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30. Juli 2021

„China steht im Mittelpunkt“

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Eric Moffett, Asien-Experte bei T. Rowe Price, erklärt im Interview mit dem GELD-Magazin seine Investment-Strategie. China steht bei den meisten Anlegern im Mittelpunkt, aber auch andernorts finden sich spannende Aktien.

Eric Moffett, Portfolio Manager Asia Opportunities Equity Strategy, T. Rowe Price

Was sind die Vorteile Asiens gegenüber anderen Investment-Regionen? Welche sind die wichtigsten Länder in Ihrem Asien-Portfolio?

Eric Moffett: Das Wachstumsargument für Asien ist gut etabliert: Sein globaler Anteil am BIP steigt weiter, und dieser Trend wird durch ein solides Wachstum der Mittelschicht in der gesamten Region, eine günstige Demografie und den zunehmenden Einfluss der Region auf die globale politische Bühne untermauert.

Weil wir das Portfolio bottom-up aufbauen und uns bemühen, die besten Unternehmen in der Region zu halten, die unserem Anlagerahmen entsprechen, haben wir keine starken Länderpräferenzen. Aber China bleibt unsere größte absolute Länderposition. Wir besitzen eine Vielzahl von Qualitätsnamen in China, darunter der Immobilienentwickler COLI. Wir glauben, dass COLI seinen Marktanteil auch mit den neuen Leverage-Regeln weiter steigern kann.

Sind asiatische Aktien günstig oder teuer bewertet?

Eric Moffett: Wir glauben, dass viele hochwertige Wachstumsunternehmen in Asien ex Japan immer noch zu angemessenen Multiplikatoren gehandelt werden. Obwohl es in einigen Sektoren wie dem chinesischen Biotechnologie- und EV-Bereich (Elektro-Autos) Nischen mit übermäßigem Optimismus gibt.

Wir erwarten für 2021 und darüber hinaus ein gesünderes Gewinnwachstum, wobei das Ausmaß der Gewinnverbesserung vom Tempo der wirtschaftlichen Normalisierung abhängen wird. Daher bestehen gewisse Risiken von Gewinnherabstufungen, falls der Erfolg der Impfstoffe hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Peking hat schnell auf Corona reagiert, ein Vorteil für Chinas Börse?

Eric Moffett: Für viele Investoren bietet Asien derzeit wahrscheinlich das größte Potenzial, und China steht dabei im Mittelpunkt. Wir glauben, dass es sich um einen sehr ineffizienten Markt handelt, was ihn ideal für die Alpha-Generierung macht. Das Land unterliegt weiterhin einem enormen Wandel, und in dieser massiven und hochkomplexen Wirtschaft sind viele Faktoren zu beobachten. In Bezug auf Chinas Wirtschaftsmodell werden weiterhin bedeutende Veränderungen vorgenommen, mit konzertierten Bemühungen, sich stärker auf die inländischen Wachstumstreiber zu konzentrieren, um die Wirtschaft wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Die steigende Macht des Verbrauchers sowie Innovation und Technologie sind wichtige Wachstumstreiber und werden dies auch in den kommenden Monaten und Jahren sein.

Andere asiatische Länder scheinen von der zweiten Corona-Welle hart getroffen zu werden. Wie sehen Sie die Situation?

Eric Moffett: Den mittel- bis langfristigen Ausblick für asiatische Aktien ex Japan beurteilen wir konstruktiv. Die meisten asiatischen Volkswirtschaften befinden sich auf einem stetigen Weg zu einer Normalisierung der Wirtschaftstätigkeit, und Nordasien hat im Vergleich zum Rest der Region im Großen und Ganzen an Fahrt aufgenommen. Darüber hinaus wird die Nachfrage nach Waren aus diesen Volkswirtschaften vom Westen getrieben.

In Asien ohne Japan hält sich auch die Binnennachfrage trotz der uneinheitlichen Erholung der Volkswirtschaften relativ gut. Während China einen V-förmigen Erholungspfad erlebt hat, sind andere asiatische und Entwicklungsländer durch das Wiederauftreten von Coronavirus-Fällen, das Auftauchen neuer Varianten und die Auswirkungen ihrer Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ins Stocken geraten. Im Großen und Ganzen war die relative Verschlechterung der Haushalts- und Leistungsbilanzsalden in der gesamten Region jedoch im Vergleich zu anderen Teilen der Welt überschaubarer.

Wo gibt es außerhalb Chinas interessante Aktien?

Eric Moffett: Wie bereits erwähnt, bauen wir das Portfolio von unten nach oben auf. In Südkorea haben wir etwa das Mobilfunkunternehmen LG Uplus gekauft. Wir erwarben auch Anteile an Coupang, Betreiber der größten E-Commerce-Site des Landes.

In Thailand haben wir in Flughäfen investiert, die wir als „COVID-off“-Begünstigte betrachten, da die Grenzen wieder geöffnet werden und sich der Besucherverkehr mit der Beschleunigung der Impfstoff-Einführungsprogramme erholt. AOT betreibt sechs Flughäfen in Thailand, darunter die Flughäfen Suvarnabhumi und Don Muang in der Hauptstadt Bangkok.

Das Wichtigste für uns ist es, nach Qualitätsunternehmen zu suchen, die zuverlässig Erträge erzielen können – Unternehmen, die unabhängig vom Konjunkturzyklus konstante Erträge erzielen können.

Können Sie weitere spannende Titel nennen?

Eric Moffett: TSMC, Taiwan Semiconductor Manufacturing, ist die weltweit führende Halbleiterschmiede, die in den nächsten Jahren von mehreren Wachstumstreibern profitieren wird, da der Bedarf an schnellerer, effizienterer und leistungsstärkerer Rechenleistung stetig wächst. TSMC ist der weltweit größte Chipproduzent, der Komponenten herstellt, die in Geräten vom Smartphone bis zum Supercomputer verwendet werden. Unserer Ansicht nach ist die Fähigkeit von TSMC, kontinuierlich innovativ zu sein und die fortschrittliche Node-Chip-Herstellung zu führen, einer der Hauptantriebskräfte für den globalen Technologiefortschritt.

Tencent Holdings ist wiederum einer der größten Internetkonzerne der Welt. Die Kernaktivitäten des chinesischen Unternehmens konzentrieren sich auf Online-Gaming und eine Social-Media-Plattform, WeChat, die in China die dominierende Internetplattform ist. Das Unternehmen wird von einem bewährten Managementteam mit strategischer Denkweise geleitet, das kontinuierlich in neue Produktbereiche über verschiedene Technologien gewachsen ist und gleichzeitig seine Produkte und Dienstleistungen effektiv monetarisiert.

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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