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21. Juni 2023

Insolvenzen um 11 Prozent gestiegen

Die Zahl der Firmenpleiten steigt weiter und befindet sich aktuell knapp über dem Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019. Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung sind im ersten Halbjahr 2023 in Österreich 2.600 Unternehmen (+ 10,9 Prozent gegenüber 2022) von einer Insolvenz betroffen.

MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz
Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz, © Anna Rauchenberger

Aufgrund dieser Entwicklung plädiert der KSV1870 dafür, darüber nachzudenken, ob in Zukunft auch bis dato mangels Kostendeckung abgewiesene Fälle eröffnet werden sollen. Denn es kommt nicht selten vor, verwertbare Assets zu finden, die zugunsten der Gläubiger ausgelegt werden könnten. „Es muss verhindert werden, dass finanziell gesunde Unternehmen aufgrund eines insolventen Geschäftspartners selbst ins Straucheln geraten. Dazu zählt unserer Meinung auch, etwaige Assets der nichteröffneten Fälle genau unter die Lupe zu nehmen. Passiert das nicht, verlieren die Betriebe noch mehr Geld als das ohnehin schon der Fall ist“, so Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz.

Spektakuläre Pleite: Leiner/Kika

Parallel zu den aktuellen Fallzahlen haben sich auch die vorläufigen Passiva erhöht – und zwar um 26 Prozent auf 1,04 Mrd. Euro. Geschuldet ist diese Entwicklung vor allem der aktuell größten Firmenpleite des Jahres, der Insolvenz rund um die Leiner & kika Möbelhandels GmbH, wo rund 132 Mio. Euro an Verbindlichkeiten zu Buche stehen.

Ansonsten haben sich als Insolvenztreiber die Bereiche Handel, Bauwirtschaft und Tourismus/Gastronomie erwiesen. Wie die Hochrechnung belegt, sind der „Handel inkl. Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ (473 Fälle), die Bauwirtschaft (447) und der Bereich Tourismus/Gastronomie (346) jene Branchen, in denen sich die meisten Insolvenzen ereignen. Diese drei Branchen sind für nahezu die Hälfte aller österreichweiten Firmenpleiten verantwortlich.

Trüber Ausblick

Der KSV1870 geht aus heutiger Sicht davon aus, dass das Vorjahresergebnis von rund 4.800 Firmenpleiten jedenfalls übertroffen wird und am Jahresende 2023 deutlich über 5.000 Fälle zu Buche stehen werden. In welcher Dimension das Endergebnis ausfallen wird, lässt sich aufgrund der vergangenen Wochen schwierig prognostizieren, zumal das Insolvenzgeschehen zuletzt als durchaus volatil zu bezeichnen ist. Während die Zahl der Pleiten im ersten Quartal des Jahres konsequent gestiegen ist, ist diese in den vergangenen Wochen etwas abgeflacht.

Urlaubsgeld als Knackpunkt

Aktuell gilt es auch abzuwarten, welche Auswirkungen unter anderem die Ausbezahlung des „Urlaubsgeldes“ auf finanziell angeschlagene Unternehmen, und damit auch auf das derzeitige Insolvenzgeschehen, hat. Denn wie die Vergangenheit schon öfters gezeigt hat, bringt die Ausbezahlung von Urlaubs- bzw. Weihnachtsgeld jene Betriebe, die sich bereits in Schieflage befinden, zunehmend in die Bredouille. Insgesamt bleibt aus Sicht des KSV1870 festzuhalten, dass die aktuelle Zahl der Firmenpleiten mit Blickrichtung Jahresende auf rund 5.300 Fälle zusteuert. Gegenüber Vorkrisenzeiten wären das etwa 300 insolvente Betriebe mehr.

„Was im ersten Moment nach einer Menge klingt, ist in der Realität weit weg von einer Insolvenzwelle. Es handelt sich dabei vorwiegend um Nachholeffekte aus Krisenzeiten, die wir auch in den kommenden Jahren wohl erleben werden“, so Götze. 

KSV1870/HK

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