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6. März 2021

Bargeld unerwünscht?

KordovskyMichael
Michael Kordovsky Redakteur

Die EU überlegt eine einheitliche Obergrenze für Bargeldzahlungen von 10.000 Euro. Gleichzeitig laufen in der EZB Vorbereitungen für einen digitalen Euro. Wie weit wird die Freiheit des Bargeldes noch eingeschränkt?

Eine Zahlungsstudie der EZB zeigt, dass 34 Prozent der Bürger des Euroraums aus Vorsichtsgründen zuhause eine zusätzliche Barreserve vorhalten. Österreich ist dabei eine regelrechte Bargeld-Hochburg: Laut EZB-Daten liegt der Bargeldanteil in Österreich bei 79 Prozent bezogen auf Transaktionen und bei 58 Prozent auf den Wert. Die Bedenken gegen reine elektronische Zahlsysteme reichen von Buchungsfehlern, fehlenden Ansprechpartnern bei den Kreditkartenbetreibern bis hin zur Gefahr, dass Finanzdaten über Hacker-angriffe in falsche Hände gelangen. In Österreich gibt es derzeit noch keine Obergrenzen für Barzahlungen. Lediglich der anonyme Kauf von Gold ist mit 9.999 Euro limitiert. Anders ist die Situation in vielen EU-Staaten, deren Obergrenzen zwischen 500 und 15.000 Euro liegen. Im März könnte deshalb die EU-Kommission im Rahmen neuer Maßnahmen gegen Geldwäsche die in einem Arbeitspapier geforderte EU-weite Obergrenze für Barzahlungen umsetzen. Diese würde voraussichtlich bei maximal 10.000 Euro liegen, wobei einzelne Mitgliedsstaaten auch geringere Limits einziehen können. Begründung: Bargeld wird als „Instrument der Wahl für Kriminelle“ bezeichnet.

Elektronische Notenbankwährungen in Planung

Die chinesische Regierung testet in Metropolen wie Shenzen, Suzhou und Hongkong den elektronischen Yuan mit dem Namen Digital Currency Electronic Payment (DCEP). Zentrale Steuerung und damit die Kontrolle der Kommunistischen Partei sind wesentliche Merkmale. Das Ziel ist, dass eines Tages der digitale Yuan Bargeld zur Gänze ersetzen soll. Vom Zeitplan her wäre bereits 2022 bei den Olympischen Winterspielen in Peking der Einsatz des digitalen Yuan möglich. Auch die Fed setzt sich mit einer digitalen Währung auseinander, während im Euroraum in der EZB und den nationalen Zentralbanken der digitale Euro diskutiert wird. Eine endgültige Entscheidung über dieses Projekt soll zur Jahresmitte 2021 gefällt werden.

Konkret geht es hier um eine elektronische Form von Zentralbankgeld in Ergänzung zum Bargeld, das alltägliche Zahlungen effizienter und sicherer machen soll. Bezüglich der Gestaltung gibt es die Wahl zwischen Schwerpunkt Anonymität und Offline-Nutzung und Intermediären, die zur Transaktionsüberprüfung dazwischengeschaltet werden, aber dafür den digitalen Euro in bereits verfügbare elektronische Bankdienstleistungen einbinden könnten. Der digitale Euro könnte wie digitales Bargeld eingesetzt werden, wenn zur Verarbeitung einzelner Zahlungen keine Zentralbank und keine Zwischenstelle erforderlich sind. Sogar eine Nutzung ohne Internetverbindung und somit ein Schutz der Privatsphäre wäre dann möglich. Eine Gefahr ist dabei, dass in einer Krise Gelder abfließen: rein in den bei der EZB sicheren E-Euro. Dem könnte aber die EZB laut Notenbankdirektor Fabio Panetta bei einer Online-Veranstaltung von Bruegel mit saftigen Negativzinsen (minus ein oder minus zwei Prozent sind nicht ausreichend!) bei zu hohen Beständen entgegenwirken. Auch gibt es Überlegungen, die Bestände pro Kunde zu begrenzen, eventuell mit 3000 Euro.

Diesen Beitrag können Sie im GELD-Magazin unter folgendem Link weiterlesen: GELD-Magazin März Ausgabe, Bargeld unterwünscht

Fotocredit: winyu/stock.adobe.com

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Michael Kordovsky Redakteur

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