Unterschätzt: Berufsunfähigkeit
Jeder vierte Österreicher ist zumindest einmal von Berufsunfähigkeit betroffen. Laut Sonja Ebhart-Pfeiffer und Rudolf Eder, Vorstandsmitglieder des Österreichischen Verbandes Financial Planners, gewinnt das Thema auch wegen Long-Covid zunehmend an Bedeutung.
Berufsunfähig ist man hierzulande, wenn ein Job voraussichtlich für mindestens sechs Monate zu weniger als 50 Prozent ausgeübt werden kann. Tatsächlich bilden psychische Krankheiten den häufigsten Grund für einen Ausfall – erst danach kommen physische Leiden wie Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparats, Krebs oder Unfallverletzungen.
Covid schlägt zu
Eine Studie der Donau-Universität Krems zeigt, dass sich die psychische Gesundheit der österreichischen Bevölkerung seit Beginn der Pandemie immer weiter verschlechtert. Dabei war laut Sozialministerium bereits vor der Pandemie jeder Zweite in Österreich von einem Burnout betroffen oder gefährdet bzw. zeigte Symptome einer Depression.
Staat hilft nicht immer
„Österreich ist ein Sozialstaat, weshalb es zwar Leistungen aus der gesetzlichen Sozialversicherung gibt, aber es müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt werden, wie etwa eine bestimmte Anzahl an zu Buche stehenden Versicherungsmonaten“, erläutert Ebhart-Pfeiffer. Tatsächlich werden knapp zwei Drittel aller Anträge auf eine Berufsunfähigkeitspension von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) abgelehnt.
Ein Grund dafür ist eine Gesetzesänderung, die 2014 verabschiedet wurde und „Rehabilitation und Umschulung vor Pension“ vorsieht. „Die glückliche Minderheit, bei denen der Antrag genehmigt wird, blicken finanziell aber auch keinen rosigen Zeiten entgegen – so beträgt die Höhe der Durchschnittspension jener 160.000 Österreicher, die aktuell staatliche Berufsunfähigkeitsrente beziehen, 1.158 Euro pro Monat.
Sicherheitsnetz für alle Fälle
Rudolf Eder ergänzt: „Nur zwei bis fünf Prozent sind gegen das Risiko abgesichert, insbesondere weil das Wissen rund um das Thema fehlt. Aber Vorsorge kann Existenzen retten! Insbesondere für junge Personen, die am Anfang ihrer Erwerbskarriere stehen, legen wir eine private Berufsunfähigkeitsversicherung ans Herz, denn hier ist der mögliche Einkommensverlust sehr groß. Die staatliche Absicherung berücksichtigt nur das aktuelle Einkommen, nicht aber zukünftige Karrieren.“
Die Auszahlung der privaten Berufsunfähigkeitsrente sei im Gegensatz zur staatlichen kaum an Bedingungen geknüpft, hier reiche eine ärztliche Bestätigung über eine Berufsunfähigkeit von mindestens 50 Prozent – nur knapp ein Fünftel der Anträge werden abgewiesen. „Grob geschätzt kann eine Berufsunfähigkeitsrente von 1000 Euro pro Monat bereits mit einer monatlichen Prämie ab 40 Euro möglich sein“, gibt er Orientierung.
Verband Financial Planners/HK