Kocher: „Rezession ist zu Ende“
Der österreichischen Wirtschaft geht es nicht glänzend, aber zumindest wurde die Rezession gebannt. Auch bei der Inflation ist Besserung in Sicht, so der renommierte Ökonom und ehemalige Wirtschaftsminister Martin Kocher.

Rosarot präsentieren sich Status Quo und nahe Zukunft der heimischen Wirtschaft nicht. Aber es gibt Hoffnung: Die Konjunktur zieht jetzt schon an, im kommenden Jahr und 2027 soll es dann noch besser laufen. Bei der Teuerung verharrt Österreich laut Kocher weiter über den EU-Schnitt.
Herr Kocher, Österreichs Wirtschaft ist von einer langen Durststrecke geprägt, wie geht es weiter?
Die gute Nachricht lautet: Die Rezession ist zu Ende, denn Österreichs Wirtschaft ist im ersten Halbjahr 2025 wieder gewachsen. Für das das Gesamtjahr 2025 erwarten wir laut aktueller OeNB-Prognose ein BIP-Wachstum von 0,3 Prozent. 2026 und 2027 werden Steigerungsraten von 0,8 bzw. 1,1 Prozent prognostiziert. Die Inflation steigt 2025 auf 3,5 Prozent an, bevor sie 2026 auf 2,4 Prozent sinkt. Damit wird die Teuerung hierzulande noch über dem Durchschnitt des Euro-Raums liegen, die Differenz verringert sich allerdings. Auch 2027 wird die Inflationsrate mit 2,3 Prozent in Österreich laut Prognose noch nicht ganz am Zielwert von zwei Prozent sein.
Was sind die Gründe für die vergleichsweise doch hohe Teuerung in Österreich?
Das lässt sich auch durch das Auslaufen von Einmaleffekten erklären wie beispielsweise der Strompreisbremse, die Ende 2024 ausgelaufen ist und die Preise dadurch erhöht hat. Andere Ursachen sind, erstens, der vergleichsweise größere Anteil des Dienstleistungssektors an der Gesamtwirtschaft, so dass sich die Dienstleistungs-Inflation im Warenkorb stärker widerspiegelt. Zweitens der Energiesektor: Wir waren stark von Gasimporten abhängig, der starke Preisanstieg heizte die Inflation an. Und Drittens: Im kommenden Jahr sind einige Gebührenerhöhungen geplant, was 0,2 Prozentpunkte zur Teuerungsrate beitragen wird. Insgesamt ist die höhere Inflation natürlich nicht nur aus Konsumentensicht bedenklich, weil steigende Kosten zum Verlust von Wettbewerbsfähigkeit führen.
Was lässt sich dagegen unternehmen
Man kann einen teilweisen Ausgleich über gesteigerte Produktivität anstreben, wofür vor allem Innovation gefragt ist. Der Anstieg der Energiepreise sollte eingeschränkt werden. Damit meine ich aber keine direkten Preiseingriffe, sondern mehr Effektivität durch gesetzliche Maßnahmen. Etwa was das Elektrizitätswirtschaftsgesetz betrifft, Einspeisung, Netzwerkentgelte etc. Auch beim Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz und den Genehmigungsverfahren gibt es Potenzial; wir müssen dafür sorgen, schneller zu mehr Erneuerbarer Energie zu kommen.
Ein weiteres heißes Eisen sind die Sparmaßnahmen der Regierung. Ihr Kommentar dazu …
Klar ist: Österreich muss schon allein aus Eigeninteresse Schulden und Defizit zurückfahren. Darüber herrscht auch politischer Konsens. Und ich meine auch, dass dieser Weg Schritt für Schritt verfolgt wird. Vor allem dort, wo der Anstieg der Kosten besonders dynamisch voranschreitet, muss der Hebel angesetzt werden. Es gibt viele Maßnahmen und Überlegungen, um die Effizienz zu steigern. Es ist nun besonders wichtig, diese geradlinig und glaubwürdig umzusetzen.
Lesen Sie das ganze Interview in der GELD-Magazin Ausgabe Nr. 5/2025.