Wirtschaft Österreich: Weitere Abkühlung
Die Wirtschaftslage in Österreich trübt sich weiter ein. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im Juni auf minus 2,9 Punkte gesunken. Das bedeutet: Über den Sommer ist mit unerwünschter Abkühlung zu rechnen.
Maßgeblich für den Rückgang des Konjunkturindikators zur Jahresmitte war laut UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer die spürbare Verschlechterung der Stimmung im Dienstleistungssektor. Und das, obwohl sich die pessimistische Grundstimmung der Konsumenten unter anderem angesichts der verlangsamten Inflation im Juni etwas aufhellte.
Fehlende Nachfrage
„Neben der Eintrübung im Dienstleistungssektor hat auch die fehlende Industrienachfrage aus dem Ausland die Konjunkturstimmung in Österreich nach unten gezogen. Der positive Trend nach dem Abklingen der Energiekrise und der Auflösung der Lieferkettenprobleme ist mittlerweile der Enttäuschung über die geringen Impulse – unter anderem aus China nach der Öffnung aus der Pandemie – sowie dem zunehmend spürbaren Effekt der geldpolitischen Verschärfung gewichen. Zudem belastet der Einbruch am Bau, bedingt durch die gesunkene Leistbarkeit von Wohnimmobilien nach den starken Kostenanstiegen sowie Zinsanhebungen der EZB“, so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Erholung in der Warteschleife
Angesichts der aktuellen Wirtschafts- und Stimmungsindikatoren ist statt einer Erholung für den Sommer 2023 eine Abkühlung der Konjunktur in Sicht, aber kein Einbruch. „Wir bleiben optimistisch, dass sich im späteren Verlauf des zweiten Halbjahres die Verbesserung der Rahmenbedingungen, durch den Inflationsrückgang und die Beendigung der geldpolitischen Straffung, positiv auf die Wirtschaftsdynamik auswirken wird. Für 2023 gehen wir dank eines statistischen Überhangs weiterhin von einem Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent aus, wenn auch das Prognoserisiko klar nach unten zeigt. Dafür könnte sich im Gegenzug unsere BIP-Prognose von 1,2 Prozent für 2024 als zu vorsichtig erweisen“, meint Pudschedl.
Mehr Arbeitslose
Aufgrund der anhaltenden Nachfrage nach Arbeitskräften im Dienstleistungsbereich fiel der Anstieg der Arbeitslosenquote im zweiten Quartal nur moderat aus. In den kommenden Monaten wird sich die Aufwärtsbewegung der Arbeitslosenquote durch die anhaltend schwachen Konjunktur zwar fortsetzen, aber aufgrund der derzeitigen Enge am Arbeitsmarkt weiterhin nur sehr gebremst erfolgen. „Wir erwarten weiterhin einen Anstieg der Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2023 auf 6,4 Prozent und mit den verbesserten Wirtschaftsaussichten für 2024 einen leichten Rückgang auf 6,3 Prozent“, so Pudschedl.
Inflation sinkt spürbar
„Die Gesamtinflation dürfte sich in Österreich mit dem beschleunigten Rückgang in der zweiten Jahreshälfte auf rund 4 Prozent zum Jahresende abschwächen. Im Gesamtjahr 2023 ergibt sich nach über 9,5 Prozent im ersten Halbjahr eine durchschnittliche Teuerung von voraussichtlich 7,6 Prozent, der höchste Wert seit 1975“, meint Pudschedl. Angesichts der wegfallenden Unterstützung durch die Energiepreisentwicklung sowie der hohen Lohndynamik wird sich der Inflationsrückgang 2024 spürbar verlangsamen. Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria erwarten eine durchschnittliche Teuerung von 3,5 Prozent.
UniCredit Bank Austria/HK