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17. September 2021

China bleibt kein „Bremsklotz“

Nach einem sehr starken Jahr 2020 erweist sich das Reich der Mitte heuer als „Bremsklotz“ unter den Schwellenländern. Denn Chinas Wirtschaft verlangsamt sich und der Grad der Regulierung nimmt zu. Die Underperformance wird aber kein Dauerzustand bleiben.

Salman Siddiqui, Fondsmanager bei Jupiter AM
Salman Siddiqui, Fondsmanager bei Jupiter AM

Präsident Xi erklärte, dass eine Gesellschaft mit größerem „gemeinsamen Wohlstand“ geschaffen werden müsse. Das dürfte zur negativen Stimmung beigetragen haben. Dieser Begriff wird immer häufiger verwendet und ist auf die Auffassung der Regierung zurückzuführen, dass die Gesellschaft in China immer ungleicher wird.

Kein Retro-Kommunismus

Wie will China also „gemeinsamen Wohlstand“ erreichen? Salman Siddiqui, Fondsmanager bei Jupiter AM, meint dazu: „Der Begriff ist relativ zweideutig, und manche befürchten, dass er eine Rückkehr zur kommunistischen Vergangenheit oder eine Umverteilung des Reichtums im Stile Robin Hoods bedeutet. Wir sind jedoch der Meinung, dass es in Wirklichkeit nicht um Umverteilung geht, sondern vielmehr darum, der Schaffung von Einkommen und Wohlstand mehr Gewicht zu verleihen.

Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, das BIP von 2020 bis 2035 zu verdoppeln, was ein jährliches Wachstum von fünf Prozent über einen 15-Jahres-Zeitraum voraussetzt. Das ist kein leichtes Unterfangen. Die Privatwirtschaft trägt über 50 Prozent zum Steueraufkommen, 60 Prozent zum BIP, 70 Prozent zur Innovation und 80 Prozent zur Beschäftigung bei. Das bedeutet ganz einfach, dass China ohne einen starken und dynamischen Privatsektor weder wachsen noch sich des Wohlstands erfreuen kann – mit anderen Worten: Wir erwarten nicht, dass China die Gans, die das goldene Ei legt, schlachtet.“

Spannendes Pilotprojekt

„Zwar liegen uns noch keine konkreten politischen Pläne auf nationaler Ebene vor, doch hat die Regierung im Juni beschlossen, in Zhejiang, der drittreichsten Provinz Chinas, die Politik gemeinsamen Wohlstands zu erproben. Zhejiang beherbergt einige der erfolgreichsten Privatunternehmen Chinas und ist ein interessantes Fallbeispiel dafür, wie die Regierung mit Ungleichheit umgehen und den Privatsektor behandeln will.

Für dieses Pilotprojekt wurden mehrere Ziele festgelegt, wie z. B. die Erhöhung der Löhne als Prozentsatz des BIP von Zhejiang und die Verringerung des Einkommensgefälles zwischen Stadt und Land. Entscheidend ist jedoch, dass auch die Zahl der registrierten Privatunternehmen erhöht, die Zahl der Hochschulanmeldungen gesteigert und der Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung verbessert werden soll.“

Wachstum statt Vollbremsung

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die politischen Nachrichten aus China zwar manchmal drakonisch wirken, der Privatsektor in China jedoch unserer Meinung nach weiterhin florieren wird. Er wird von den vor ihm liegenden enormen Wachstumschancen profitieren, sobald sich die Regulierung stärker an die internationalen Standards angeglichen hat.“

Jupiter Asset Management/HK

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