fbpx
17. Oktober 2022

Risikofaktor China

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Im Vorfeld des Parteikongresses in Peking gab es zahlreiche Analysen zum Reich der Mitte. Das Zeugnis fällt nicht schmeichelhaft aus: Unter anderem wird China als Risikofaktor für die Weltwirtschaft bezeichnet.

China

Die To-Do-Liste für die Volksrepublik ist lange: Ungelöste Covid-Problematik, unbefriedigendes Wachstum, maroder Immobiliensektor usw. Aber das ist noch nicht alles: In einer gemeinsamen Analyse mit dem Institute of East Asia Studies der Universität Duisburg-Essen kommen die Volkswirte von Berenberg zu dem Ergebnis, dass sich China vom Wachstumsmotor zum Risikofaktor für die Weltwirtschaft und politische Stabilität gewandelt hat. 

Weniger Wachstum 

So sagt Berenberg-Volkswirt Mickey Levy: „China hat seinen wirtschaftlichen Aufstieg einem eigentümlichen Wirtschaftsmodell zu verdanken, das marktwirtschaftliche Prozesse mit starken Elementen einer Zentralverwaltungswirtschaft kombiniert. Dieses Modell war lange Zeit sehr erfolgreich und galt vielen als Alternative zum Kapitalismus amerikanischer Prägung mit bis weit in die Zukunft reichendem hohen Wachstum. Diese Ansicht teilen wir nicht. In Zukunft werden abnehmende und geringere Wachstumsraten die neue Normalität sein.“

Indien holt auf

Mit dieser Einschätzung steht Levy nicht allein da. China war lange Zeit das Produktionszentrum der Welt, doch der große Rivale Indien könnte dem Reich der Mitte schon bald den Rang ablaufen. Das liegt laut Nick Payne, Investmentmanager bei Jupiter, daran, dass politische und wirtschaftliche Veränderungen das Gleichgewicht nach Indien und somit in Richtung des westlich von China gelegenen großen Rivalen verlagern.

Chinesisches Märchen

Somit gibt es gleich mehrere Risken: Für die Volkswirtschaft Chinas durch Konkurrenz im Aufwind; für Investoren, die sich bisher ohnedies nicht über eine gute Performance freuen können – und letztlich für die Geopolitik. Denn der Besitzanspruch Chinas gegenüber Taiwan hängt wie ein Damoklesschwert über der Weltpolitik.

Und natürlich das Risiko, dass China seine innenpolitischen Probleme über den Kopf wachsen könnten. Hier ist an erster Stelle die verfehlte Null-Covid-Toleranz zu nennen, mit der die Pandemie offensichtlich nicht auszurotten ist. Westliche Industrienationen müssen hingegen nicht ganze Städte abriegeln und scheinen das Virus in den Griff zu bekommen. So viel zu dem Märchen, dass autoritäre Planung der liberal-aufgeklärten sozialen Marktwirtschaft und Demokratie überlegen sei.  

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.