fbpx
18. August 2022

Angst vor Kaltem Krieg 2.0 

Die andauernde Konfrontation zwischen Russland und dem Westen schürt erneut Sorgen über die Entstehung eines Kalten Kriegs 2.0. Shoqat Bunglawala, Anlage-Spezialist bei Goldman Sachs, kommentiert die gefährliche Situation.

Shoqat Bunglawala, Head of Multi-Asset Solutions bei Goldman Sachs Asset Management
Shoqat Bunglawala, Head of Multi-Asset Solutions bei Goldman Sachs Asset Management

„Verglichen mit den breiten ideologischen Konflikten, die im 20. Jahrhundert zwischen dem Ostblock und dem Westen bestanden, sind die Anfangsphasen des Kalten Kriegs 2.0 bisher gezielter und lokalisierter. Wie es scheint, wird er jedoch voraussichtlich das Weltwirtschaftswachstum und die globale wirtschaftliche Zusammenarbeit mehr schädigen – und das praktisch ohne all die Silberstreifen am Horizont, die der erste Kalte Krieg durchaus bot.“ 

Krieg ohne Sieger

„Bedenkt man die wirtschaftlichen, politischen und humanitären Kosten für alle Seiten, wird es beim Kalten Krieg 2.0 vermutlich keinen Sieger geben. Angesichts der aktuellen Lage gehen wir davon aus, dass Rohstoffe als Triebfeder des Wirtschaftswachstums eine zentralere Rolle als in früheren Konjunkturzyklen spielen werden. Zudem sollte auch der herkömmliche Fahrplan für Anlagen neu überdacht werden, um den erhöhten geopolitischen Risiken im Hinblick auf Anlagechancen in den Industrie- und Schwellenländern Rechnung zu tragen.“

Wachstums-Schocks  

„Dank einer besseren Energieversorgung, mehr Effizienz und der Verfügbarkeit alternativer Energiequellen haben Rohstoffschocks schon seit geraumer Zeit nicht mehr so einschneidende Folgen für das Wirtschaftswachstum. Dennoch zeigt die aktuelle Situation, dass die Märkte die geopolitischen Verwundbarkeiten der globalen Energieversorgungslage größtenteils außer Acht gelassen haben. Der Kalte Krieg 2.0 befindet sich noch in der Entwicklung, aber wir gehen davon aus, dass Rohstoffen eine zentralere Rolle als Triebfeder des Wirtschaftswachstums zukommen wird, während herkömmliche Instrumente der Zentralbanken voraussichtlich nur begrenzt in der Lage sein werden, die Wogen externer Wachstums- und Inflationsschocks zu glätten.“

Politische Risken

„Daher könnte der Kalte Krieg 2.0 dazu führen, dass die Liste der sicheren Häfen in Industrieländern eine neue Rückversicherung erhält, und den Ausblick für Schwellenländeranlagen belasten. Rohstoffexporteure sind zwar bis zu einem gewissen Grad in der Lage, Wachstums- und Inflationsprobleme durch bessere Handelsbilanzen auszugleichen, aber von Lebensmittel- und Kraftstoffimporten abhängige Länder sind eventuell besonders anfällig, selbst wenn sie keinen direkten Handel mit Russland betreiben.

Abschließend möchten wir bekräftigen, dass wir nach wie vor der Meinung sind, dass internationale Diversifikation wichtige Vorteile bietet, aber in einer Zeit, in der die Märkte geopolitische Risiken neu einpreisen, müssen Chancen sorgfältig abgewogen werden.“

Goldman Sachs Asset Management/HK

                     

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.