Kolumne Putz: Stimmungsmache
Gute Halbjahresberichte zeigen, dass weniger Umsatz mit attraktiven Margen wettgemacht werden kann. Die von manchen befürchtete Gewinnrevision (= die Unternehmensgewinne sinken) zeigte sich nicht. Dennoch: In etlichen Halbjahresberichten kann man zunehmende Kämpfe um Marktanteile herauslesen. Ob den europäischen Unternehmen hier der Biss fehlt, der in Asien letztendlich Marktanteile kostet, wird die Zeit zeigen.
Die kommende Woche wird dank der erwarteten Zinsschritte (je plus 0,25%) der Fed und der EZB durchaus bewegt. Wichtig sind vor allem die Begleitreden der jeweiligen Chef-Notenbanker. Am Freitag erwarten uns Stimmungs- und Inflationsdaten der großen Volkswirtschaften.
Asien
Die Märkte Asiens liefern erst am Freitag Daten. Bis dahin werden sich die asiatischen Börsen eher von den Aussagen zur konjunkturellen Entwicklung in den USA und in Europa leiten lassen, da dies die für Asien wichtigen Exportmärkt sind. Die Inflation in Japan wird leicht sinkend erwartet (von 3,1% auf 2,8%). Die Bank of Japan wird daher den Leitzins wohl unverändert bei -0,1% belassen.
Europa
Am Montag werden die Einkaufsmanagerindizes die europäischen Börsen bewegen. Der Produktionssektor verbessert sich, bleibt aber in Deutschland mit 41,0 weiterhin negativ (EU 43,5). Der Dienstleistungssektor bleibt in der expansiven Zone (Deutschland 53,1 / EU 51,5). Der ifo Konjunkturreport für Deutschland erscheint am Dienstag. Die EZB hebt am Donnerstag die Zinsen von 3,5% auf 3,75% an. Das begleitende Statement der Notenbank liefert wichtigen Kontext. Die Inflation wird am Freitag in Deutschland bei 6,6% erwartet.
USA
Die US-Einkaufsmanagerindizes bleiben konstant uneinheitlich (Produktionssektor 46,4 / Dienstleistungssektor 54,1). Das Highlight der Woche ist die Zinserhöhung der Fed um +0,25% auf dann 5,5%. Auch hier ist vor allem die Begleitrede von Powell wichtig, der sich auf die Entwicklung der Kerninflation berufen und daher wohl eine weitere Zinserhöhung ankündigen wird. Der Anstieg der Konsumausgaben fällt diesmal höher als die Inflationsrate aus (freut den Einzelhandel). Die Einkommen wachsen mit +0,5% ggü. dem Vormonat geringfügig stärker als die Privatausgaben (+0,4%). All das erklärt das wirklich gute Verbrauchervertrauen (konstant bei 72,6).
Fazit
Der Zinszyklus der Notenbanken geht langsam zu Ende. Das sowohl von Lagarde als auch von Powell zu hören, erwarten die Märkte. Dabei sollte man aber ihre bisher getätigten Statements, noch zumindest ein weiteres Mal an der Zinsschraube drehen zu wollen, nicht vergessen. Vor allem in den USA ist die Stimmung ungebrochen gut. Auch die sonstigen Kennzahlen lassen auf eine angenehme Woche hoffen.