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6. Dezember 2023

Schwellenländer: Risiko sinkt

Anleger sollten die Risiken von Schwellenländer-Investments nach Ansicht des Impact-Investment-Managers BlueOrchard überdenken. In der Vergangenheit galten Schwellenländer aufgrund ihrer wirtschaftlichen Instabilität als hochriskant, was sich aber geändert hat.

Louis Leutenegger, Portfoliomanager bei BlueOrchard
Louis Leutenegger, Portfoliomanager bei BlueOrchard

In erster Linie haben viele Schwellenländer ihre Haushaltslage erheblich verbessert, indem sie ihre Defizite durch eine disziplinierte Haushaltsführung und Einnahmen verringert haben. BlueOrchard-Portfoliomanager Louis Leutenegger verweist in diesem Zusammenhang auf Daten von Bloomberg. Demnach wiesen die Schwellenländer von 2000 bis 2022 ein durchschnittliches Defizit von minus 2,6 Prozent auf, gegenüber minus 3,4 Prozent in den Industrieländern.

Gestärkte Schwellenländer

Leutenegger: „Dies hat zu einer geringeren Abhängigkeit von externer Finanzierung geführt und die Volkswirtschaften widerstandsfähiger gegen plötzliche Kapitalabflüsse gemacht.“ Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) zeigten, dass die Auslandsfinanzierung der Schwellenländer von einem Höchststand von 50 Prozent im Jahr 1989 auf voraussichtlich 28 Prozent bis Ende 2024 sinken werde. „Darüber hinaus konnten viele Schwellenländer ihre Leistungsbilanzdefizite deutlich reduzieren“, so der Portfoliomanager. „Ein gutes Beispiel dafür ist Thailand, mit einem durchschnittlichen Leistungsbilanzüberschuss von 3,4 Prozent zwischen 2012 und 2022 laut IWF.“

Wesentliche Reformen

Zudem haben die Schwellenländer BlueOrchard zufolge wesentliche Strukturreformen durchgeführt, vor allem in Bereichen wie Banken, Arbeit und Handel. „Diese haben das Unternehmensumfeld verbessert und das Wirtschaftswachstum gefördert.“ Eine Studie des IWF aus dem Jahr 2023 zeige, dass gut abgestimmte Reformen einen erheblichen positiven Einfluss auf das Wirtschaftswachstum haben könnten. „Demnach kann die Produktion innerhalb von zwei Jahren um vier Prozent und innerhalb von vier Jahren um acht Prozent steigen“, so Leutenegger. Der Experte nennt als Beispiel das südamerikanische Land Uruguay, das in den vergangenen Jahren verschiedene Reformen durchgeführt habe. „Es hat seinen fiskalischen Rahmen angepasst und eine Rentenreform eingeführt, welche laut Fitch die Nachhaltigkeit des Systems verbessert.“

Weniger Risiko

Neben diesen positiven Entwicklungen auf der Makroebene haben sich nach Einschätzung von BlueOrchard auch die Kreditgrundlagen der Unternehmen in den Schwellenländern verbessert. So sei der Verschuldungsgrad der Emittenten von Hartwährungsanleihen deutlich gesunken. „Dies macht die Unternehmen weniger anfällig für wirtschaftliche Schocks und attraktiver für Investoren“, schreibt Leutenegger. Eine von JP Morgan im August 2023 durchgeführte Analyse von über 200 Unternehmensemittenten zeige, dass der Nettoverschuldungsgrad von einem Höchstwert von 2,1x im Jahr 2016 auf ein moderates Niveau von 1,2x im Juni 2023 gesunken sei.

Außerdem habe sich die Zinsdeckungsquote verbessert und liege derzeit auf einem hohen Niveau von 9,3x. „Diese verbesserten Kreditkennzahlen verschaffen den Unternehmen einen angemessenen Puffer, um in den kommenden Jahren mit steigenden Refinanzierungskosten fertig zu werden.“ Diese Beispiele zeigen BlueOrchard zufolge, dass es sich für Anleger lohnt, konventionelle Sichtweisen auf die Risiken der Schwellenländer in Frage zu stellen.

BlueOrchard/HK

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