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31. Mai 2022

Analyse: Aktien oder Anleihen?

Zuletzt konnten sich Investoren wieder über positive Entwicklungen bei Anleihen und Aktien freuen. Aber die Frage ist, ob diese Entwicklung nur von kurzer Dauer ist. Chris Iggo, Anlageexperte bei AXA Investment Managers, über Schein und Sein an den Börsen.

Chris Iggo, AXA IM CIO Core Investments.
Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers

Die Anleiherenditen sind weiter gesunken, die Creditspreads haben sich verringert, die Anleiheindizes der Schwellenländer sind gestiegen. Außerdem liegt der S&P 500 wieder über 4.000 Punkten. So der Status Quo.

Margen unter Druck

Iggo: „Das starke Wachstum, das durch die politischen Anreize in den Jahren 2020-21 angeheizt wurde, hat die Inflation in die Höhe getrieben und zu höheren Zinssätzen geführt. Die politischen Anreize werden (langsam) zurückgefahren, und die höheren Lebenshaltungskosten drücken auf die Einkommen der Verbraucher. Die Folge sind niedrigere Wachstumsraten des BIP. In diesem Umfeld, das sich wahrscheinlich auf die Unternehmenseinnahmen und -margen auswirken wird, sind Investition in Aktien herausfordernd.“

KGV gefallen

„In den vergangenen anderthalb Jahren sind die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) um etwa sechs Prozentpunkte gefallen. Dies fiel mit einem Anstieg der Realzinsen zusammen, wobei der größte Teil der Bewegungen sowohl bei den KGVs als auch bei den Realzinsen in den vergangenen sechs Monaten stattfand. Wenn die realen Renditen und die nominalen Renditen ihren zyklischen Höchststand erreicht haben, gibt es weniger Grund für eine weitere Herabstufung der Aktienmärkte im Allgemeinen.“

Bilanzen im Fokus

„Natürlich hängt jetzt alles von den Unternehmensgewinnen ab. Der Konsens ist, dass die Gewinne im nächsten Jahr weiter steigen werden. Das Risiko besteht darin, dass sich diese Prognosen ins Negative wenden, da immer mehr Unternehmen das Ertragswachstum in Frage gestellt und die Gewinnspannen gedrückt sehen. Qualität wird also in Aktienportfolios wichtig sein. Das Gleiche gilt für Unternehmensanleihen. Höhere Renditen bieten die Möglichkeit, in der Ratingskala aufzusteigen. Hochzinsanleihen mit BB-Rating in den USA werfen heute fast so viel ab wie Anleihen mit CCC-Rating vor einem Jahr und wie einfache Anleihen mit B-Rating im Februar dieses Jahres.“

Aktien: Rückgang möglich

„Strategien, die sich auf eine bessere Qualität im Sinne eines geringen Ausfallrisikos bei Anleihen und ein stabiles (über dem Markt liegendes) Gewinnwachstum bei Aktien konzentrieren, dürften in den nächsten sechs bis zwölf Monaten erfolgreich sein. Das Risiko besteht darin, dass sich das globale Wachstum infolge höherer Zinsen, verringerter Realeinkommen und einer Verschlechterung des Verbrauchervertrauens stärker abschwächt als derzeit prognostiziert. Ein weiterer Rückgang der Aktienmärkte um 10 bis 15 Prozent ist nicht auszuschließen.“

Anleihen im Vorteil

„Dieses Umfeld ist positiv(er) für Anleihen und neutral für Aktien, wobei der Schwerpunkt auf Wachstum liegen sollte, wenn die Erholung kommt. Für die zweite Jahreshälfte sind Vermögenswerte mit langer Duration, ein Engagement in hochverzinslichen Krediten (Anleihen mit kurzer Laufzeit) sowie wachstums- und qualitätsorientierte Aktien interessant. Wie immer hängt es von den Daten und politischen Entscheidungen ab, aber die Bewertungen sind günstiger als im vergangenen Jahr.“

AXA IM/HK

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