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29. September 2020

Neue Europäische Bankenstudie EBS 2020

Die Covid-19 Auswirkungen sind in der Bankenbranche bereits angekommen: steigende Risikokosten, verringerte Profitabilität und sinkende Kapitalquoten.

Michaela Schneider, Geschäftsführende Partnerin bei zeb-Österreich
Michaela Schneider, Geschäftsführende Partnerin bei zeb-Österreich

Die COVID-19-Pandemie hält Europas Banken fest im Griff. „Die Risikokosten vieler Institute sind europaweit im Laufe des ersten und zweiten Quartals 2020 deutlich gestiegen, mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf die Profitabilität“, skizziert Michaela Schneider, Partnerin der Strategieberatung zeb Österreich, die aktuelle Entwicklung aus der neuen Europäischen Bankenstudie EBS 2020. Zudem ist absehbar, dass die Kapitalquoten der 50 größten Banken Europas angesichts von Ratingverschlechterungen ihrer Kunden sowie der Zunahme von notleidenden Krediten mittelfristig sinken dürften.

Keine Bankenkrise in Sicht

Die europäischen Banken werden die Herausforderungen der COVID-19-Krise aber insgesamt weitgehend überwinden und es wird zu keiner strukturellen Bankenkrise kommen, prognostizieren die Verfasser der Europäischen Bankenstudie. „Ähnlich ist Situation für heimische Finanzinstitute“, weiß Schneider, „und so wie für Europa gilt auch für Österreich: Einzelne gravierende Auswirkungen zeigen sich bei Instituten mit einem hohen Anteil von in der Krise stark betroffener Branchen. Das heißt das Bankportfolio bestimmt die Anfälligkeit für COVID-19-Krise“, so Schneider.

Das sind zentrale Ergebnisse der aktualisierten European Banking Study (EBS) von zeb. Die Strategie- und Managementberatung hat die Abschlüsse von Europas 50 größten Banken zum Ende des zweiten Quartals detailliert untersucht, die Kapitalausstattung der Institute analysiert sowie entsprechende Simulationsszenarien berechnet.

Lockerung der Regulatorien verschafft Spielraum

Im ersten Quartal 2020 waren die Folgen von COVID-19 für die Finanzindustrie noch deutlich sichtbar: Die durchschnittliche Kernkapitalquote (CET1) der 50 größten europäischen Banken fiel auf 14 Prozent (2019: 14,4%). Hauptreiber waren der Anstieg der Neukredite, die Nutzung von Kreditlinien durch Kunden sowie teils negative Ergebnisse infolge höherer Risikokosten im Kreditgeschäft. „Dieser Effekt wurde im zweiten Quartal 2020 vollständig umgekehrt“, zitiert Frank Mrusek, zeb Senior Manager, Ergebnisse der Studie, „insgesamt liegt die Kapitalausstattung der Banken mit 14,4 Prozent am Ende des zweiten Quartals weit über den regulatorischen Quoten und den Anforderungen des Marktes.“ Danach stehen Europas Finanzinstitute solide da.

Profitabilität sinkt

Beim Blick auf die Profitabilität von Europas Top-Instituten ergibt sich ein anderes Bild. Nachdem die durchschnittliche Eigenkapitalrendite nach Steuern im Jahr 2019 noch bei 6,4 Prozent lag, gingen die Ergebnisse im bisherigen Verlauf des Jahres 2020 hauptsächlich getrieben durch höhere Risikokosten deutlich zurück. Im ersten Quartal erreichten die Institute noch eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite von 2,2 Prozent, im zweiten Quartal war diese mit -0,3 Prozent sogar negativ. Parallel liegen die Risikokosten bereits Ende des zweiten Quartals 2020 insgesamt über dem Wert für das Gesamtjahr 2019.Bezogen auf die Situation in Österreich meint Michaela Schneider: „Es gibt heimische Institute mit durchaus solider Kapitalausstattung und Profitabilität. Aber es gibt andere, deren Polster zur Abfederung der Pandemiefolgen bereits sehr klein ist.“

Bankensektor behauptet sich in Krise

Verschiedene Simulationsszenarien im Rahmen der aktualisierten European Banking Study von zeb zeigen, dass die zu erwartenden Verluste (Expected Losses) und risikogewichteten Aktiva (RWA) in den kommenden Jahren signifikant zunehmen dürften. Trotz des daraus resultierenden Rückgangs der Kapitalquoten wird die durchschnittliche Kernkapitalquote (CET1) der 50 größten Banken in Europa allerdings auf einem Niveau oberhalb der regulatorischen Mindestanforderungen bleiben. Lediglich einzelne Institute werden gezwungen sein, die 2020 von den Aufsichtsbehörden freigegebenen Kapitalpuffer zu nutzen.

„Europäische Banken werden nicht in der Lage sein, die Krise und die an sie gestellten Herausforderungen allein zu bewältigen“, ist Mrusek überzeugt, „das Zusammenspiel von Aufsichtsbehörden, Regierungen und Banken muss fortgesetzt werden. Nur so können mögliche künftige Liquiditätsengpässe vermieden sowie die Kreditvergabefähigkeit der Banken gewährleistet werden.“

Bankportfolio bestimmt Anfälligkeit für COVID-19-Krise

Die aktualisierte EBS ergab zudem, dass es mit Blick auf die Auswirkungen in der Krise keine eindeutigen Muster in Bezug auf bestimmte Geschäftsmodelle oder Länder bzw. regionale Risiken gibt. Zwar sind einzelne Institute systematisch besser aufgestellt, individuell gravierende Auswirkungen zeigen sich jedoch insbesondere bei Instituten mit einem hohen Anteil von in der Krise stark betroffener Branchen. Vorrangig spezifische Eigenschaften wie etwa die Größe und die Struktur der Portfolios bestimmen damit die individuellen Auswirkungen von COVID-19. Aus Sicht der Studienautoren sind daher individuelle Auswertungen und Maßnahmen auf Einzelbankebene anstelle eines „Gießkannenprinzips“ über bestimmte Geschäftsmodelle oder Länder hinweg unerlässlich. Dazu gehören insbesondere die Restrukturierung, Redimensionierung und Neuausrichtung von Kreditportfolios.

Details zur aktualisierten European Banking Study 2020 können abgerufen werden unter: https://zebconsulting.com/de-DE/european-banking-study-2020-2-ausgabe

Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens: zeb/SJ

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