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29. April 2024

Österreich: Langer Weg aus Rezession

Die österreichische Industrie hat noch nicht aus der Rezession gefunden und die schrittweise Konsolidierung der Konjunktur kommt nur mühsam voran. Verantwortlich dafür ist auch die internationale Wirtschaftslage.

„Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex lag im April bei 43,6 Punkten. Nach dem Rückschlag im Vormonat setzte sich damit der moderate Aufwärtstrend der vergangenen Monate wieder fort. Der aktuelle Indikator erreichte zwar den höchsten Wert seit genau einem Jahr, doch wurde die Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum in der heimischen Industrie signalisiert werden würde, erneut deutlich verfehlt“, so UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

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Konjunktur schwächelt

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria

Die schwächelnde internationale Industriekonjunktur bremst weiterhin die Entwicklung der heimischen Industrie. „In den Industrieländern zeigten sich zu Beginn des zweiten Quartals keine spürbaren Fortschritte auf dem Weg zu einer Erholung. In den USA rutschte der aktuelle Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie wieder unter die Neutralitätsgrenze und im Euroraum sank der vorläufige Einkaufsmanagerindex auf 45,6 Punkte, belastet durch eine deutliche Verringerung in Frankreich. Positiv für Österreich jedoch, dass es in Deutschland zumindest zu einer leichten Indexverbesserung auf 42,2 Punkte kam“, so Bruckbauer.

Der Anstieg des UniCredit EinkaufsManagerIndex im April fiel zwar verhalten aus, doch erstmals seit drei Jahren verbesserten sich alle Komponenten des Indikators gleichzeitig. „Das Tempo der Produktionskürzungen, der Auftragsrückgänge und des Beschäftigtenabbaus verlangsamte sich zu Beginn des zweiten Quartals. Auch die Kosten- und Preisnachlässe schwächten sich ab und der Lagerabbau bei Vormaterialien erfolgte etwas zögerlicher. Dieser Entspannung stand der beschleunigte Rückgang der Einkaufsmenge und der Anstieg der Bestände in den Verkaufslagern gegenüber, deutliche Hinweise einer schwachen Nachfrage“, so Bruckbauer.

Hoffnung im Neugeschäft

Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)
Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)

Auch zu Beginn des zweiten Quartals war die Nachfrage nach „Made in Austria“ nur verhalten. Seit mittlerweile genau zwei Jahren sinken die Auftragseingänge. „Im April verringerte sich das Neugeschäft im Vergleich zum Vormonat erneut. Der Index für das Neugeschäft stieg allerdings auf 43,5 Punkte, den höchsten Wert seit dem Sommer 2022. Die Verbesserung stützte sich vor allem auf die spürbar geringeren Einbußen im Exportgeschäft“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Angesichts der Verlangsamung des Rückgangs des Neugeschäfts haben die heimischen Betriebe ihre Produktion weniger stark eingeschränkt als in den Vormonaten. Der Produktionsindex stieg geringfügig auf 45,7 Punkte und erreichte damit den höchsten Wert seit genau einem Jahr, unterstützt durch die Aufarbeitung von Auftragsrückständen, was der rasche Rückgang der Auftragspolster im April verdeutlichte.

Rezession kostet Jobs

Mit der Verlangsamung des Produktionsrückgangs erfolgte im April auch der Jobabbau in der österreichischen Industrie wieder etwas langsamer. Der Beschäftigungsindex stieg auf 43,2 Punkte, immerhin ein Dreimonatshoch. Im Zuge der laufenden Anpassung der Produktion an das sinkende Neugeschäft hat die Beschäftigung in der heimischen Industrie vor genau einem Jahr zu sinken begonnen. Seitdem sind mittlerweile knapp 7.000 Jobs im Sektor verloren gegangen.

„Angesichts der anhaltenden Rezession mussten immer mehr heimische Betriebe davon abgehen, qualifizierte Mitarbeiter zu halten, um für eine kommende Produktionsausweitung gut gerüstet zu sein. Der stark sinkende Auslastungsgrad beschleunigte in den vergangenen Monaten die notwendige Anpassung der Personalkapazitäten an die niedrigeren Produktionserfordernisse. Im April stieg die saisonbereinigte Arbeitslosenquote in der Sachgütererzeugung auf 3,7 Prozent, den höchsten Wert seit zweieinhalb Jahren“, so Pudschedl. Sollten sich die Erwartungen einer Erholung in der zweiten Jahreshälfte erfüllen, kann aber von einer Trendwende am Arbeitsmarkt rund um den Jahreswechsel 2024/25 ausgegangen werden.

UniCredit/HK

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