4. Feber 2023

China: Hase gegen Drachen

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Das Reich der Mitte hat eine rasante Wende in seiner Null-Covid-Politik vollzogen. Daraufhin mehren sich die positiven Einschätzungen zu Chinas Börse und Wirtschaft im „Jahr des Hasen“. Aber ist das für den Westen überhaupt positiv zu sehen?

Die optimistischen Einschätzungen finden kein Ende: So rechnen die Experten von Skagen damit, dass die Schwellenländer von der neuen Covid-Politik Chinas profitieren werden. Ähnlich äußert sich Yasmine Ravai, Senior Portfolio Manager bei Eurizon: „Die große Wiedereröffnung in China ist nun im Gange, was sowohl für die entwickelten Länder als auch für die Schwellenländer eine willkommene Entwicklung ist.“ Und Giorgio Caputo, Senior Fund Manager bei J O Hambro, meint: „China liefert entscheidende Signale für Inflationsentwicklung und Konjunkturerholung.“

Hase China

Ökonomische Superpower

Die wohlwollenden Analysen kommen im Stakkato, alle drei Meldungen stammen vom 2. Februar. An den Aussagen soll nicht gezweifelt werden, es sei aber die Frage erlaubt, wie erfreulich ein Widererwachen des chinesischen Drachen für den Westen ist? Die Gefahr, dass wir vom Reich der Mitte wirtschaftlich an die Wand gespielt werden, ist überdeutlich. Nicht umsonst warnte der Raiffeisen-Wirtschaftsexperte Peter Brezinschek im GELD-Magazin vor dem Projekt der „Neuen Seidenstraße“, mit dem China seine ökonomische und politische Macht auszubauen versucht. Der Fachmann sprach von einer Zeitenwende, die der Westen zu verschlafen droht.

Zeitreise: 1989

Diese Befürchtungen sind nicht neu, ein kurzer Blick ins Bücherregal reicht aus, um china-kritische Werke zu finden: „Vorsicht China“ (Kurt Seinitz, 2006), „Herausforderung China“ (Wolfgang Hirn, 2005) oder „Chinas Jahrhundert“ (Oded Shenkar, 2007). Um nur einige Beispiele zu nennen. Aber in Wirklichkeit hat alles schon viel früher begonnen: Als 1989 chinesische Panzer die Demokratiebestrebungen niederwalzten, hätte eigentlich jedem klar werden müssen, dass China nicht unseren freien Lebensweg wählt. Wie reagierten westliche Politik und Unternehmen? Die Beziehungen zum Reich der Mitte wurden fleißig ausgebaut, denn immerhin lockten billige Produktionsstätten. Argumentativ wurde offiziell die Hoffnung vorgeschoben, wirtschaftlicher Aufstieg würde die Demokratisierung Chinas fördern. Von Anfang an ein Ammenmärchen, das Gegenteil war der Fall.

Hasenjagd

Jetzt steht Europa wie der sprichwörtliche Hase vor dem chinesischen Drachen; Pläne für eine vom Westen finanzierte „europäische Seidenstraße“, dürften in irgendeiner bürokratischen Schublade verstauben. Ins ungute Bild passt, dass China in Taiwan bekanntlich kräftig zündelt. Laut der Informations-Plattform „The Daily Digest“ befürchtet Mike Minihan, Vier-Sterne-General und Leiter des Luftmobilitätskommandos in den USA, dass der Krieg um Taiwan schon 2025 ausbrechen könnte.  „Ich hoffe, ich liege falsch“, so der hochrangige Militär in einem durchgesickerten Memo.

Ob es angesichts dieser Situation vielversprechend ist, in China zu investieren, muss jeder Anleger selbst entscheiden. Im Sinne der vielzitierten Nachhaltigkeit wäre das aber wohl ein Schuss ins eigene Bein.

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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