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1. Juni 2023

Abwertung: Gegenwind für Dollar

Seitdem auch die EZB Ende 2022 – und damit einige Monate nach der Fed – auf geldpolitischen Straffungskurs eingeschwenkt ist, gehen die Märkte von einer zyklischen Abwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro aus.

Norman Villamin, Group Chief Strategist der Union Bancaire Privée
Norman Villamin, Group Chief Strategist der Union Bancaire Privée

„Mit der Aussicht, dass die Fed nun im Gegensatz zur EZB schon diesen Sommer eine Pause bei den Zinsstraffungen einlegen und damit die Zinsdifferenz gegenüber der Eurozone verringern könnte, verdichtet sich dieses Narrativ“, schreibt Norman Villamin, Group Chief Strategist der Union Bancaire Privée.

Bärenmarkt für Dollar

Der US-Dollar hatte nicht nur mit Gegenwind von der Zinsseite zu kämpfen, auch die deutlich besser als erwartete Handelsbilanz der Eurozone aufgrund des milden Winters wirkte sich negativ auf den Dollar aus. Hinzu komme, dass auch die japanische Notenbank an der Zinsschraube dreht, sodass der Wechselkurs des Dollar seit Oktober 2022 um zehn Prozent gesunken ist. Villamin: „All diese Entwicklungen deuten darauf, dass sich der US-Dollar auf einen zyklischen Bärenmarkt zubewegt – den vierten seit den 1960er Jahren.“

Vor dem Hintergrund des von Donald Trump entfachten Handelskriegs zwischen den USA und China habe die asiatische Wirtschaftsmacht ihre Abhängigkeit vom US-Dollar reduziert. Seit 2019 hat sich der Anteil des Yuan an den weltweiten Devisentransaktionen von 4,3 % auf fast 7 % erhöht und damit inzwischen den Kanadischen Dollar und den Schweizer Franken überholt. Die Studie sieht in bilateralen Handelsabkommen, die China 2023 mit Russland, Brasilien und Saudi-Arabien geschlossen hat, ein weiteres Indiz für die schwindende Bedeutung der Welt-Leitwährung im internationalen Handel. „Noch überraschender ist jedoch, dass der Anteil des US-Dollars an den globalen Währungsreserven seit der Jahrtausendwende von mehr als 70 % auf unter 60 % gesunken ist“, schreibt Villamin. Preisbereinigt falle der Bedeutungsverlust des US-Dollars noch dramatischer aus.

Neuorientierung der Investoren

Im historischen Vergleich zum britischen Pfund, das nach Ende der Goldbindung 1931 nur noch bis 1944 als Weltleitwährung fungierte, konnte der US-Dollar auch über 50 Jahre nach Aufhebung des Goldstandards durch US-Präsident Nixon das „unermessliche Privileg einer Weltreservewährung aufrechterhalten“. Das Platzen der Vermögensblase in Japan sowie der Aufstieg des US-Technologiesektors seit den 1980er Jahre und die Globalisierung nach dem Fall der Berliner Mauer haben der Untersuchung zufolge dazu geführt, dass der US-Dollar als globale Leitwährung so lange unangefochten blieb.

Sowohl zyklische als auch strukturelle Faktoren lassen der UBP zufolge in den kommenden Jahren einen wesentlich schwächeren US-Dollar-Wechselkurs erwarten. Um dieser Entwicklung zu begegnen, sollten Aktienanleger Villamin zufolge stärker auf Werte außerhalb des US-Dollar-Raums setzen, die seit 2011 hinter US-Werten zurückgeblieben sind. Ebenso könne Gold eine wichtige Rolle dabei spielen, Vermögen langfristig abzusichern.

Union Bancaire Privée/HK

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