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5. September 2022

Keine tiefe Rezession

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Wichtige Vorlaufindikatoren signalisieren, dass sich die Konjunktur eintrübt. Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der UniCredit Bank Austria, will das im Gespräch mit dem GELD-Magazin keinesfalls beschönigen. Er glaubt aber nicht, dass wir in eine tiefe Rezession schlittern werden. 

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria

Akut spricht sich der Experte im Kampf gegen die massive Teuerung für treffsichere Unterstützung von ärmeren Bevölkerungsschichten aus, es gelte, soziale Verwerfungen tunlichst zu verhindern. Aber auch Besserverdiener sollten nicht vergessen werden. 

Wie würden Sie das Bild der heimischen Konjunktursituation skizzieren?

Die österreichische Wirtschaft hat sich im heurigen ersten Halbjahr als extrem robust erwiesen, wir werden heuer auch voraussichtlich mit einem großen Wachstumsplus abschließen. Es ist aber kein Geheimnis, dass im zweiten Halbjahr und 2023 sehr große Herausforderungen auf uns warten. Die Unterstützung nach den corona-bedingten Nachzieh-Effekten lässt nach und eine deutliche Abkühlung der globalen Industrie ist sichtbar, es gibt kaum Indikatoren, die sich nicht in Richtung Süden neigen. Diese Entwicklung sehen wir rund um den Globus, in Europa, den USA und Asien.    

An einen Absturz in die Rezession glauben Sie aber nicht?

Tatsächlich ist die Gefahr einer Stagnation oder gar Rezession in Österreich und Europa gestiegen, speziell vor allem in Deutschland. Allerdings sehen wir in unserem aktuellen Ausblick in keinem der großen Wirtschaftsräume, Ausnahme Russland, eine einschneidende Rezession. Also kein tiefer Einbruch wie im Corona-Jahr 2020, Österreich verzeichnete damals einen BIP-Rückgang von sechs Prozent.  

Es wird heiß darüber gestritten, wie man die Auswirkungen von Inflation und Energiepreisen abfedern könnte. Was ist der richtige Weg?

Für die ärmeren Bevölkerungsschichten, für diejenigen, die sich das tägliche Leben praktisch nicht mehr leisten können, ist jedenfalls eine gezielte Unterstützung notwendig. Ansonsten würden auch soziale Verwerfungen drohen. Allerdings ist der Wohlstandsverlust für alle spürbar, auch für den Mittelstand, für Besserverdienende. Wenn es die Politik nicht schaffen sollte, die gesellschaftliche Mitte auf ihre Seite zu bringen, droht ihr ein gefährlicher Akzeptanzverlust – und Populisten erhalten neue Munition. Man muss also vermeiden, dass das Gefühl entsteht: „Alle anderen erhalten Unterstützung, aber wo bleibe ich.“ 

Lesen Sie das ganze Interview in der GELD-Magazin September 2022 Ausgabe.

www.bankaustria.at

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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