Zu früh für Aktien?
Manche Sentiment Indikatoren senden mittlerweile wieder ein Kaufsignal für die Aktienmärkte. „Diesen Schritt möchten wir aktuell aber noch nicht machen, da nach wie vor zu viele Unsicherheitsfaktoren vorherrschen“, so Helmut Siegler, Investmentvorstand der Schoellerbank.
Der Experte analysiert: „Auf der einen Seite prosperiert die Wirtschaft und die Unternehmensgewinne sprudeln seit einigen Quartalen, sodass die Zinsen zur Inflationsdämpfung angehoben werden müssen. Auf der anderen Seite sorgt der Krieg in der Ukraine, mit nach wie vor unbekanntem Eskalationspotenzial, für hohe Ölpreise, die in der Vergangenheit oftmals Rezessionen ausgelöst haben.“
Aktien vs. Zinsen
Siegler meint weiters zum GELD-Magazin: „In Anbetracht dieser gemischten Signale stellen wir uns mit einer Aktiengewichtung im positiven Bereich in die Mitte unseres Anlagespektrums und warten ab, bis sich der Nebel etwas lichtet. Für 2022 werden mehrere Zinserhöhungen erwartet.
Historische Daten für den S&P 500 zeigen, dass sich die ersten Zinsanhebungen nicht negativ auf den Aktienmarkt auswirken, sondern die Kurse vorerst weiter steigen. Das Dilemma ist, dass die Ölpreise aufgrund der aktuellen Situation stark gestiegen sind und dadurch negative Auswirkungen auf die Märkte zu erwarten sind.“
Europa leidet
Siegler geht auch davon aus, dass die Eurozone aufgrund ihrer wirtschaftlichen Verflechtung mit der Ukraine und Russland vom Konflikt überproportional betroffen sein wird und sich der Euro etwas schwächer als erwartet entwickeln könnte: „Anlagechancen bieten daher Fremdwährungsanleihen von Emittenten mit guten Bonitäten. Dabei sollte man sich auf die größten Währungen (G10) konzentrieren.
Im Euroraum kann man Chancen bei Investment-Grade-Anleihen nutzen. Die Risikoaufschläge haben sich aufgrund der jüngsten Unsicherheiten ausgeweitet und die Bewertungen sind wieder attraktiver geworden. Unternehmen mit sehr guten Bonitäten und mit kürzeren Restlaufzeiten sind zu bevorzugen, um von einem Renditeanstieg besser geschützt zu sein.“
Interessante Schwellenländer
Der Experte hat noch einen Ratschlag parat: „Zur Ertragsoptimierung bietet sich ein Investment in Schwellenländern lokaler Währung an. Viele Schwellenländer haben bereits vergangenes Jahr die Zinsen erhöht, um der steigenden Inflation entgegenzuwirken und sind den westlichen Zentralbanken damit voraus. Die Eskalation im Ukraine-Krieg sorgte für einen Anstieg der Volatilität, jedoch bieten sich dadurch günstigere Kaufkurse. Auch in diesem Segment sind Emittenten guter Bonitäten zu bevorzugen. Langfristig sehen wir durch die höhere Wachstumserwartung Aufholpotenzial bei den Währungen.“
Gold als Beimischung
Aufgrund der hohen Schwankungen – vergleichbar mit Aktien, jedoch ohne Dividenden – spielen Gold und andere Edelmetalle in seiner Veranlagungsstrategie hingegen eine untergeordnete Rolle: „Als geringfügige Krisenbeimischung kann Gold aber durchaus Sinn ergeben. Hierzu ist der Kauf von Gold in Form von Münzen oder Barren anderen Angeboten vorzuziehen.“
Auch interessant: Lesen Sie in der GELD-Magazin April 2022 Ausgabe „Strategien der Privatbanken“.