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7. April 2021

Serie: Strategie der Privatbanken

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Wie positionieren sich führende Privatbanken angesichts der Corona-Krise? Das GELD-Magazin hat in einer Interview-Serie nachgefragt (Teil 2 von 5). Manfred Huber, Vorstandsvorsitzender der Euram Bank, sieht für Aktien noch „Luft nach oben“.

Manfred Huber, Vorstandsvorsitzender
der Euram Bank

Wie günstig bzw. teuer sind Aktien bewertet?

Manfred Huber: Über die vergangenen Jahre haben Aktien außergewöhnlich hohe Renditen gebracht, weil Unternehmensgewinne kräftig zulegten und Aktienbewertungen gestiegen sind. Grundlos? Nein, denn über die Jahre sind einerseits Anleihen als Veranlagungsinstrument durch die Niedrigzinspolitik der Notenbanken als Anlagealternative ausgeschieden und andererseits enorme Mengen an Geld in Sachwerte, eben Aktien, geflossen. Leitet man das KGV für Aktien mittels der inversen Anleiherendite her, so ist für Aktienbewertung noch einiges an Luft nach oben möglich. Ein Überteuerung angesichts zu erwartender Lockerungen sehen wir aktuell daher nicht.“

Lässt sich vielleicht bei Technologie-Aktien eine Blasenbildung feststellen?

Manfred Huber: An der Börse wird aktuell der „reflation trade“ ­Werte die von einer starken Konjunktur profitieren ­ gehandelt. Dies bringt Technologiewerte unter Druck. Viele davon sind junge Unternehmen, die erst ihre Umsatz- und Gewinnprognosen einlösen müssen. Zusätzlicher Druck auf Technologiewerte kommt von der steigenden Zinskurve in Amerika, wobei wir diese Bewegung als nicht nachhaltig sehen.

Welche Aktien-Regionen erscheinen attraktiv? Und für welche Branchen sind Sie optimistisch eingestellt?

Manfred Huber: Die USA und Asien geben ein Tempo vor, welches Europa nicht mitgehen kann. Daher ist es nachvollziehbar, dass Kapital in die USA und nach Asien strömt. Die vergleichsweise Unterbewertung europäischere Werte wird erst mit starkem Wirtschaftswachstum aufgeholt werden.

Optimistisch sind wir für Sektoren in denen sich großer Nachholbedarf über die vergangenen Monate aufgestaut hat. Dabei denken wir vor allem die Reise-und  Tourismusbranche, Einzelhandel,  Luxusgüter, Banken sowie Gesundheitswerte und Unternehmen, die in nachhaltiger Produktion, z.B. Lebensmittel, tätig sind.

Die Märkte sind nach wie vor von einem Niedrigzins-Umfeld geprägt. Zuletzt mehren sich aber Anzeichen für steigende Inflation. Rechnen Sie mit spürbar anziehender Teuerung?

Manfred Huber: Der US-Renditeanstieg im laufenden Jahr hat auf der Anleiheseite markante Spuren hinterlassen. Geschuldet ist dieser Renditeanstieg der Erwartung steigender Inflation. Dass die Inflation steigen wird ist klar, jedoch handelt es sich hierbei größtenteils um Basiseffekte und um einen 50%igen Ölpreisanstieg. Dass dieser Anstieg über die von der FED gesetzte Marke von 2% gehen wird, ist ebenso klar. Aber ebenso klar ist die Aussage der FED auch eine Inflationsrate von über 3% zu akzeptieren, selbst wenn dieser Zeitraum mehrere Monate andauern sollte.

Für Anleiheinvestoren bedeutet das, den Focus  auf kurze Laufzeiten zu legen ­ und Bonds mit Zinsvorsprung, also Unternehmensanleihen und Anleihen der Peripherie, zu bevorzugen.

Wie sieht Ihre übergeordnete Investmentstrategie aus?

Manfred Huber: Unser Hauptaugenmerk liegt nach wie vor auf ertragsstarken Unternehmen, sowohl auf der Aktien- wie auch Anleiheseite. Damit sehen wir uns für Zeiten verstärkter Schwankungen gut gewappnet.

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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