USA: Heikler Zinsentscheid
Ob eine weitere Zinserhöhung ansteht oder bereits Senkungen in Aussicht sind – Hinweise auf den Weg der Fed erwarten Investoren von der Konferenz der Notenbank in Jackson Hole Ende dieser Woche. Die Beurteilung der Rezessionsgefahr in den USA wird dabei eine wichtige Rolle spielen.
Vor allzu viel Konjunkturoptimismus warnt Victor Zhang, CIO des Asset Managers American Century Investments. Er hält eine Rezession trotz der zuletzt positiven Signale hinsichtlich des Wirtschaftswachstums, des Arbeitsmarkts und des Verbrauchervertrauens immer noch für wahrscheinlich. Dass die Bremswirkung der restriktiven Geldpolitik noch nicht stark zu spüren sei, liege vor allem an der von der in der Literatur belegten Verzögerung von neun bis 24 Monaten, mit der Zinserhöhungen ihre volle Wirkung entfalteten.
Verzögerter Effekt
Zhang: „Wir gehen davon aus, dass die Wirtschaft die größten Auswirkungen der kumulativen Zinserhöhungen – immerhin 5,25 Prozentpunkte innerhalb von 16 Monaten – in den nächsten drei bis sechs Monaten zu spüren bekommen wird. Unseren Analysen zufolge haben wir erst etwa die Hälfte dieses Timelags hinter uns. Der scharfe Preisanstieg – immerhin um kumuliert 16 Prozent seit Januar 2021 – wird zusammen mit den strengeren Kreditvergabestandards die Unternehmensgewinne weiter belasten und die Verbraucherausgaben, die etwa 70 Prozent des US-BIP ausmachen, nach unten ziehen.“
Im Rezessions- und Inflationsszenario würden die Renditen von Staatsanleihen wahrscheinlich fallen und die Kreditspreads sich ausweiten. Dies bedeute für Anleiheinvestoren, dass sie die Duration ihres Portfolios erhöhen, auf hohen Kreditqualität achten sowie inflationsgeschützte Anleihestrategien hinzufügen.
Aktien: Gesunde Bilanzen gefragt
Aktienanlegern rät Zhang, Qualitätsunternehmen mit höherer Rentabilität und gesunden Bilanzen zu bevorzugen, etwa aus den Sektoren Versorger, Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter. Unternehmen mit verlässlichem, langfristigem Gewinnwachstum zeigten im Gegensatz zu besonders konjunkturabhängigen in der Regel eine bessere Performance in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs.
Zhang: Was die Stilfrage Growth vs. Value angeht, so gibt es historisch gesehen keinen eindeutigen Gewinner. In fünf der letzten acht Rezessionen brachten Growth-Werte zwar höhere Gesamtrenditen, aber zum Preis eines höheren durchschnittlichen maximalen Drawdowns als bei Value-Indizes. Vorsicht ist geboten auf dem Rohstoffmarkt, wenn die Nachfrage von Verbrauchern und Industrie nachlässt. In Zeiten fallender Zinsen und erhöhter wirtschaftlicher und marktbezogener Unsicherheit könnte Gold jedoch weiterhin glänzen.“
American Century Investments/HK