GELD-Magazin, Nr. 4/2023

Wenn sich in einem als nachhaltig angepriesenem Fonds auf einmal Öl-Multis, Atomkraftbetreiber oder die Hersteller kontroversieller Waffen tummeln, ist klar: Man ist Greenwashing auf den Leim gegangen. Das Phänomen beschreibt den Versuch, durch Desinformation ein „grünes Image“ zu erlangen – im Widerspruch zur schmutzigen Realität. Und leider gilt: Eine 100-prozentige Garantie gegen Greenwashing gibt es nicht, dafür aber eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen, vor allem für nicht professionelle Investoren. Kritischer Blick Das GELD-Magazin sprach dazu mit Reinhard Friesenbichler, Gründer der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Unternehmensberatung rfu: „Ganz oben, als ersten Punkt, sollte beim Privatanleger ein Mindestmaß an Mündigkeit und Kompetenz stehen. Er tut gut daran, sich vor der Anlageentscheidung mit dem entsprechenden Finanzprodukt auseinanderzusetzen, immerhin geht es um keine alltägliche Konsumentscheidung, sondern um eine, die meist in die mehrere tausend Euro geht“, so der Experte. Zwar könne man vom Normalverbraucher nicht verlangen, in alle Ebenen von ESGModellen vorzudringen, „ein kritischer Blick auf das entsprechende Produkt zahlt sich aber aus. Man kann so recht schnell ausmachen, ob sich Unternehmen im Portfolio mit den eigenen Vorstellungen von Nachhaltigkeit spießen“, sagt Friesenbichler. Zweitens rät der Experte, etablierte Nachhaltigkeits-Labels zu beachten. Das Österreichische Umweltzeichen für Finanzprodukte ist das gängigste in der Alpenrepublik und wird von staatlicher Stelle ausgestellt, ein großer Pluspunkt in Sachen Glaubwürdigkeit. Als Prüfer fungieren akkreditierte Experten, die Gutachten im Auftrag der jeweiligen Antragsteller – meist Fondsgesellschaften – erstellen. rfu zählt zu diesen Experten, COVERSTORY . Greenwashing Nur nicht schönfärben Immer mehr Hochglanzprospekte versprechen saubere Investments, aber stimmt das auch wirklich? Das GELD-Magazin hat recherchiert, wie sich Anleger gegen das Phänomen Greenwashing effektiv wappnen können. HARALD KOLERUS Es grünt so grün: Greenwashing nimmt im Sog des Nachhaltigkeitstrends leider zu. Credits: tanaonte/stock.adobe.com; beigestellt/MichaelGizicki 34 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2023 Top Ten der Ausschlusskriterien in Österreich Wer checkt, welche Ausschlusskriterien ein bestimmter Fonds verfolgt, kann Greenwashing vorbeugen. Quelle: FNG 10 20 30 40 50 53,5 53,3 35,6 35,8 36,6 46,1 48,6 48,9 52,8 53,1 0 1. Menschenrechtsverletzungen 2. Arbeitsrechtsverletzungen 3. Kohle 4. Waffen und Rüstung 5. Tabak 6. Korruption und Bestechung 7. Kernenergie 8. Umweltzerstörung 9. Kontroverse Waffen 10. Glücksspiel in Milliarden Euro

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