fbpx
29. August 2022

Industrie: Beschleunigte Talfahrt

Die Abkühlung der Industriekonjunktur in Österreich hat sich Mitte des dritten Quartals erneut verstärkt. Der „UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex“ sank im August um fast drei Punkte gegenüber dem Vormonat auf 48,8 Zähler.

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria

„Damit fiel der Indikator erstmals seit 25 Monaten unter die Wachstumsgrenze von 50 Punkten“, erklärt UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Nach dem rund zweijährigen Aufschwung, der nach dem Höhepunkt der Coronakrise im Frühjahr 2020 einsetzte, befindet sich die österreichische Industrie seit diesem Sommer auf dem Weg in die Rezession.  

Hohe Kosten

Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)
Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)

Die hohen Energiepreise aber auch steigende Personal- und Transportkosten sorgten im August erneut für einen starken Kostenauftrieb in der heimischen Industrie. „Der Anstieg der Rohstoffpreise und Transportkosten sowie die Anhebung der Abgabepreise erfolgen in der heimischen Industrie weiterhin mit unterschiedlich hohem Tempo. Bislang konnten nicht alle Betriebe den Kostenanstieg in den vergangenen zwei Jahren an ihre Kunden weitergeben, sodass sich die Ertragslage durch die Preistrends tendenziell verschlechtert haben dürfte, wenn auch aktuell mit abnehmender Tendenz“, so UniCredit Bank Austria-Ökonom Walter Pudschedl. 

Weniger neue Jobs

Die Verlangsamung des Beschäftigungsanstiegs in der heimischen Industrie hat sich im August weiter fortgesetzt. Der Beschäftigtenindex sank den sechsten Monat in Folge auf nunmehr 53,9 Punkte. Aufgrund der nachlassenden Nachfrage und der Verringerung der Produktion in den Betrieben hat sich der Bedarf an zusätzlichem Personal als Folge der zweijährigen Erholungsphase deutlich reduziert.

UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im August 2022

Pudschedl: „Im Jahresdurchschnitt 2022 erwarten wir eine Arbeitslosenquote in der Industrie von 3,2 Prozent und damit nur rund halb so hoch wie in der Gesamtwirtschaft mit 6,3 Prozent.“ Im Jahresdurchschnitt 2021 hatte die Arbeitslosenquote in der österreichischen Sachgüterindustrie 4,0 Prozent betragen und in der Gesamtwirtschaft 8,0 Prozent.

Industrie auf Talfahrt

Fast alle Details der monatlichen Umfrage unter heimischen Produktionsbetrieben weisen auf eine andauernde Talfahrt der Industriekonjunktur in Österreich in den kommenden Monaten hin. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die Industrie der Eurozone ist im August zwar nur geringfügig auf 49,7 Punkte gesunken, liegt damit aber genauso unter der Wachstumsgrenze von 50 Punkten wie der Einkaufsmangerindex in Deutschland, Österreichs wichtigstem Handelspartner.

„Nach dem Anstieg der Industrieproduktion im ersten Halbjahr 2022 um fast 8 Prozent rechnen wir für die kommenden Monate zwar mit einer Rezession in der Industrie, dennoch wird aufgrund des guten Starts ins Jahr die Industrieproduktion im Jahresdurchschnitt 2022 noch um rund 3,5 Prozent zulegen“, so Bruckbauer. 2021 betrug das Wachstum in der Sachgüterindustrie fast 12 Prozent.

UniCredit Bank Austria/HK

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.