9. November 2021

Blackout: Knappes Wasser?

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Die Gefahr eines Blackouts wird aktuell verstärkt thematisiert. Dieser langfristige, flächendeckende Stromausfall könnte unsere Grundversorgung gefährden, auch Wasser wäre betroffen. Die Problematik ist aber regional unterschiedlich.

Wenn der Strom nicht mehr aus der Steckdose kommt, sind auch andere lebenswichtige Versorgungseinrichtungen betroffen. Eine konkrete Frage zur Wasserversorgung stellte das GELD-Magazin an Herbert Saurugg, er ist der bekannteste Blackout-Experte Österreichs.

Probleme in Hochhäusern

Herbert Saurugg, Internationaler Blackout- und Krisenvorsorgeexperte
Herbert Saurugg, Internationaler Blackout- und Krisenvorsorgeexperte

Saurugg: „Die Wasserversorgung funktioniert regional sehr unterschiedlich. Wien ist einer der wenigen Millionenstädte, wo das Wasser großteils durch Eigendruck verteilt wird, weil die Wasserversorgung vor über 100 Jahren gebaut wurde. Dennoch kann es im Einzelfall auch in Wien zu Problemen kommen, wenn das Gefälle nicht ausreicht, wie im Westen von Wien. Zum anderen kann es speziell in Hochhäusern ab den 6ten Stock zu Problemen kommen.“

Reserven anlegen

„Auch in Gebieten über der Donau, wo Grundwasser dazugepumpt werden kann, sind Störungen nicht ausgeschlossen. Daher meine generelle Empfehlung: zumindest 2 Liter pro Person und Tag für 3-5 Tage zu bevorraten. Dann ist man auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Ansonsten gilt, beim eigenen Wasserversorger zu hinterfragen, ob und wie lange die Wasserversorgung funktioniert und vor allem, warum. Das muss schlüssig erklärt werden können.“

„Feuerwehr“ rückt aus

Das GELD-Magazin hat auch bei Wien Energie nachgefragt, wie prinzipiell ein Blackout vermieden werden soll. Das Statement lautet: „Ein großflächiger Stromausfall ist ein Krisenszenario, auf das wir vorbereitet sind und das wir als Energiedienstleister regelmäßig trainieren. Damit dieser Katastrophenfall vermieden wird, gibt es viele Sicherheitsmechanismen, die gerade hier in Österreich und Europa sehr gut funktionieren.

Wenn im Stromnetz ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage vorkommt, braucht es die Netzreserve. Hier springen unsere Kraftwerke wie eine Art Feuerwehr fürs Stromnetz ein und stabilisieren das Netz. Die Anzahl dieser Noteinsätze nimmt aufgrund der dezentralen und volatilen Erzeugung zu. Vor wenigen Jahren musste Wien Energie nur rund 15 Mal die Stromerzeugung kurzfristig hochfahren, um die Netze zu stabilisieren. In den letzten Jahren war dies bis zu 240 Mal pro Jahr der Fall. Von dieser Flexibilität profitiert das Stromnetz in ganz Österreich.“

Die Gefahr steigt

Aber wie erklärt sich eigentlich die verstärkte mediale Präsenz der Blackout-Problematik? Saurugg: „Es gab in den letzten Wochen mehrere Info-Aktivitäten, wie vom Österreichischen Bundesheer oder vom Innenministerium. Auf der anderen Seite scheint die Zeit reif zu sein, um das Thema wirklich ansprechen zu können. Das ist auch gut so, da wir im kommenden Winter sicher mit größeren Problemen rechnen müssen.

Einerseits durch den Kohle- und Atomausstieg in Deutschland und zum anderen durch eine angespannte Situation bei den Gaspreisen und beim Füllstand der Gasspeicher. Sollte es zu einer anhaltenden Kältewelle kommen, müssen wir mit größeren Problemen rechnen. Ob es dabei auch zu einem Blackout kommen wird, weiß niemand. Aber die Gefahr ist sicher deutlich im Steigen.“

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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