Taiwan: Die große Dürre
Die Chiphersteller in Taiwan kämpfen nicht nur mit Corona, sondern auch mit der schlimmsten Dürre seit mehr als einem halben Jahrhundert. Dies wird einen nachhaltigeren Effekt auf die Halbleiterindustrie und die Wirtschaft der Insel haben, als man vermutet hätte.
Mu Huang, Middle Office Manager bei JK Capital Management (ein Unternehmen der La-Française-Gruppe), kommentiert: „Viele Wasserreservoirs der Insel verfügen derzeit über weniger als 20 Prozent ihrer Kapazität. Bei einigen beträgt der Wasserstand weniger als 10 Prozent, darunter auch Reservoirs, die hauptsächlich die Wasserversorgung der Forschungsanlagen sicherstellen.“
Viele Stromausfälle
„Die Wasserknappheit wirkt sich auch auf die Wasserkrafterzeugung aus. Obwohl Wasserkraft nur 2 Prozent des taiwanesischen Energieerzeugungsmixes ausmacht, ist sie am ehesten dafür geeignet, plötzliche Steigerungen des Energiebedarfs zu decken. Da die Wasser-Strom-Verknüpfung teilweise zu einer Rationierung geführt hat, kann die Wasserkraft nicht mehr den Überschussbedarf von gewerblichen und privaten Nutzern ausgleichen, was nun überall auf der Insel zu Stromausfällen führt.
Da Taiwan einer der regenreichsten Orte weltweit ist, war die Wasserversorgung bisher nie ein Problem. Dies war ein Vorteil für die Chip-Hersteller, da die moderne Halbleiterfertigung stark von einer stabilen Versorgung mit hochwertigem Süßwasser abhängt. Angesichts dieser historischen Dürre hat die taiwanesische Regierung beschlossen, die Bewässerung auf Zehntausenden Hektar Ackerland einzustellen, um die kostbare Wasserversorgung für die wichtigste Industrie des Landes, die Halbleiterindustrie, zu gewährleisten. In einigen Städten hat die Regierung sogar damit begonnen, den Wasserverbrauch zu rationieren, indem sie die Wasserversorgung für zwei Tage in der Woche aussetzt.“
Notfallpläne
„Zwischenzeitlich haben auch die Top-Chiphersteller der Insel, darunter TSMC, United Microelectronics und Winbond, ihre eigenen Notfallpläne für den Umgang mit der Wasserknappheit aktiviert, einschließlich der Mobilisierung von Wassertrucks. TSMC hat über 100 Wassertrucks für 30 Millionen USD bestellt, was nur der Anfang der unweigerlich steigenden Wasserkosten für das Unternehmen sein könnte.“
Standorte von TSMC Produktionsstätten
Enormer Verbrauch
„Laut dem jüngsten Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens werden derzeit 156.000 Tonnen Wasser pro Tag verbraucht. Eine 200-W-EUV-Anlage (Extreme Ultraviolet Lithography), die für die Herstellung von Chips mit einer Größe von 7 nm oder darunter erforderlich ist, benötigt 1.600 Liter Wasser pro Minute zur Kühlung. Eine herkömmliche DUV-Anlage (Deep Ultraviolet Lithography), die weniger moderne Chips herstellt, benötigt hingegen nur 75 Liter pro Minute. Wenn sich also der Produktionsschwerpunkt auf modernere Chips (14nm oder darunter) verlagert, wird auch der Wasserbedarf der Chiphersteller steigen, und zwar drastisch.“
Fazit: Chiphersteller und Elektronikproduzenten in Taiwan könnten bald Betriebsunterbrechungen aufgrund von Wasserknappheit und anderen klimabedingten Ereignissen erfahren.
JK Capital Management Ltd./HK