11. Juni 2025

USA: Konsequenzen für Investments

Kaum verkünden die USA neue wirtschaftspolitische Pläne, runzeln Kommentatoren die Stirn. Die Ziele wirken beliebig, die Maßnahmen unstet, die Strategie bestenfalls unlogisch. Zölle treiben Preise. Das Vertrauen schwindet, internationale Gläubiger überdenken ihre Investments.

Hans Peter Schupp, Vorstand der Fidecum AG
Hans Peter Schupp, Vorstand der Fidecum AG

Hans Peter Schupp, Vorstand der Fidecum AG, kommentiert: „Das Unverständnis über Donald Trumps Handeln hat auch etwas damit zu tun, dass die meisten es aus einer volkswirtschaftlichen Perspektive betrachten. Dem Betriebswirt dagegen kommt vieles bekannt vor – aus Businessplänen und Sanierungskonzepten.“

USA als Unternehmen

„Denn tatsächlich verfolgt der US-Präsident durch und durch betriebswirtschaftliche Ziele für US Inc.:

Zölle und eine schwächere Währung verbessern die Wettbewerbsfähigkeit zulasten der Konkurrenz. Die Wirtschaftsleistung – der Umsatz von US-Inc. – wird gesteigert.

Schlankere Prozesse, weniger Bürokratie, Kürzung der Sozialausgaben (Löhne) sind klassische Methoden der Kostensenkung in notleidenden Unternehmen.

America first ist nichts anderes als eine Fokussierung auf das Kerngeschäft – internationale Kooperationen und Verpflichtungen werden nur akzeptiert, wenn sie sich rechnen.

Der Mar-a-Lago Accord hat eine Bilanzbereinigung zum Ziel. Bei den Gläubigern sollen Laufzeitverlängerungen und Kuponanpassungen durchgesetzt werden.

Trumps lauter Verhandlungsstil mag irritieren – er folgt jedoch einer klaren Logik.“

Maximale Forderungen

„In der Betriebswirtschaftslehre wird eine derartige Vorgehensweise der distributiven Verhandlung zugeordnet. Bei dieser Verhandlungsform werden Maximalforderungen mit Drohungen kombiniert, um den eigenen Vorteil möglichst weitgehend durchzusetzen. Ein Kompromiss orientiert sich dann an der sogenannten BATNA (Best Alternative to a Negotiated Agreement) – der besten realistischen Handlungsoption, die einem Verhandlungspartner im Falle eines Scheiterns zur Verfügung steht. Trump wendet diese Strategie konsequent an: konfrontativ, fordernd, auf Machtausübung bedacht. Er startet mit extremen Positionen, setzt Gegner öffentlich unter Druck und bleibt bis zuletzt unnachgiebig – es sei denn, die eigenen Kosten steigen zu stark. Als im April 2025 nach der Einführung neuer Zölle die Börsen abstürzten, setzte er sie kurzerhand wieder aus. Was auf den ersten Blick wie politische Willkür wirkt, folgt Regeln der Machtverhandlung – nur eben einer anderen als der kooperativen, konsensorientierten Tradition. Stattdessen ist er laut in der Ansage, flexibel in der Rücknahme. Ein Spiel mit dem Risiko – aber nie darüber hinaus.

All das ließe sich problemlos in einem MBA-Seminar als Case Study präsentieren. Nur: Staaten funktionieren nicht wie Unternehmen. Unternehmen streben nach Gewinn und Marktanteil, Staaten nach Wohlfahrt und Versorgungssicherheit. Während Firmen Kosten senken und unprofitable Bereiche schließen, halten Staaten öffentliche Leistungen auch ohne Rendite aufrecht. Unternehmen handeln im Interesse von Investoren, Staaten im Interesse aller Bürger. Firmen konzentrieren sich auf rentable Kerngeschäfte, Staaten sichern flächendeckende Grundversorgung.“

Folgen für Investments

„Zunächst einmal wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wurde. Der laute Ton gehört zur Verhandlungstaktik – kurzfristige Aufregung ist oft Teil des Spiels. An den Märkten lohnt es sich daher, nicht vorschnell auf politische Signale zu reagieren. Wer die Logik dahinter versteht, bleibt gelassen – auch wenn die Börsen kurzfristig reagieren. Die langfristig wichtigere Frage lautet: Kann diese Strategie funktionieren? Lässt sich so der Gewinn von US Inc. auf Kosten alle anderen Länder erhöhen?

Wir sind da nicht so sicher. Verdrängt ein Unternehmen einen Konkurrenten, steigern sich Marktanteil, Umsatz und Gewinn bei gleichbleibender Nachfrage. Agiert eine Volkswirtschaft so, geraten die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung in Gefahr. Die Nachfrage insgesamt droht dann zu schrumpfen. Konsequenzen könnten sogar der Fall der US Inc. sein. Und ein Umlenken der Kapitalströme in Richtung Europa. Für unseren Fonds wäre das keine schlechte Entwicklung. Seit 25 Jahren bleibt unser Contrarian Value Euroland Fonds seiner Philosophie treu: Wir investieren in unterbewertete Unternehmen mit solidem Geschäftsmodell und echtem Potenzial. Wir denken wie Unternehmer – und kaufen, was der Markt gerade übersieht.“

Fidecum/HK

Disclaimer: Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung von Investments zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Aktien können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls auch weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.geld-magazin.at repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Inhalte von www.geld-magazin.at wurden sorgfältig erstellt, unbeabsichtigt fehlerhafte Darstellungen können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Die 4profit Verlag GmbH lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

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