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18. Juli 2022

Italien: Gefährlicher Schuldenberg

In Italien steigt die Rendite 10-jähriger Anleihen in besorgniserregende Sphären. „Um eine Schuldenkrise in der Eurozone zu vermeiden, muss die EZB nun entschlossen handeln“, so Simona Gambarini, Senior Market Strategist bei Goldman Sachs.

Wenn die Renditen längere Zeit auf diesem erhöhten Niveau verharren oder sogar noch weiter steigen, würde die italienische Staatsschuldenquote ohne einschneidende staatliche Maßnahmen laut Gambarini steigen.

„Alarmierend“

„Solange die durchschnittlichen nominalen Zinssätze, die auf Staatsschulden gezahlt werden müssen, niedriger sind als das nominale potenzielle BIP-Wachstum, dürfte die Schuldenquote relativ stabil bleiben. Aber da Italiens nominales BIP-Wachstum vor der Pandemie bei durchschnittlich 2,0 % lag, ist eine Rendite von 3,5 % für 10-jährige Staatsanleihen (BTP) alarmierend, es sei denn, das Land kann sein BIP-Wachstumspotenzial durch Reformen und Investitionen deutlich erhöhen. Dafür ist aber Kontinuität in der Politik erforderlich.“

Schuldenspirale droht

„Italien ist durchaus nicht das einzige Land mit diesem Problem. Allerdings steht Italien im Epizentrum des Fragmentierungsrisikos, denn das Land ist groß genug, um mit einer Schuldenspirale die gesamte Eurozone zu destabilisieren. Doch auch in Griechenland wird die Schuldendynamik beim aktuellen Renditeniveau langsam untragbar, und Frankreich und Portugal sind nicht weit davon entfernt. Die EZB muss also entschlossen handeln, um eine erneute Schuldenkrise in der Eurozone zu vermeiden.“

Ausverkauf bei Anleihen

„Der EZB-Rat hat Mitte Juni bereits wichtige Schritte ergriffen, als er beschloss, Flexibilität bei der Zuteilung der Reinvestitionen aus dem Pandemie-Notfallkaufprogramm walten zu lassen und die Entwicklung eines neuen Instruments zur Verhinderung einer Marktfragmentierung zu beschleunigen. Die Tatsache, dass er mit dieser Entscheidung nicht bis zur nächsten planmäßigen Sitzung im Juli gewartet hat, legt nahe, dass die Notenbanker ausreichend über die Geschwindigkeit des jüngsten Ausverkaufs bei BTP besorgt sind und dass ihre Schmerzgrenze früher als erwartet erreicht wurde. 

Tatsächlich hatte die EZB davor angedeutet, dass ein Anti-Fragmentierungsinstrument nicht bevorstand, aber eingeführt werden könnte, falls die Marktlage es erfordert. Wir rechnen nun im Juli mit der Ankündigung eines Backstops. Wir gehen davon aus, dass dieses neue Instrument wichtige Kapitalflexibilität bieten und keine Ex-ante-Kauflimits enthalten, aber an irgendeine Form von Wirtschaftsreformen geknüpft sein wird. Wir würden es begrüßen, wenn die Aufbau- und Resilienzfazilität der EU genutzt wird, um diese Konditionalität umzusetzen.“

Goldman Sachs Asset Management/HK

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