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7. September 2023

Kampf gegen Greenwashing

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Immer mehr Hochglanzprospekte versprechen saubere Investments, aber stimmt das auch wirklich? Das GELD-Magazin hat recherchiert, wie sich Investoren gegen die Gefahr von Greenwashing effektiv wappnen können.

Greenwashing

Wenn sich in einem als nachhaltig angepriesenem Fonds auf einmal Öl-Multis, Atomkraftbetreiber oder die Hersteller kontroversieller Waffen tummeln, ist klar: Man ist Greenwashing auf den Leim gegangen. Das Phänomen beschreibt den Versuch, durch Desinformation ein „grünes Image“ zu erlangen – im Widerspruch zur schmutzigen Realität. Wie sollen sich Investoren schützen?

Reinhard Friesenbichler, Gründer der Unternehmens­beratung rfu, (c)MichaelGizicki

Eigenverantwortung zählt

Das GELD-Magazin sprach mit Reinhard Friesenbichler, Gründer der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Unternehmensberatung rfu, zum Thema Greenwashing: „Ganz oben, als ersten Punkt, sollte beim Privatanleger ein Mindestmaß an Mündigkeit und Kompetenz stehen. Er tut gut daran, sich vor der Anlageentscheidung mit dem entsprechenden Finanzprodukt auseinanderzusetzen, immerhin geht es um keine alltägliche Konsumentscheidung, sondern um eine, die meist in die mehrere tausend Euro geht.“ Zwar könne man vom Normalverbraucher nicht verlangen, in alle Ebenen von ESG-Modellen vorzudringen, „ein kritischer Blick auf das entsprechende Produkt zahlt sich aber aus. Man kann so recht schnell ausmachen, ob sich Unternehmen im Portfolio mit den eigenen Vorstellungen von Nachhaltigkeit spießen“, so Friesenbichler.

Gütesiegel beachten

Zweitens rät der Experte, etablierte Nachhaltigkeits-Labels zu beachten. Das „Österreichische Umweltzeichen für Finanzprodukte“ ist das gängigste in der Alpenrepublik und wird von staatlicher Stelle ausgestellt, ein großer Pluspunkt in Sachen Glaubwürdigkeit. Als Prüfer fungieren akkreditierte Experten, die Gutachten im Auftrag der jeweiligen Antragsteller – meist Fondsgesellschaften – erstellen. rfu zählt zu diesen Spezialisten.

Nach dem Österreichischen Umweltzeichen ist das FNG-Gütesiegel hierzulande am weitesten verbreitet und der wohl bekannteste ESG-Standard im deutschsprachigen Raum. Die QNG (Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger Geldanlagen mbH) trägt als FNG-Tochter die Gesamtverantwortung für dieses Label. Weniger bekannt aber gut ist das Nordic Swan Ecolabel, es zeichnet in Sachen Nachhaltigkeit Fonds aus Skandinavien aus, die ja auch in Österreich durchaus beliebt sind.

Schuss nach hinten?

Abgesehen von Gütesiegeln hat der Gesetzgeber für die Unterteilung in Artikel 8- und 9-Fonds gesorgt, was Greenwashing bekämpfen soll. Das Ergebnis ist zweifelhaft. Friesenbichler: „Artikel 8 ist so weitmaschig gestrickt, dass fast jede ESG-Orientierung Platz findet. Artikel 9 legt hingegen ein so enges Korsett an, dass sich kaum ein Produkt dafür qualifiziert. Artikel 9-Fonds sind am europäischen Markt daher nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich vorhanden. Ich sehe hier keine Besserung. Wünschenswert wäre, wenn der Gesetzgeber prinzipiell bei Implementierung und Exekution mehr Praxisnähe zeigen würde.“

Lesen Sie mehr in der GELD-Magazin Ausgabe Nr. 4/2023.

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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