Schwellenländer: Riskante Anleihen?
Unternehmensanleihen aus Schwellenländern sind dem Schweizer Impact-Investment-Manager BlueOrchard zufolge weniger riskant als mitunter angenommen. Das zeigt eine Analyse historischer Daten im Vergleich zu US-Unternehmensanleihen.
Demnach haben Schwellenländerbonds sowohl bei der Volatilität und Wertentwicklung als auch bei den risikobereinigten Renditen im langfristigen Durchschnitt besser abgeschnitten. „Zwar gab es bei den EM-Unternehmensanleihen einige Phasen der Volatilität. Doch zeigt der allgemeine Trend, dass sie in den letzten Jahren weniger volatil waren als der US-Unternehmensindex“, kommentiert Louis Leutenegger, Portfoliomanager bei BlueOrchard.
Bessere Performance
Die Analyse zeigt, dass die Volatilität des J.P. Morgan Corporate EMBI Broad Diversified Composite Index, der Unternehmensanleihen aus Schwellenländern abbildet, in den vergangenen zehn und 20 Jahren (Stand: Ende April 2023) bei 4,9 % bzw. 5,4 % lag. Die Volatilität des Bloomberg Barclays US Corporate Index, der US-Unternehmensanleihen umfasst, erreichte dagegen 6,7 % beziehungsweise 6,1 %. In Bezug auf die Wertentwicklung übertrafen Corporate-Bonds aus den Emerging Markets (EM) ihre US-Counterparts ebenfalls. Die annualisierte Rendite der Schwellenländer-Bonds von 5,5 % über einen Zeitraum von 20 Jahren bis Ende April 2023 übertraf die der US-Corporates, welche bei 4,1 % lag (Quelle: Bloomberg).
Kalkuliertes Risiko
Auch risikobereinigt schneiden Unternehmensanleihen aus Schwellenländern der Analyse zufolge besser ab. BlueOrchard hat dazu die Sharpe Ratio untersucht, welche die Rendite pro Risikoeinheit misst. Über den genannten Untersuchungszeitraum von zehn beziehungsweise 20 Jahren lag die Sharpe Ratio der EM-Unternehmensanleihen bei 0,41 bzw. 0,78. Für US-Corporates belief sich die Kennzahl auf 0,19 beziehungsweise 0,46 – sie lag also deutlich niedriger. „Dies bedeutet, dass Anleger in Unternehmensanleihen aus Schwellenländern für das von ihnen eingegangene Risiko mit höheren Renditen entschädigt wurden“, erklärt Leutenegger.
Dynamisches Wachstum
BlueOrchard führt dies vor allem auf drei Faktoren zurück: Erstens das dynamischere Wachstum in den Emerging Markets. Dies versetze Unternehmen in eine günstige Lage, ihren finanziellen Verbindlichkeiten nachzukommen, und habe im Laufe der vergangenen Jahre zu einer besseren Kreditqualität geführt. Zweitens die im Schnitt geringere Zinsbindungsdauer (Duration), sprich geringere Sensitivität gegenüber Zinsänderungen. Diese trage zu einer geringeren Volatilität und damit zu besseren risikobereinigten Renditen bei. Drittens die höhere Heterogenität innerhalb der Schwellenländeranleihen gegenüber US-Papieren, woraus sich mehr Potenzial zur Risikostreuung innerhalb der Anlageklasse ergebe.
BlueOrchard/HK