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13. April 2021

Serie: Strategie der Privatbanken

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Wie positionieren sich führende Privatbanken in Zeiten von Corona? Das GELD-Magazin hat in einer Interview-Serie nachgefragt (Teil 5 von 5). Dieter Hengl, Vorstandsvorsitzender der Schoellerbank, gefallen günstige Qualitätsaktien besonders gut.

Dieter Hengl, Vorstandsvorsitzender
der Schoellerbank

Wie teuer oder günstig sind Aktien nach dem „Bull-Run“ 2020 heute?

Dieter Hengl: Betrachtet man die aktuelle Bewertungssituation an den Börsen, so sind die wichtigen Aktienindizes tatsächlich sehr teuer geworden. Insbesondere Wachstumswerte aus dem Technologiesektor galten als Corona-Profiteure, die zu jedem Preis gekauft wurden. In den letzten Monaten haben die bisherigen Nachzügler aufgeholt und den Indizes zusätzlich einen Bewertungsschub verliehen. Mittlerweile muss man beider Aktienauswahl daher besonders selektiv vorgehen, um das Portfolio nicht zu korrekturanfällig zu gestalten.

In der Schoellerbank setzen wir deshalb mehr denn je auf günstige Qualitätsaktien mit langfristigen Wachstumsaussichten und investieren nicht in die Breite der Indizes. Gerade in dieser Phase hat die Einzeltitelselektion den Vorteil, dass noch fair bewertete Aktien ins Portfolio aufgenommen werden können– dabei werden wir sogar noch im Technologiesektor fündig.

Wie gehen Sie bei der Branchen-Allokation vor?

Dieter Hengl: Auch der größte Optimismus für manche Sektoren schützt nicht vor nachteiligen Ergebnissen. Das noch junge Jahr 2021 ist ein Paradebeispiel für den Erfolg eines diversifizierten Portfolios. So wäre es falsch gewesen, sich nur auf die gut gelaufenen Sektoren aus 2020 zu stürzen, denn 2021 kam die beste Performance von den Schlusslichtern des Vorjahres, also von Energie- und Finanzwerten.

Zuletzt mehren sich Anzeichen für steigende Inflation …

Hengl: Aus heutiger Sicht sind auf dem Geldmarkt in den kommenden Jahren kaum Veränderungen hinsichtlich der Zinsentwicklung zu erwarten. Die längerfristigen Renditen sind jedoch gestiegen und länger laufende Anleihen haben bereits Kursverluste erlitten. Wir rechnen damit, dass diese Renditeanstiege vor allem in den USA noch weiter anhalten können. Aus unserer Sicht besteht aber keinesfalls die Gefahr einer ausufernden Inflationsdynamik. Vielmehr ist die aktuelle Entwicklung eine Rückkehr zu einem von den Notenbanken gewollten und gesunden Inflationstrend.

Zur Bewältigung der Krisen-Kosten ist das schrittweise Abtragen der relativen Schuldenlast mit Hilfe von moderat gehaltener Inflation und anspringendem Wirtschaftswachstum auch künftig das naheliegendste Szenario. In Europa wird daher die Notenbank sehr wahrscheinlich früher einschreiten und dafür sorgen, dass die Zinsbelastungen für alle Emittenten der Eurozone verkraftbar bleiben. Für gänzlich risikoaverse Anleger wird sich also auch auf absehbare Zukunft kein Zinsertrag auf dem Sparbuch einstellen.

Was bedeutet das für Ihr Anleihen-Exposure?

Dieter Hengl: Da höhere Inflationsraten häufig mit steigenden Renditen einhergehen, sind vor allem Anleihen im aktuellen Umfeld von Kursrückgängen bedroht. Schutz bieten hier Inflationsgeschützte Anleihen. Die Erträge dieser Anleihen bleiben inflationsbereinigt stabil, d. h. Anleger erzielen stets konstante reale Renditen. Wir setzen bereits seit geraumer Zeit auf einen hohen Anteil an inflationsgeschützten Anleihen und blicken der aktuellen Inflationsdynamik gelassen entgegen.

Angesichts des bisher gesagten – erklären Sie bitte Ihre übergeordnete Investmentstrategie.

Dieter Hengl: Wie schon in der Vergangenheit setzen wir auf Realwerte in verschiedenen Segmenten. Neben der bereits beschriebenen Aktienstrategie setzen wir bei Staatsanleihen vorwiegend auf inflationsgeschützte Papiere und mischen selektiv Nominalanleihen bei. Bei Unternehmensanleihen achten wir auf solide Bonitäten, da wir krisenbedingt in Zukunft mit erhöhten Ausfallsraten bei schlechten Schuldnern rechnen. Eine aktive Fremdwährungsbeimischung ist ebenfalls eine Möglichkeit, den Niedrigzinsen zu begegnen. Geldmarktveranlagungen lassen wir komplett außen vor.

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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