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10. Januar 2022

Wirtschaft: Optimismus überwiegt

Kurzfristig stehen Investoren Herausforderungen bevor, zum Jahresende hin sollte die Wirtschaft aber aufholen. Die Inflation könnte hingegen abnehmen. Das meint Nikolaj Schmidt, Ökonom beim Vermögensverwalter T. Rowe Price.

Nikolaj Schmidt, Chief International Economist beim Vermögensverwalter T. Rowe Price
Nikolaj Schmidt, Chief International Economist bei T. Rowe Price

Laut Schmidt ist die Inflation eine entscheidende Herausforderung: „Sie hat inzwischen ein Niveau erreicht, das die meisten zu Beginn des Jahres 2021 nicht für möglich gehalten hätten – selbst diejenigen, die sonst immer eine höhere Inflation vorhersagen.“

Keine Rezession

Bei näherer Betrachtung der Inflation deutet vieles darauf hin, dass die vieldiskutierten Probleme mit den Lieferketten zugrunde liegen, so Schmidt. Ein entscheidender Indikator dafür sind die steigenden Automobilpreise.

Doch diese Daten seien weder ein Anzeichen für eine Rezession noch eine Überhitzung der Wirtschaft, sondern spiegelten lediglich Probleme auf der Angebotsseite wider: „Sobald die Probleme in den Lieferketten allmählich gelöst werden, wird der größte Teil des Inflationsdrucks, den wir heute erleben, nachlassen.“

Omikron-Dämpfer

Trotz solider Marktbedingungen war das Wirtschaftswachstum bereits vor der Omikronwelle gefährdet, und zwar durch Probleme bei den globalen Lieferketten, strengerer fiskalpolitischer Entscheidungen und hoher Inflation – hauptsächlich aufgrund der steigenden Energiepreise.

Andererseits hat die hohe Inflation für einen Stimmungswechsel bei der Fed gesorgt: „Das bedeutet, dass das Herzstück des weltweiten Finanzsystems nun die Notwendigkeit sieht, seine Wertpapierkäufe an den Märkten sowohl früher als auch stärker zurückzufahren – und dass der Weg zu Zinserhöhungen möglicherweise kürzer geworden ist“. Die Wirtschaft „hinkt“ somit zunächst in das Jahr 2022. Doch was bedeutet das für die Aktien- und Finanzmärkte mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf?

Höhere Schwankungen bei Aktien

„Die Finanzmärkte neigen dazu, nicht allzu weit in die Zukunft zu schauen – und ich vermute, dass sie sich zunächst eingehend mit den Herausforderungen befassen werden.“ Für wachstumssensitive Anlagen wie Aktien bedeutet dies, dass der Beginn des neuen Jahres starke Schwankungen mit sich bringen könnte.

Wenn die Dinge mit der Zeit klarer werden und sich abzeichnet, dass die Probleme der globalen Lieferketten bald behoben sein werden, so wird sich auch das Narrativ ändern: „Ich erwarte eine Verschiebung der Perspektive. Nachdem wir blind auf die Herausforderungen gestarrt haben, wird das längerfristige Wachstumsnarrativ wieder dominieren“, so Schmidt. Laut dem Chefökonom wird dies dann eintreten, wenn Klarheit darüber besteht, welche Beschränkungen die großen europäischen Länder und die USA einführen, um die Ausbreitung des Coronavirus auf einem politisch akzeptablen Niveau zu halten.

Aktien: Europa vor USA

Für einen langfristigen Ausblick plant Schmidt einen stärkeren Fokus auf den Rest der Welt und weniger auf die USA zu legen: „Außerhalb der USA haben die Volkswirtschaften noch mehr Kraft und einen größeren Nachholbedarf. Deshalb halte ich vor allem Europa für eine interessante Anlagemöglichkeit.“

T. Rowe Price/HK

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