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1. September 2023

„Gierflation“ heizt Preisen ein

Die Treiber der hohen Inflation sind gar nicht so klar festzusetzen, wie es auf den ersten Blick erscheint. Neben dem Kernfaktor Energie spielen auch höhere Lohnabschlüsse und übermäßiges Gewinnstreben der Unternehmen, manchmal auch „Gierflation“ genannt, eine Rolle.

Michael Hall, Head of Distribution bei Spectrum Markets
Michael Hall, Head of Distribution bei Spectrum Markets

In ihrem Sitzungsprotokoll vom März formulierte die EZB: „Die Entwicklung der Gewinne im Vergleich zu der Entwicklung der Löhne deutet darauf hin, dass die Löhne in den letzten zwei Jahren nur einen begrenzten Einfluss auf die Inflation hatten und dass der Anstieg der Gewinne wesentlich dynamischer war als der durch die Löhne“.

Problem: „Winflation“

Michael Hall, Head of Distribution bei Spectrum Markets, kommentiert dieses Statement: „Das bedeutet, wenn die Unternehmen die höheren Kosten einfach an die Kunden weitergegeben hätten, wäre dies gewinnneutral gewesen. Dieses Phänomen kann als „Gierflation“ oder „Winflation“ bezeichnet werden, und obwohl es schwer zu beweisen ist, deutet der EZB-Bericht darauf hin, dass dies tatsächlich stattfindet und dass das Ausmaß seiner Fortsetzung Auswirkungen auf die Inflation haben könnte.

Aber auch andere Faktoren, die in Zukunft zu einer höheren Inflation beitragen könnten, sollten laut dem Experten nicht unterschätzt werden: „Wie etwa eine Lohn-Preis-Spirale, sobald es weitere Lohnerhöhungsrunden gibt, oder die Kosten der De-Globalisierung infolge der Verlagerung von Arbeitsplätzen und Produktion auf heimische Märkte, um Probleme in der Lieferkette besser bewältigen zu können. Bislang konnten diese Faktoren jedoch noch keinem bedeutenden Ereignis zugeordnet werden. Allerdings werden „die Arbeitskosten zu einer dominanten Triebkraft der Inflation“, wie die EZB in ihrer jüngsten Inflationsprognose erklärte. Darüber hinaus werden die Preise im Dienstleistungssektor eine dominierende Wirkung haben.

Inflationsrate gesunken

Wie die Zentralbank in ihrem Sitzungsprotokoll vom März übrigens ebenfalls feststellte, ist die Gesamtinflation auf drei Monate hochgerechnet von rund 11 % im November 2022 auf etwa 3 % im Februar 2023 gesunken. Eine Entwicklung, die ausschließlich auf die nachlassende Energieinflation zurückzuführen ist. Innerhalb der Kerninflationsrate überwacht und vergleicht die EZB auch energieabhängige und nicht energieabhängige Sektoren, um die indirekten Auswirkungen der Energie- und Nahrungsmittelbestandteile auf die Kerninflation zu bewerten.

Spectrum Markets/HK

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