1. Dezember 2025

Energiewende: Zeit läuft ab

Österreich steht unter Zeitdruck, die Klimaziele bis 2040 zu erreichen. Breite Zustimmung für die Energiewende wäre gegeben. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung befürworten erneuerbare Ressourcen, aber viele Projekte werden durch lokale Widerstände und fehlende Rahmenbedingungen ausgebremst.

Das zeigt der „Marktcheck Energiewende 2025“ von PwC Österreich. „Es geht nicht mehr darum, ob wir die Energiewende umsetzen, sondern wie schnell und effizient wir sie angehen. Die Technik ist da, die Mehrheit der Bevölkerung ist bereit. Und trotzdem verlieren wir wertvolle Zeit, weil wir uns in langwierigen Grundsatzdiskussionen verfangen, wie jetzt auch wieder beim 30. Weltklimagipfel in Brasilien“, so Michael Sponring, Energie-Experte bei PwC Österreich.

Gefragt: Politik und Wirtschaft

Michael Sponring, Energy & Utilities Lead bei PwC Österreich

Bis 2040 wird laut IHS rund um die Energiewende ein zusätzlicher Investitionsbedarf von 102,5 bis 178,7 Milliarden Euro geschätzt. Die Politik muss daher neue Finanzierungsmechanismen schaffen, etwa durch Infrastrukturfonds oder steuerliche Anreize, um große Projekte zu ermöglichen und die Finanzierungskosten für den Energiesektor und die Industrie im Rahmen zu halten. Besonders die Industrie, die rund 45 % der österreichischen CO₂-Emissionen verursacht, braucht gesetzliche Anreize, um auf grüne Technologien umzusteigen. „Unter den aktuellen Rahmenbedingungen, sowohl finanziell als auch politisch, ist eine erfolgreiche Energiewende kaum realisierbar. Es braucht einen nationalen Schulterschluss von Politik und Wirtschaft sowie einen gemeinsamen, koordinierten Plan für unsere Energiezukunft“, so Sponring. 

Konkrete Forderungen

Damit das dringend benötigte Milliarden-Investitionsvolumen nicht zur finanziellen Last für Staat und Endkunden wird, braucht es klare Rahmenbedingungen, die einen kosteneffizienten Ausbau ermöglichen. Dazu gehören gezielte Anreize für private Investitionen und Modelle, die Kunden aktiv an der Transformation beteiligen. Fünf konkrete Maßnahmen wurden identifiziert, die einen schnellen und nachhaltigen Umbau der Energielandschaft sicherstellen sollen.

1) Zentrale Steuerung und klare Zuständigkeiten: Eine zentrale Koordinationsstelle soll die Energieplanung bündeln und dafür sorgen, dass Politik und Wirtschaft abgestimmt handeln.

2) Schnellere Verfahren und verlässliche Regeln: Fixe Fristen, „Fast Lanes“ und stabile Rahmenbedingungen sollen Genehmigungen beschleunigen, Planungssicherheit schaffen und privates Kapital anziehen.

3) Smarter Netzausbau: Physischer Ausbau und digitale Lösungen – wie Smart-Meter-Daten und ein gemeinsamer Energy Data Space – sollen das Netz effizienter machen und Kosten reduzieren.

4) Mehr Anreize für private Investoren: Bessere Investitionsbedingungen, längere Abschreibungen und klare Geschäftsmodelle sollen große Investitionen erleichtern und öffentliche Mittel entlasten.

5) Gesellschaftliche Mobilisierung: Ein positives Zukunftsbild, einfache Beteiligungsmöglichkeiten und eine gezielte Fachkräfteoffensive sollen Akzeptanz schaffen und die Umsetzung unterstützen.

Über den Marktcheck Energiewende

Der Marktcheck Energiewende ist eine jährliche Analyse zur Transformation des österreichischen Energiesystems. Für die Erhebung wurden 20 Expert:inneninterviews mit Vertreter:innen aus Industrie, Energie, Forschung und Finanzwirtschaft geführt und mit aktuellen Marktdaten, Studien und regulatorischen Entwicklungen verknüpft.

PwC/HK

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