Samir Mehta, Senior Fund Manager bei J O Hambro. Der Experte erläutert in einem aktuellen Kommentar die Konsequenzen.

China, Asien

Da Kapital knapper wird, werden Bewertungen für Aktien wieder wichtiger. Weiters müssen Anleger die Implikationen der Kreditverknappung auf die Unternehmensfinanzen verstehen. Außerdem verlagert sich der Schwerpunkt nicht nur in Asien hin zu kurzfristiger Cashflow-Generierung und weg von den künftigen Gewinnprognosen.

Samir Mehta, Senior Fund Manager des JOHCM Asia ex Japan Fund bei J O Hambro Capital Management
Samir Mehta, Senior Fund Manager des JOHCM Asia ex Japan Fund bei J O Hambro Capital Management

Verschuldetes Asien

Mehta: „Wir müssen die den Bewertungen bei Investitionsentscheidungen eine viel höhere Bedeutung beimessen. Nachsicht ist nicht mehr möglich, insbesondere bei Wachstumsunternehmen. Wenn man mit risikofreien Zinssätzen von fast 5 Prozent pro Jahr konkurriert, muss die Hürde höher sein. In den Berichten der Unternehmen sind die Auswirkungen der höheren Zinsen bereits zu erkennen. Zum Beispiel teilte der Batteriehersteller LG Energy Solutions seinen Aktionären kürzlich mit, dass sich der Absatz von Elektrofahrzeugen im nächsten Jahr aufgrund der höheren Zinsen verlangsamen wird. Ein luxuriöses Wohnbauprojekt in Seoul hat Schwierigkeiten, nachdem es nicht gelungen ist, eine Verlängerung für Überbrückungskredite in Höhe von 344 Millionen US-Dollar zu erhalten.

Altice, der Telekommunikationsriese des französisch-israelischen Milliardärs Patrick Drahi, hat alles verkauft, was ihm gehört, da er mit der Bedienung von Schulden in Höhe von 60 Milliarden US-Dollar kämpft. Die indische Outsourcing-Branche, ein Indikator für die Gesundheit globaler Unternehmen, hat im letzten Quartal mehr Arbeitnehmer entlassen als in jedem vergleichbaren Zeitraum der letzten fünf Jahre. Der IWF stellt fest, dass die Verschuldung von Regierungen, Unternehmen, Verbrauchern und Finanzunternehmen in ganz Asien weit über dem Niveau vor der globalen Finanzkrise liegt, was das Risiko eines Zahlungsausfalls erhöht.“

Greifbare Gewinne

„In Zeiten niedriger Zinssätze waren die Kapitalkosten für Unternehmen gering. Vermögenswerte mit langfristigen Cashflows bis weit in die Zukunft hinein waren eine vernünftige Anlage. Die Vorstellungen über das künftige Wachstum lassen sich nicht so leicht überprüfen – diese Annahmen beruhen lediglich auf der Vorstellungskraft der Menschen.  Mit einem niedrigen Diskontierungssatz wird der Gegenwartswert dieser künftigen Cashflows verstärkt. In der heutigen Welt müssen wir jedoch nach Cashflows Ausschau halten, die in naher Zukunft generiert werden können, und das hoffentlich mit einem höheren Grad an Gewissheit.

Folglich muss sich das Portfolio auf Unternehmen konzentrieren, die Kosteneinsparungen erzielen, das Betriebskapital reduzieren oder die Investitionsausgaben senken können, wobei diese Cashflows vorzugsweise für den Rückkauf von Aktien und den Schuldenabbau verwendet werden sollten.“

Höherer Zinskosten

„Die Auswirkungen höherer Zinssätze auf die Unternehmen werden beträchtlich sein, denn sie stellen die Durchführbarkeit vieler Projekte in Frage. Das löst eine Kettenreaktion aus. Bei Solar- und Windkraftprojekten bekommen nun auch ihre Ausrüster den Druck zu spüren. Bei den Halbleitern sind nicht nur die Chiphersteller unter Druck, sondern auch ihre Zulieferer. In China wirkt sich das Platzen der Immobilienblase nicht nur auf die Lieferanten von Stahl und Zement aus. Sie trifft auch die Immobilienmakler, die feststellen müssen, dass sie noch Provisionen zu zahlen haben.

Der Experte glaubt, dass aufgrund der geänderten Spielregeln die Annahme der Liquiditätszufuhr durch die Zentralbanken in Frage gestellt werden muss: „Meiner Meinung nach haben die Federal Reserve und andere Zentralbanken mit ihrer ultralockeren Geldpolitik unsere Inflationsprobleme verschärft. Werden sie angesichts eines wirtschaftlichen Abschwungs und eines anhaltenden Inflationsdrucks denselben Weg einschlagen wie während der COVID-Phase? Oder gehen sie neue Wege? Die Antwort entscheidet über die Portfolioausrichtung.“

J O Hambro Capital Management/HK

Disclaimer: Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung von Investments zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Aktien können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls auch weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.geld-magazin.at repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Inhalte von www.geld-magazin.at wurden sorgfältig erstellt, unbeabsichtigt fehlerhafte Darstellungen können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Die 4profit Verlag GmbH lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

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