fbpx
19. April 2022

Was passiert, wenn das Gas ausgeht?

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Durch den Ukraine-Krieg steht ein Gas-Stopp aus Russland im Raum. Flüssiggas (LNG) wird in diesem Fall als Alternative gehandelt. Was halten Expertinnen von dieser Lösung? Das GELD-Magazin hat nachgefragt.

Angela Köppl, Ökonomin im Bereich Klima und Energie am WIFO meint zu diesem Thema: „Sollten die Gas-Importe aus Russland tatsächlich wegfallen, ist schwer vorherzusagen, ob genug LNG oder andere Versorgungsquellen zur Substitution zur Verfügung stehen.“

Effizienz steigern

AngelaKoeppl_c_AlexanderMueller
Angela Köppl, Wifo, ©Alexander Mueller

Für die Expertin ist vor allem wichtig das gesamte Bild zu sehen, wenn es um die Sicherstellung einer nachhaltigen Energieversorgung geht: „Die Nachfrage muss gedämpft werden, was mit einem bewussteren Umgang mit Energie einhergeht. Gleichzeitig muss die Kapazität an Erneuerbaren Energiequellen erhöht werden. Meiner Meinung nach kommt im Energiesystem der Steigerung der Energieeffizienz eine zentrale Rolle zu.“

Langfristig gesehen glaubt Köppl mit Blick auf den Kampf gegen den Klimawandel nicht, dass sich der Vormarsch der nachhaltigen Energieformen wird stoppen lassen – auch wenn jetzt kurzzeitig LNG, Kohle oder Kernkraft Oberwasser erleben sollten.

Erneuerbare Energie stärken

Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpetin bei Greenpeace Österreich
Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpetin bei Greenpeace Österreich, ©mitja_kobal-greenpeace

Jasmin Duregger, Energie-Expertin bei Greenpeace, fügt gegenüber dem GELD-Magazin hinzu: „Es führt natürlich kein Weg an den erneuerbaren Energien und einem effizienteren Umgang mit Energie vorbei. Nicht nur, um unabhängig von undemokratischen Ländern, wie Russland, zu werden, sondern auch um die Klimaziele zu erreichen. Investitionen in Sonnen-, Wind- und Wasserkraft sind gefragt, aber auch ein Sofortprogramm um unsere Häuser & Wohnungen besser zu dämmen. Allein in Österreich sind 40% des Gebäudebestands sanierfähig.“

LNG: Infrastruktur vorhanden

Gegenüber LNG zeigt sich Duregger kritisch: „Seit Dezember 2021 importiert Europa auf einem Hochniveau LNG – Tendenz steigend: Täglich werden zwischen 305 und 422 Millionen Kubikmeter LNG importiert. Ein gutes Fünftel der europäischen Gasversorgung wird mit importierten LNG gedeckt. LNG wird in Europa praktisch ausschließlich importiert. Bislang hat die EU 30-70 Prozent der LNG-Kapazitäten ausgeschöpft (Im Rekordmonat Dezember 2021 60%). Auch die großen LNG-Exporteure können ihre Kapazitäten noch weiter ausschöpfen. Das bedeutet: Die Infrastruktur in Europa, um kurzfristig unabhängiger von russischem Gas über LNG zu werden, sind bereits vorhanden, sie müssen nicht weiter ausgebaut werden.“

Flüssiggas: Neue Abhängigkeit?

Die Expertin abschließend: „Österreich hat kein LNG Terminal, die Preise für LNG-Terminals liegen in Milliardenhöhe. Europa darf jetzt nicht den Fehler machen und sich von der Gas-Abhängigkeit in die Flüssiggas-Abhängigkeit zu begeben! Wer heute LNG-Terminals plant, muss diese über Jahrzehnte betreiben, damit sie wirtschaftlich sind. Europa muss aber bereits bis zum Jahr 2050 den Einsatz von Kohle, Öl und Gas beendet haben, um seine Klimaziele zu erreichen. Mit Investitionen in Flüssiggas ebnen wir den Weg für eine weitere, klimaschädliche Energieform in Europa.“

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.