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21. August 2023

Wohnimmobilien: Schwer leistbar

Die Preise für Wohnimmobilien im Euroraum sind in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen als die Einkommen. Die Leistbarkeit hat damit markant abgenommen. Besonders betroffen ist davon Österreich.

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria

„Der durchschnittliche Nettoverdienst bezogen auf die Immobilienpreise hat seit 2009 rund 13 Prozent an Wert verloren, in Österreich sogar um fast 40 Prozent“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Er fügt hinzu: „Seit Mitte 2022 wird die Leistbarkeit von Wohnimmobilien auch durch die Verschärfung der Geldpolitik durch die EZB beeinflusst. In unseren Berechnungen zeigt sich jedoch, dass nicht die Zinsentwicklung, sondern der drastische Preisanstieg der Immobilien maßgeblich für die Verringerung der Leistbarkeit ist.“

Immobilienpreise stark gestiegen

In Österreich verursacht die Kreditfinanzierung einer gleich großen Immobilie heute mehr als doppelt so hohe monatliche Kosten wie im Jahr 2009. Davon sind rund 95 Prozent auf die höheren Immobilienpreise zurückzuführen und nur 5 Prozent auf gestiegene Kreditkosten. „Die Preise für Wohnimmobilien im Euroraum lagen im Jahr 2022 um 45 Prozent über dem Niveau von 2009. Das entspricht einem durchschnittlichen Anstieg der Immobilienpreise um fast 3 Prozent pro Jahr seit der Finanzkrise“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Zum stärksten Anstieg kam es in Estland mit einer Verdreifachung der Preise (+9,1 Prozent pro Jahr), gefolgt von Luxemburg mit einem Faktor von 2,5 (+7.2 Prozent pro Jahr). Auch in Österreich haben sich die Preise für Wohnimmobilien seit 2009 mehr als verdoppelt. Damit weist Österreich den drittstärksten Anstieg im Euroraum auf. Mit einem durchschnittlichen jährlichen Plus um 6,6 Prozent war der Anstieg in Österreich auch stärker als in den USA.

Leistbarkeit deutlich reduziert

Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)
Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)

„Der Anstieg der Immobilienpreise im Euroraum übertrifft seit der Finanzkrise den Anstieg der Verbraucherpreise deutlich. Immobilien wurden somit im Verhältnis zu anderen Gütern und Dienstleistungen deutlich teurer. Die Preise für Wohnimmobilien stiegen zwischen 2009 und 2022 um durchschnittlich 2,9 Prozent pro Jahr, während die jährliche Inflationsrate nur 1,9 Prozent betrug“, so Pudschedl.

Da die Einkommen weitgehend der Entwicklung der Verbraucherpreise folgen, hat sich die Leistbarkeit von Wohnimmobilien im Euroraum seit der Finanzkrise deutlich reduziert. Unmittelbar nach 2009 kam es zwar kurzfristig zu einem Rückgang der Immobilienpreise und dabei sogar zu einer Erhöhung der Leistbarkeit, doch die folgende Niedrigzinsphase unterstützte einen starken Anstieg der Immobilienpreise weit über das Ausmaß der Einkommenssteigerungen hinaus. Der Abstand zwischen Immobilienpreis- und Einkommensdynamik erhöhte sich in der Folge während der Coronakrise weiter. In Österreich war der Wertverlust der Einkommen in Bezug auf die Immobilienpreise mit rund 60 Prozent überdurchschnittlich hoch.

UniCredit Bank Austria/HK

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